Verwischte Grenzen. Jüdische Identitäten in Zentraleuropa nach 1918. 28. Internationale Sommerakademie

Verwischte Grenzen. Jüdische Identitäten in Zentraleuropa nach 1918. 28. Internationale Sommerakademie

Veranstalter
Institut für jüdische Geschichte Österreichs; Centrum für jüdische Studien
Veranstaltungsort
Volkskundemusem Wien, Laudongasse 15-19, 1080 Wien
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
03.07.2018 - 06.07.2018
Von
Sabine Hödl

Das Ende des Ersten Weltkriegs 1918, der in Nord- und Osteuropa in weitere kriegerische Auseinandersetzungen mündete, manifestierte sich an vielen Orten als revolutionärer Systembruch von der Monarchie zur Republik, der von einer allgemeinen sozialen und ökonomischen Krise begleitet wurde. In den Nachfolgestaaten der ehemaligen Habsburgermonarchie wurden aus dem „Staatsvolk der Juden“ (Joseph Samuel Bloch) nationale oder religiöse Minderheiten, die ihre Position als solche noch zu behaupten hatten.
Jüdinnen und Juden waren auch als Individuen an den Veränderungen und Umbrüchen aktiv beteiligt und/oder passiv davon betroffen. Sie waren in hoher Zahl Opfer von Gewalt und zugleich auch Akteure revolutionären Wandels und demokratischer Neugestaltung.
Jüdische Gemeinden wurden mit Forderungen nach Demokratisierung ebenso konfrontiert wie mit Verschiebungen der innerjüdischen Machtstrukturen in Folge des aufstrebenden Zionismus und einer Politisierung der Orthodoxie. Zugleich brachten der Krieg und sein Ende ein Erstarken des Antisemitismus in Wort und Tat mit sich. In Reaktion darauf wurden jüdische Milizen gegründet und andere Abwehrmaßnahmen getroffen.

Programm

Dienstag, 3. Juli 2018

19.00 Uhr
Begrüßung
Martha Keil, Injoest/IÖG
Daniel Löcker, MA 7 / Wiener Vorlesungen

Eröffnungsvortrag
Pieter M. Judson, Florenz
1918 und danach. Von einem Vielvölkerreich zu vielen Vielvölkerstaaten

Mittwoch, 4. Juli 2018

9.30–9.45 Uhr
Martha Keil, Gerald Lamprecht
Verwischte Grenzen – Einleitung Nationalismus

NATIONALISMUS

9.45–10.30 Uhr
Börries Kuzmany, Wien
Nationale Autonomie für Juden in der Zwischenkriegszeit und ihre Wurzeln in der Habsburgermonarchie

10.30–11.15 Uhr
Jan Rybak, Florenz
Kontinuität zwischen „Empire“ und „Nationalstaat“: Juden/Jüdinnen in Galizien 1917–1919

11.45–12.30 Uhr
Katrin Steffen, Lüneburg
Herausforderung Nationalstaat: Politische Konzepte und kulturelle Verortungen von Juden in Polen nach 1918

12.30–13.15 Uhr
Miloslav Szabó, Bratislava
Gegen „Judaismus“ und „Judeobolschewismus“. Die Entwicklung des politischen Antisemitismus in Österreich und in der Tschechoslowakei 1919–1922

IDENTITÄTEN – LOYALITÄTEN

15.00–15.45 Uhr
Judith Szapor, Montreal
Between Self-Defense and Loyalty: Jewish Responses to the Numerus Clausus Law in Hungary, 1920–1928

15.45–16.30 Uhr
Michael L. Miller, Budapest
Auflösung und Desillusionierung: Ungarischsprachige Juden nach dem Ersten Weltkrieg

17.00–17.45 Uhr
Ursula K. Mindler-Steiner, Graz
Jüdische „Identitätsfindungen“ im westungarischen/ burgenländischen Raum der Zwischenkriegszeit

Donnerstag, 5. Juli 2018

IDENTITÄTEN – LOYALITÄTEN

9.30–10.15 Uhr
Marsha L. Rozenblit, Maryland
German Loyalties in a Czech Nation State:the Dilemma of the Jews in Moravia, 1918–1938

10.15–11.00 Uhr
Iris Nachum, Jerusalem
„Die „Bekenntnisdeutschen“ – diskursive Konstruktion eines neuen jüdischen Identitätsbegriffs in der Tschechoslowakei der

ZWISCHENKRIEGSZEIT

11.30–12.15 Uhr
Irena Šumi, Maribor
Living in a Brand New State: Jews in the Kingdom of Serbs, Croats and Slovenes

12.15–13.00 Uhr
Sabine Mayr, Meran
Kreative Stimmen gegen den Nationalismus: Die jüdische Gemeinde in Meran in den
1920er Jahren

LITERATUR UND KUNST

14.30–15.15 Uhr
Karen Bähr, Erfurt
„Und daß ich lebend zurückkam, finde ich völlig unbegreiflich“ – Heimkehrerzählungen
von und über jüdische Soldaten nach dem Ersten Weltkrieg

15.15–16.00 Uhr
Olaf Terpitz, Graz
Der Erste Weltkrieg und die Verhandlung der Frage nach Recht und Gerechtigkeit in
jüdischen Literaturen

16.30–17.15 Uhr
Susanne Korbel, Graz
Das letzte Leintuch oder letzte Reisen zwischen Budapest und Wien? Das Repertoire
jüdischer Volkssänger und Soubretteninde in Meran in den 1920er Jahren

Freitag, 6. Juli 2018

ZIONISMUS – ANTISEMITISMUS

9.30–10.15 Uhr
Kristina Schierbaum, Frankfurt/Main
Henryk Goldszmit alias Janusz Korczak: Geboren als polnischer Jude unter russischer Fremdherrschaft

10.15–11.00 Uhr
Ruth Nattermann, München
„Il Vento di Sion“. Faszination, Verklärung und Ablehnung zionistischer Identitätsentwürfe
im italienisch-jüdischen Bürgertum der Nachkriegszeit

11.30–12.15 Uhr
Dieter J. Hecht, Wien
Wer bleibt, wer geht? Die Gründung des Palästina-Amts in Wien 1918/19

Exkursion St. Pölten
ab 13.30
Haus der Geschichte im Museum NÖ und
Ausstellung „Verwischte Grenzen. Jüdische Verortungen nach 1918“. Ehemalige Synagoge St. Pölten

Kontakt

Sabine Hödl

www.injoest.ac.at