Beiträge zu einem Sammelband „Prophetie, Prognose und Politik. Personengeschichtliche Perspektiven zwischen Antike und Neuzeit“

Beiträge zu einem Sammelband „Prophetie, Prognose und Politik. Personengeschichtliche Perspektiven zwischen Antike und Neuzeit“

Veranstalter
Institut für Personengeschichte
Veranstaltungsort
Ort
Bensheim
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.10.2018 -
Deadline
15.10.2018
Website
Von
Hoffarth, Christian

König Krösus und die Pythia von Delphi, Friedrich Barbarossa und Hildegard von Bingen, Ronald Reagan und Joan Quigley: Zu allen Zeiten standen politische Akteur/-innen in Kontakt zu prophetisch und anderweitig als hellsichtig hervortretenden Personen. Ganz ohne allfälligen Verschwörungstheorien das Wort reden zu wollen, lässt sich mit P.-C. Mayer-Tasch konstatieren, dass in einer angeblich säkularisierten Moderne nicht weniger als in der Vormoderne „das Prophetische in all seinen Spielarten zu den konstitutiven Elementen des Politischen gezählt werden muss.“

Insbesondere die ideengeschichtliche Forschung hat sich denn auch in jüngerer Zeit verstärkt dem Komplex des Verhältnisses zwischen Prophetie und Politik zugewandt. Daraus hervorgegangen ist unter anderem die Einsicht, dass Prophetien und Weissagungen von vornherein stets als auf ihre Gegenwart gerichtete politische Stellungnahmen und Agitationen zu verstehen sind. Unterbelichtet bleibt dabei allerdings die Frage, ob und wie bestimmte Vorhersagen tatsächlich politische Wirkung entfalten konnten.

Um hierauf eine Antwort geben zu können, muss der Blick auf die Ebene der Akteure geführt werden. Der projektierte Sammelband soll exemplarische Einzelstudien über die Beziehungen von politischen Akteur/-innen und prophetisch und prognostisch hervortretenden Personen von der Antike bis in die Zeitgeschichte versammeln, um so eine diachrone Perspektive auf das Phänomen zu ermöglichen, Konstanten und Entwicklungslinien zu beleuchten. Besonderes Gewicht soll dabei auf die biographische Tragweite gelegt werden.

Als leitende Fragekomplexe böten sich beispielsweise die folgenden an:

- Wie kommen die Beziehungen zwischen politischem Akteur und Vorhersagendem zustande? Sucht die politische Akteurin gezielt den Rat der Vorhersagenden, oder sucht jene aus eigenem Antrieb die Nähe zur politischen Akteurin? Welche Motive für die Kontaktaufnahmen lassen sich erkennen? Welche Rolle spielen vermittelnde Dritte?

- Wie genau ist die Beziehung zwischen politischer Akteurin und Vorhersagendem geartet? Wird das Verhältnis als persönliche oder professionelle, als hierarchische oder als gleichwertige Beziehung konzipiert? Handelt es sich um längerfristige, institutionalisierte oder um flüchtige, punktuelle Verhältnisse? Auf welcher Basis bildet sich Vertrauen zwischen den beiden Seiten aus?

- Welchen konkreten Einfluss auf politisches Entscheiden und Handeln nimmt die prophetisch und prognostisch hervortretende Person? Welche politischen Wissens- und Handlungsfelder betreffen die Vorhersagen und die womöglich auf ihnen fußenden Handlungen? Sind Aussagen darüber möglich, ob Handlungen des politischen Akteurs ohne den Einfluss der Vorhersagenden anders verlaufen wären?

- Wie beurteilt der politische Akteur selbst die Rolle der Vorhersagenden? Ist er sich bewusst und gesteht gegenüber anderen ein, dass sie eine Rolle für sein politisches Handeln spielt, oder hält er seine Beziehung zu ihr geheim? Rationalisiert er den Einfluss, den er ihr zugesteht, oder sieht er den Wert der Vorhersagen gerade in den vermeintlich überrationalen Einsichten, die sie ermöglichen? Wird das Verhältnis von Politik und Vorhersage überhaupt als eines von Rationalität und Irrationalität betrachtet?

- Welche Urteile fällen Zeitgenossen über das Verhältnis der politischen Akteurin und des Vorhersagenden und über die Bedeutung des Vorhersagenden für politisches Entscheiden und Handeln? Werden Vorwürfe erhoben und gegen welche Seite richten sich diese? Instrumentalisieren politische und soziale Gegner ihre Kenntnisse über die Beziehungen des Vorhersagenden und der politischen Akteurin, um letzterer zu schaden?

Erbeten werden Vorschläge für Beiträge in deutscher oder englischer Sprache, die konkrete Beispiele für Kontakte und Beziehungen zwischen politischen Akteur/-innen und Vorhersagenden in den Mittelpunkt rücken. Kurze Exposés (max. 400 Worte) können bis zum 15. Oktober 2018 eingereicht werden unter hoffarth@personengeschichte.de.

Der Band soll in der Reihe „Bensheimer Forschungen zur Personengeschichte“ im Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, erscheinen.

Programm

Kontakt

Christian Hoffarth

Institut für Personengeschichte, Hauptstraße 65, 64625 Bensheim

hoffarth@personengeschichte.de