Universität und Kommunikation. Die höhere Bildung im deutschen und polnischen Raum als ein grenzüberschreitendes Phänomen (bis zum Jahre 1939)

Universität und Kommunikation. Die höhere Bildung im deutschen und polnischen Raum als ein grenzüberschreitendes Phänomen (bis zum Jahre 1939)

Veranstalter
Dr. Renata Skowrońska, Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg; Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München; Prof. Dr. Andrzej Radzimiński, Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, Institut für Geschichte und Archivkunde, Lehrstuhl für Geschichte der Baltischen Länder; Prof. Dr. Helmut Flachenecker, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte; Prof. Dr. Matthias Stickler, Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg; Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg. Die Tagung wird in Verbindung mit dem Kolleg „Mittelalter und Frühe Neuzeit“ veranstaltet.
Veranstaltungsort
Toscanasaal in der ehemaligen Residenz der Würzburger Fürstbischöfe, Residenzplatz 2 (Südflügel)
Ort
Würzburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.09.2019 - 17.09.2019
Deadline
15.09.2019
Von
Dr. Renata Skowronska

Die Bedeutung der Hochschulen für die kontinuierliche wissenschaftlich-kulturelle Entwicklung der polnisch- und deutschsprachigen Gebiete Mitteleuropas wurde in der historischen Forschung oft unter verschiedenen Schwerpunkten betont. Historischen Abhandlungen dazu stellten meist die Geschichte einer bestimmten Universität dar oder behandelten ausgewählte Teilaspekte von Hochschulen. So wurden zum Beispiel die Wanderungen und Karrieren der Studenten aus polnischen und deutschen Gebieten (und ihre Herkunftsorte) ziemlich ausführlich untersucht, vor allem anhand von Universitätsmatrikeln. Eine nach wie vor offene Frage stellt die komplexe Thematik des wechselseitigen deutsch-polnischen Einflusses bzw. Austauschs in der akademischen Welt (tradierte und neue Wissensbestände, akademische Lehre und Forschung) sowie die Analyse von deren Wirkung in vergleichender synchroner und diachroner Perspektive. Die daraus folgenden direkten und indirekten wechselseitigen Einflüsse hinterließen deutliche Spuren in den Verfassungs- und Rechtssystemen Polens und Deutschlands (Legislative, Exekutive und Judikative) und prägen den Charakter beider Länder bis heute. Es gibt zwar viele wichtige wissenschaftliche Einzelpublikationen, die diese Fragestellung berühren und eine solide Basis für weitergehende Forschungen bilden, eine systematische, die unterschiedlichen Einzelaspekte bündelnde Gesamtdarstellung stellt jedoch bis heute ein Forschungsdesiderat dar.

Im Mittelpunkt der Tagung sollen folgende Hauptfragen stehen:
- Hochschulen: ideelle und organisatorische Grundsätze seit ihren mittelalterlichen Anfängen und Wege ihrer Weiterentwicklung sowie wechselseitige Einflüsse;
- Studenten: territoriale und soziale Herkunft und ihre Bedeutung, Wege der Studienreisen (peregrinatio academica), Selbstorganisation der Studenten an den Universitäten (u.a. das Thema nationes im Mittelalter sowie der Landsmannschaften, Orden und Studentenverbindungen und -vereinen modernen Typs in der Neuzeit);
- Absolventen (mit und ohne Abschluss): grenzüberschreitende berufliche Möglichkeiten und tatsächliche Karrierewege;
- Hochschulen, Studenten und Absolventen: formelle und informelle Netzwerke der Institutionen und Personen sowie wechselseitige Wirkmechanismen in der Wissenschaft und im Beruf (Einfluss, Austausch, Zusammenarbeit);
- Hochschulen / Herrschaft (Staat): Problem der akademischen Selbstverwaltung vor dem Hintergrund zunehmender Verstaatungstendenzen, Wechselwirkungen auf allen Ebenen.

Untersuchungszeitraum: Vom Mittelalter bis zum Jahr 1933/39.

Der geographische Rahmen der Tagung umfasst zwei Bereiche – den historischen polnischen und deutschen Kultur- und Geschichtsraum. Die politischen Grenzen dieser Gebiete decken sich weitgehend mit dem Territorium des Heiligen Römischen Reiches, Preußens, des Deutschen Bundes bzw. des Deutschen Reichs sowie Polens (Königreich Polen, Polen-Litauen, Rzeczpospolita, Herzogtum Warschau, Kongress-Polen, Zweite Polnische Republik).

Programm

Montag, 16. September 2019

9:00-9:15 Grußworte

9:15-10:30 Einführungsvorträge (Moderation: Prof. Dr. Andrzej Radzimiński)

Prof. Dr. Wolfgang Wüst (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Universelles Studieren in Spätmittelalter und Frühmoderne? Universitäten im Kontext der Stadt-, Landes- und Regionalentwicklung. Polen (Krakau) und Süddeutschland (Altdorf, Dillingen, Erlangen und Würzburg) im Vergleich

Dr. Anna Tarnowska (Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu): Polnische Universitäten in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in einer vergleichenden Perspektive. Neuregelung und Stimmungswandel (numerus clausus und Ausschluss-Absätze)

10:30-11:00 Kaffeepause

11:00-12:30 Zwischen Wissen und Kommunikation (Moderation: Prof. Dr. Helmut Flachenecker)

Dr. Katarzyna Pękacka-Falkowska (Uniwersytet Medyczny im. Karola Marcinkowskiego w Poznaniu): The Medical Faculty of Leiden and its graduates from the Polish-Lithuanian Commonwealth. The transfer of knowledge, the transfer of skills (17th-18th centuries)

Prof. Dr. Wolfgang E.J. Weber (Universität Augsburg): Die deutsche Geschichtswissenschaft und Polen 1850-1933. Wahrnehmungen, Befassungen, Einschätzungen

Prof. Dr. Agnieszka Ogonowska (Uniwersytet Pedagogiczny im. KEN w Krakowie): History of psychology and psychological thought at the Jagiellonian University. Study of Polish-German influences until 1939

12:30-14:00 Mittagspause

14:00-15:30 Netzwerke und Korrespondenz (Moderation: Prof. Dr. Andreas Otto Weber)

Dr. Ulrich Schlegelmilch (Arbeitsstelle Frühneuzeitliche Ärztebriefe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Institut für Geschichte der Medizin, Würzburg): Medizinische Korrespondenz zwischen Deutschen und Polen in der Frühen Neuzeit

Dr. Joanna Kodzik (Universität Leipzig): Polarlichter. Kommunizieren über außergewöhnliche Naturphänomene in den Netzwerken der polnischen Gelehrten Republik im 18. Jahrhundert

Dr. habil. Tomasz Pudłocki (Uniwersytet Jagielloński): Promoting the best? Teachers and students of higher years of studies in Galicia as grantess in Austrian and German University centers between 1867 and 1914

15:30-16:45 Stadtbesichtigung

17:00-19:00 Uhr

Jubiläum 10 Jahre der Polnischen Historischen Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Begrüßung und Reden (Moderation: Prof. Dr. Helmut Flachenecker)

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Udo Arnold (Universität Bonn): Die Zusammenarbeit der polnischen und deutschen Historiker nach 1945. Das Beispiel der Krzyżacy (Deutscher Orden)

Prof. Dr. Andrzej Radzimiński (Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates der Polnischen Historischen Mission): Polnische Historische Mission

Dienstag, 17. September 2019

9:00-10:15 tudium in der Ferne (Moderation: Prof. Dr. Caspar Ehlers)

Prof. Dr. Andrzej Kopiczko (Uniwersytet Warmińsko-Mazurski w Olsztynie, Archiwum Archidiecezji Warmińskiej): Vom Lyceum „Hosianum” bis zur Staatlichen Akademie zu Braunsberg. Organisatorische Änderungen und deren Umstände

Dr. Aleksandra Ziober (Uniwersytet Wrocławski): Foreign education of selected representatives of Sapieha family and their further carrier paths in 17th century

10:15-10:45 Kaffeepause

10:45-12:00 Kontakte und Vermittlung über Grenzen hinweg (Moderation: Prof. Dr. Ryszard Kaczmarek)

Dr. Marcin Sumowski (Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu): Intellectual circles of lower clergy in the late medieval Prussia

Dr. Iwona Dadej (Instytut Historii im. Tadeusza Manteuffla Polskiej Akademii Nauk): Wissenschaftspolitische Ideen auf Wanderschaft. Deutsche und polnische Akademikerinnen in der Zwischenkriegszeit. Netzwerke – Organisationen – Projekte

12:00-14:00 Mittagspause

14:00-15:00 Peregrinatio academica (Moderation: Prof. Dr. Matthias Stickler)

Prof. Dr. Matthias Asche (Universität Potsdam): Litauische Studenten an protestantischen Universitäten im Heiligen Römischen Reich. Institutionen der Bildung und Strukturen der peregrinatio academica in der Frühen Neuzeit

Prof. Dr. Witold Molik (Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu): Polnische Studenten an deutschen Universitäten im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein Baustein zur Erforschung studentischer Migration in Deutschland

15:00-15:30 Kaffeepause

15:30-17:30 Studentische Kulturen im Austausch (Moderation: Prof. Dr. Heinz-Dieter Heimann)

Prof. Dr. Matthias Stickler (Universität Würzburg): Das „Album Schmiedeberg“. Eine Quelle zum Zusammenleben deutscher und polnischer Studenten an der Universität Königsberg in den 1830er Jahren

David Stellmacher (Universität Potsdam): Thesen zu frühneuzeitlichen jesuitischen Studentenkulturen in Ost- und Mitteleuropa am Beispiel der Breslauer Leopoldina

Dr. Sabrina Lausen (Universität Paderborn): Von der „Teutonia“ zur „Polonia“. Polnische studentische Verbindungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Schlussdiskussion

Kontakt

Renata Skowronska

Universität Würzburg, Polnische Historische Mission
Am Hubland, 97074 Würzburg
09313181029

r.skowronska@uni-wuerzburg.de

http://pmh.umk.pl/de/tagung-universitat-und-kommunikation-am-16-und-17-september-2019-in-wurzburg/