Historische Friedens- und Konfliktforschung. Themen, Fragen, Zugänge

Historische Friedens- und Konfliktforschung. Themen, Fragen, Zugänge

Veranstalter
Jan Hansen; Daniel Gerster; Susanne Schregel
PLZ
00000
Ort
o. O.
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.11.2020 -
Deadline
30.11.2020
Von
Susanne Schregel, Historisches Kolleg, München

Es gibt derzeit im deutschsprachigen Raum keine Publikation, die Themen, Ansätze und Perspektiven der Historischen Friedens- und Konfliktforschung bündelt und epochenübergreifend diskutiert. Wir laden daher mit diesem Call for Papers zur Mitarbeit an einem konzeptionellen Sammelband ein, der die Historische Friedens- und Konfliktforschung als diskussionsfreudige und kritische Forschungsperspektive vorstellt und inhaltlich und konzeptionell weiterführt.

Historische Friedens- und Konfliktforschung. Themen, Fragen, Zugänge

Es gibt derzeit im deutschsprachigen Raum keine Publikation, die Themen, Ansätze und Perspektiven der Historischen Friedens- und Konfliktforschung bündelt und epochenübergreifend diskutiert. Wir laden daher mit diesem Call for Papers zur Mitarbeit an einem konzeptionellen Sammelband ein, der die Historische Friedens- und Konfliktforschung als diskussionsfreudige und kritische Forschungsperspektive vorstellt und inhaltlich und konzeptionell weiterführt.

Die Historische Friedens- und Konfliktforschung setzt sich im Kern mit den Bedingungen und Möglichkeiten von Frieden sowie der Einhegung und Überwindung von Krieg und kollektiver Gewalt auseinander. Aus dieser Perspektive entstehen Untersuchungen, die individuelle und kollektive Handlungsmöglichkeiten gegen Krieg und kollektive Gewalt hervorheben und Personen, Initiativen und Institutionen in ihrem Agieren für die Überwindung oder Vermeidung gewaltsamer Konflikte betrachten, ohne Widersprüche und Ambivalenzen historischer Friedensbezüglichkeiten zu übergehen.

Im Mittelpunkt der deutschsprachigen Historischen Friedens- und Konfliktforschung standen bislang vor allem die Entstehung, der Verlauf, die Einhegung, Beilegung und Vermeidung gewaltsamer Konflikte; die Geschichte der Rüstung, Rüstungskritik und der Rüstungsbegrenzung; sowie die Untersuchung von Friedensinitiativen, Friedensrufen, Friedensschlüssen und pazifistischen Bewegungen. Mit einem weiten, „positiven“ Friedensbegriff werden zudem breitere gesellschaftliche Perspektiven und allgemeinere Fragen des sozialen Zusammenlebens behandelt.

Indem die Historische Friedens- und Konfliktforschung Frieden im engen Bezug zum gewaltförmigen Miteinander untersucht sowie das Agieren historischer Akteur/innen in ihrer Orientierung an Zielen wie "Frieden" und "Gewaltfreiheit" sichtbar macht, bildet sie ein Gegengewicht zu Narrationen, die Krieg und Gewalt als Ausgangspunkt ihrer Narrationen setzen. Insofern ist die Historische Friedens- und Konfliktforschung auch eine Perspektive, aus der Historiker/innen zu gegenwartsbezogenen gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen um Frieden, Krieg und Gewaltvermeidung beitragen können.

Zum Publikationsprojekt

Die letzten umfassenderen Bestandsaufnahmen zur Historischen Friedens- und Konfliktforschung sind zu Beginn der 2000er-Jahre erschienen. Seither wurden viele neue Einzelstudien publiziert. Zudem haben sich gesellschaftliche Herausforderungen ergeben, die veränderte Zugänge zu Fragen der Historischen Friedens- und Konfliktforschung motivieren können: Probleme der innergesellschaftlichen Konfliktkultur und Friedensfähigkeit demokratischer Gesellschaften und der Vermeidung gewalthafter Eskalationen haben an Aufmerksamkeit gewonnen. Umweltprobleme und Klimaveränderungen sind nationalstaatlich wie international stärker auf die politische Agenda gerückt, ebenso der Umgang mit Migration und Flucht, Armut und Diskriminierung. Die Rolle des Militärischen in der bundesdeutschen Gesellschaft hat sich mit der Aussetzung der Wehrpflicht verändert. Schließlich haben die institutionelle Verankerung und Förderung der Friedens- und Konfliktforschung (Deutsche Stiftung Friedensforschung, Wissenschaftsrat, „Institut für gesellschaftlichen Zusammenhalt“) Anlass zu Debatten über die wissenschaftspolitischen Konstellationen gegeben, innerhalb derer Themen und Probleme der Friedens- und Konfliktforschung am besten bearbeitet werden können.

Wir laden daher zur Mitarbeit an einem Sammelband „Historische Friedens- und Konfliktforschung. Themen, Fragen, Zugänge“ ein. Der geplante Band wendet sich primär an die Geschichtswissenschaft, aber soll auch darüber hinaus reichen. Mit ihm finden sowohl Studierende eine Einführung ins Forschungsfeld als auch Wissenschaftler/innen inhaltliche und methodische Anregungen. Der Band wird von Daniel Gerster, Jan Hansen und Susanne Schregel herausgegeben und in der Reihe „Frieden und Krieg“ publiziert, die ab 2021 bei Campus erscheint (zu den bisherigen Publikationen siehe hier: https://historische-friedensforschung.org/veroeffentlichungen/frieden-krieg).

Mögliche Themen für Beiträge

Der Band soll sich im Wesentlichen aus konzeptionellen Beiträgen zusammensetzen; wir erbitten also Themenvorschläge, die ihren Gegenstand theoretisch oder methodisch erschließen sowie Vorschläge unterbreiten, wie die Historische Friedens- und Konfliktforschung im genannten Sinn produktiv weiterentwickelt werden kann.

Themen für Beiträge könnten unter anderem sein:

- Zeiten und Räume. Zeitfragen, z.B. Temporalitäten von Frieden und Krieg, wann ist Frieden? wann ist Krieg?, Friedensverträge und Nachkriegsordnungen, Übergänge und Abgrenzungen von Frieden vs. „ewiger“ Frieden; Frieden und Raum, z.B. „militärische Landschaften“; „local turn im peacebuilding“, globale/lokale Verhältnisse; mikrohistorische und praxeologische Perspektiven auf die Schaffung und Bewahrung von Frieden, z.B. Friedenserziehung, praktische Erinnerungskultur/Denkmale.

- Gegenstandsbereiche und mögliche Erweiterungen. Öffnungen der Historischen Friedens- und Konfliktforschung zu weiteren Problemkonstellationen, z.B. Verhältnis von Frieden und Umwelt, Verbindungen zur Stadtgeschichte; Mediengeschichten von Frieden und Krieg; Frieden und „Sicherheit“; soziale Differenz und Gerechtigkeit, z.B. „racial justice“, „environmental justice“; geschlechtergeschichtliche Ansätze in der Historischen Friedens- und Konfliktforschung; Migration; soziale Ungleichheiten; „Zivilität“ und Humanitarismus; weite Friedensbegriffe und „positiver“ Frieden vs. engere Konzeptionen von Frieden, Krieg und Gewalt.

- Überlegungen zu Ansätzen, Methodik und Epistemologie der Historischen Friedens- und Konfliktforschung. Reflexionen zu Erzählformen der Historischen Friedens- und Konfliktforschung; Forschungsansätze und Methoden, „partizipative Forschung“, „epistemische Gewalt“; digitale Quellen; Historische Friedens- und Konfliktforschung in Lehre, Unterricht und Ausstellung; Reflexionen zur Didaktik einer Geschichte des Friedens und der Gewaltüberwindung.

- Reflexionen zu Bedingungen und Zielen der Historischen Friedens- und Konfliktforschung. Was kann sie und was kann sie nicht; wie normativ/politisch darf/muss sie sein? Beziehungen zwischen historischer und sozial- bzw. politikwissenschaftlicher Friedens- und Konfliktforschung; wissenschaftspolitische bzw. wissenschaftsorganisatorische Betrachtungen zur Institutionalisierung und Förderung der Friedens- und Konfliktforschung heute.

Organisatorisches

Wenn Sie ein Kapitel beitragen möchten, senden Sie bitte einen Themenvorschlag mit einem abstract von höchstens 1.800 Zeichen bis zum 30.11.2020 an s.schregel@uni-koeln.de. Die fertigen Beiträge sollten einen Umfang von 20 Seiten à 1.800 Zeichen (insgesamt 36.000 Zeichen, inkl. Leerzeichen) haben.

Der Zuschnitt der Publikation und die weiteren Planungen werden in einem gemeinsamen zoom-Termin mit allen Beitragenden diskutiert und abgesprochen. Eine verbindliche online-Diskussion der Manuskripte ist für Juni 2021 geplant, die Abgabe der fertig gestellten Texte für den September 2021. Die Publikation des Bandes ist auf Herbst 2022 terminiert.

http://historische-friedensforschung.org/veroeffentlichungen/frieden-krieg