Märsche der Moderne. Varianten eines globalen Phänomens

Märsche der Moderne. Varianten eines globalen Phänomens

Veranstalter
Jürgen Dinkel, Kai Nowak (Lehrstuhl für Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts, Universität Leipzig)
Ausrichter
Lehrstuhl für Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts, Universität Leipzig
Veranstaltungsort
Digital
PLZ
04107
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.04.2021 - 22.06.2021
Von
Kai Nowak, Historisches Seminar, Universität Leipzig

Die Ringvorlesung widmet sich Märschen als wichtigem Element politischer Partizipation und Herrschaftsinszenierung in der Massengesellschaft des 20. und 21. Jahrhunderts.

Märsche der Moderne. Varianten eines globalen Phänomens

Es ist eine Binsenweisheit, gerade in Zeiten von Fridays for Future und Pegida: Politik findet nicht nur in den Kabinetten und Parlamenten statt. Menschen bringen sich und ihre Forderungen auf die Straße; sie bewegen sich, um etwas zu bewegen. Die Ringvorlesung widmet sich Märschen als wichtigem Element politischer Partizipation und Herrschaftsinszenierung in der Massengesellschaft des 20. und 21. Jahrhunderts. Märsche vereinen charakteristische Elemente der Moderne: das Auftreten als Gruppe bzw. Gemeinschaft, das Agieren im Spannungsfeld zwischen Ordnung und Dynamik sowie zwischen lokalem Handlungsraum und nationalen bzw. globalen (Medien-)Öffentlichkeiten. Märsche setzen auf breite aktive Teilnahme und nehmen dadurch fast schon einen plebiszitären Charakter an. Sie können auf die Bestätigung des Status quo zielen oder aber den Wunsch nach Veränderungen öffentlich zum Ausdruck bringen. Märsche stellen insofern ein weithin sichtbares Instrument zur Legitimierung respektive Delegitimierung politischer Herrschaft dar, das der Demonstration von Machtansprüchen oder von (abweichenden) politischen Agenden dienen kann. Insbesondere für politisch unterrepräsentierte Gruppen und soziale Bewegungen können Märsche identitätsstiftend sein und eine Erfahrung kollektiver Handlungsmacht vermitteln.

Das 20. Jahrhundert ist reich an (ikonischen) Märschen: von Frauen- und Arbeitermärschen Anfang des Jahrhunderts über Mussolinis Marsch auf Rom (1923), Gandhis Salzmarsch (1930), Martin Luther Kings Marsch auf Washington (1963), dem Marsch „Für Gleichheit – gegen Rassismus“ in Frankreich (1983), Märschen für und gegen Europa, (Auf-)Märschen und Militärparaden in den sozialistischen Staaten, den Ostermärschen der Friedensbewegung bis hin zu den Slut Walks der Gegenwart. Die Ringvorlesung greift einzelne dieser bekannten, aber auch einige weniger bekannte Beispiele heraus. Die Märsche in ihren spezifischen lokalen, nationalen und transnationalen Dimensionen geben den Blick frei sowohl auf zentrale Konfliktlagen des 20. Jahrhunderts als auch auf sich aktualisierende Formen des Politischen. Dies gilt freilich auch retrospektiv: Nicht wenige Märsche sind ins kollektive Gedächtnis eingegangen oder wurden in geschichtspolitischer Absicht instrumentalisiert. Die Ringvorlesung lädt zum Vergleich und zur Systematisierung der jeweiligen Märsche und damit den unterschiedlichen historischen Manifestationen eines bis in die Gegenwart aktuellen globalen politischen Phänomens ein.

Die Ringvorlesung findet vom 20. April bis 22. Juni 2021 jeweils dienstags von 17 bis 19 Uhr digital statt und wird über den Youtube-Kanal des ZMK der Universität Leipzig gestreamt: https://www.youtube.com/c/UniversitätLeipzigZMK/

Organisiert wird die Veranstaltung vom Lehrstuhl für Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts mit Unterstützung des SFB 1199 „Processes of Spatialization under the Global Condition“ und der Vereinigung von Förderern und Freunden der Universität Leipzig.

Programm

20.04.2021
Jürgen Dinkel / Kai Nowak (beide Leipzig): Einführung. Märsche als Sonden ins 20. Jahrhundert
Hubertus Büschel (Kassel): Märsche und Paraden. Inszenierungen von Dekolonisierung und neuer Staatlichkeit in Afrika

27.04.2021
Anne C. Nagel (Gießen) / Ulrich Sieg (Marburg): Die Wissenschaft marschiert

04.05.2021
Ute Schneider (Duisburg-Essen): „Unser Marsch ist eine gute Sache“. Ostermarsch im Ruhrgebiet

11.05.2021
Silke Satjukow (Halle) / Rainer Gries (Wien): Der „Heilige Krieg“ (Sowjetunion 1941) – Marsch und Hymne

18.05.2021
Dieter Gosewinkel (Berlin): Für Gleichheit – gegen Rassismus. Postkoloniale MigrantInnen auf dem „marche des beurs“ 1983

25.05.2021
Winfried Speitkamp (Weimar): Marsch und Mythos. Lettow-Vorbeck in Ostafrika 1917/18

01.06.2021
Maren Möhring (Leipzig): „Come walk or roll or strut or holler or stomp with us”. SlutWalks als feministische Märsche?

08.06.2021
Vanessa Conze (Gießen) / Eckart Conze (Marburg): L‘Europe en marche. Marschieren für und gegen Europa seit 1945

15.06.2021
Detlev Brunner (Leipzig): „Mit uns zieht...“ Zum Marschieren in Sozialen Bewegungen im langen 20. Jahrhundert

22.06.2021
Daniel Maul (Oslo): Märsche als Mittel gewaltfreien Widerstands. Am Beispiel von Gandhis Salzmarsch und Martin Luther Kings Marsch auf Washington

Kontakt

Dr. Jürgen Dinkel / Dr. Kai Nowak

Universität Leipzig
Historisches Seminar
Lehrstuhl für Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts
Beethovenstr. 15
04107 Leipzig

kai.nowak@uni-leipzig.de

https://www.gkr.uni-leipzig.de/historisches-seminar/institut/professuren/geschichte-des-19-bis-21-jahrhunderts/