Eine Neue Menschheit wird kommen und eine bessere Welt wird entstehen – diese Hoffnung erfüllte viele Intellektuelle, Wissenschaftler und Künstler im Vorfeld des Ersten Weltkrieges und in der Zeit zwischen den Kriegen. Der Schriftsteller und Offizier Ernst Jünger feiert in seinen „Stahlgewittern“ den neuen, gestählten und soldatischen Menschentypus.
Die Tagung „Neuer Mensch in Stahlgewittern“ untersucht das Konzept des Neuen Menschen, das im Schatten der Weltkriege in Politik, Kunst, Populärkultur und Wissenschaft zirkuliert.
Die Vorstellung, dass das Zeitalter von Wissenschaft und Technik auch einen neuen Typus Mensch hervorbringen wird, zählt zu den letzten großen Utopien des 20. Jahrhunderts: Eine leistungsstärkere und vollkommenere Menschheit sollte entstehen, die ihre biologischen Grenzen überwindet und sogar den Tod besiegen kann.
Diese biopolitische Utopie hat ihre Wurzeln in der christlichen Glaubenslehre: Die theologische Vorstellung von einer Ablösung des alten Adam durch den neuen Menschen in Christus ist in mehreren Geschichtskonstellationen und Theorien wirksam, angefangen mit dem „erneuten Menschen“ der Französischen Revolution, über Friedrich Nietzsches Konzept des Übermenschen bis hin zur Suche nach dem Neuen Menschen im Marxismus.
Der Erste Weltkrieg schwächt die Imagination des Neuen Menschen nicht ab: Vielmehr vermischen sich von nun an im Neuen Menschen die Semantik des Krieges, Reinigungsphantasien, technische Hybris, Adressierung der Masse und Experimente mit neuentstandenen Medien. In dieser Gemengelage wird der Topos des Neuen Menschen sowohl von kommunistischen Intellektuellen als auch von jenen beansprucht, die in den 1920er Jahren dem Faschismus den Weg bereiten.
Über die historische Perspektive hinweg, fragt die Tagung nach Bezügen zum Menschen- und Körperbild der Gegenwart – man denke etwa an die politischen Hoffnungen, die in den 1980er und den 1990er Jahren an die Figur des Cyborgs geknüpft wurden oder an das Konzept des „Optimierten Menschen“ der Digitalmoderne.
Weltkriege
Evangelische Akademie Frankfurt, Römerberg 9, 60311 Frankfurt
Kooperationspartner:
Fernuniversität in Hagen
Mit freundlicher Förderung
Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main
Evangelische Zukunftsstiftung
Studienleitung:
Dr. Ralph Fischer, Evangelische Akademie Frankfurt
Mitveranstalterin:
Dr. Maud Meyzaud, Fernuniversität in Hagen
Eintritt
27. Juni: 12 Euro / ermäßigt 10 Euro
28. Juni: 12 Euro / ermäßigt 10 Euro
Beide Tage: 20 Euro / ermäßigt 16 Euro
Studierende der FernUniversität in Hagen haben freien Eintritt.
Anmeldung
Evangelische Akademie Frankfurt
Gabriele Blumer
069.174 15 26-15, blumer@evangelische-akademie.de