Linke Zwischengruppen – vor, mit und jenseits der Neuen Linken in beiden deutschen Staaten

Linke Zwischengruppen – vor, mit und jenseits der Neuen Linken in beiden deutschen Staaten

Veranstalter
Knud Andresen (Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg); Mario Keßler (Zentrum für Zeithistorische Forschung)
Veranstaltungsort
Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.10.2017 - 13.10.2017
Deadline
30.04.2017
Website
Von
Knud Andresen

Ende 2017 jährt sich der 50. Todestag von Heinrich Brandler (1881-1967). Brandlers politische Biographie war mit der Geschichte der KP-O eng verbunden und daher mit den linken Zwischengruppen der Weimarer Republik und im Widerstand, wie auch die SAP, Neu Beginnen oder ISK. Dieses Jubiläum ist Ausgangspunkt für eine Tagung „Linke Zwischengruppen – vor, mit und jenseits der Neuen Linken in beiden deutschen Staaten“. Auf der Tagung soll nach dem weiteren Wirken von Akteuren und Netzwerken der Zwischengruppen nach 1945 ebenso gefragt werden wie nach Resonanzen in der Neuen Linken seit den 1960er Jahren. Waren die Zwischengruppen, historisch zwischen SPD und KPD angesiedelt, ‚Neue Linke‘ avant la lettre, deren Rezeption zur intellektuellen Renaissance und Reformulierung des Marxismus beitrug, oder historische Zaungäste der beiden großen politischen Flügel der Arbeiterbewegung, deren akademische und politische Aktualisierungen seit den 1960er Jahren eher Ausdruck der Suche nach einer von realer Macht nicht korrumpierten Linken war? Welche intellektuellen, aber auch welche praxeologischen Einflüsse lassen sich mit der Rezeption der Zwischengruppen feststellen? Die Tagung soll dazu beitragen, den Ort und Einfluss der ehemaligen Angehörigen der Zwischengruppen und ihrer politischen Konzeptionen in der Bundesrepublik und der DDR zu erkunden, die Beiträge sollen sich auf den Zeitraum zwischen Kriegsende bis zur Wiedervereinigung konzentrieren.

Vorschläge für Beiträge sollten mindestens eines der drei Zugänge zum Thema aufgreifen:

A) Biographisch
Eine Reihe von Akteuren aus Zwischengruppen hat sich nach 1945 politisch neu orientiert, manche erreichten – wie Willy Brandt oder Otto Brenner in der Bundesrepublik oder der ehemalige Versöhnler Gerhart Eisler in der DDR – einflussreiche Positionen. Blieben die Erfahrungen eher Episode einer politischen Jugendphase, die später generationell aufgelöst wurden, war die politische Vergangenheit Legitimitätsressource gegenüber der Neuen Linken oder lassen sich Erfahrungen im späteren politischen Leben zeigen, die auf Prägungen in Zwischengruppen zurückgingen? Welche biographischen Netzwerke sind nach dem Krieg zu identifizieren? Da viele der Angehörigen in der Emigration waren, sind in dieser Hinsicht auch transnationale Verbindungen und Erfahrungsräume von großem Interesse.

B) Organisatorisch
Welche Arten von organisatorischen Kontinuitäten sind für die Zwischengruppen zu beobachten? Welche organisatorischen Netzwerke wurden aufrechterhalten bzw. wiederaufgebaut? Wurden mit einer verstärkten Rezeption in der Forschung und der Neuen Linken seit den 1960er Jahren neue Versuche zum Aufbau von Zwischengruppen unternommen oder wurden diese als historische Referenzen für Organisationsansätze genutzt? Ebenso ist von Interesse, wie die Überlieferungen der Zwischengruppen gehandhabt wurde. Welche Personen und Gruppen verstanden sich als Nachlassverwalter und politische Erben? Gab es in der DDR nach den Parteisäuberungen um 1950 noch erkennbare Einflüsse aus den Zwischengruppen, änderte sich die historisch-politische Bewertung im Laufe der DDR?

C) Ideengeschichtlich
In den 1960er Jahren inspirierte Wolfgang Abendroth eine Reihe von Untersuchungen zu Zwischengruppen und linker Dissidenz (erinnert sei an die Arbeiten von Karl-Hermann Tjaden und Manfred Bock) und beförderte so die Auseinandersetzung mit Zwischengruppen. Welche Effekte hatten die akademischen Beschäftigungen, und inwieweit waren sie strategisch orientiert? Insbesondere für die Renaissance marxistischer und linker Theorieentwürfe war der Rückgriff auf deviante Strömungen beider Flügel der Arbeiterbewegung hilfreich, um neue Perspektiven zu entwickeln. Auf die Zwischengruppen bezogen möchten wir gerne diskutieren, ob nachhaltige Effekte auf linke Theoriebildung zu erkennen sind.

Gewünscht sind quellenbasierte Beiträge, die sozial- und/oder kulturgeschichtlich fundiert sind. Auch wenn der Fokus auf der deutschen Geschichte liegt, sind international-vergleichende Untersuchungen und insbesondere der (deutsch-deutsche) Ost-West-Vergleich von Interesse. Der zeitliche Schwerpunkt der Beiträge sollte zwischen 1945 und 1990 liegen.
Reisekosten und Unterkunft werden für Beiträgerinnen und Beiträger (vorbehaltlich der endgültigen Finanzierung) übernommen.
Abstracts mit etwa 300 Worten und ein kurzes akademisches CV sind bis zum 30. April 2017 an Knud Andresen (andresen@zeitgeschichte-hamburg.de) zu schicken.

Programm

Kontakt

Knud Andresen

FZH, Beim Schlump 83, 20144 Hamburg

49-40 431397-14

andresen@zeitgeschichte-hamburg.de


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