Ansichten : Jahrbuch des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt 16 (2005)

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Ansichten : Jahrbuch des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt 16 (2005)
Zeitschriftentitel 
Weiterer Titel 

Erschienen
Wiesbaden 2005: Harrassowitz Verlag
Erscheint 
jährlich
ISBN
3-447-05164-7
Anzahl Seiten
282 S.
Preis
€ 15,-

 

Kontakt

Institution
Jahrbuch Polen
Land
Deutschland
c/o
Deutsches Polen-Institut Alexandraweg 28 D-64287 Darmstadt ++ 49- (0)6151-4985- 0 ++ 49- (0)6151-4985-10 Redaktion: Andrzej Kaluza <kaluza.dpi@t-online.de> Jutta Wierczimok <wierczimok.dpi@t-online.de>
Von
Loew, Peter Oliver

Polen heute: 15 Jahre nach der demokratischen Wende und seit dem 1. Mai 2004 Mitglied in einer Europäischen Union der 25, das allein müsste schon Anlass genug für Zuversicht und Optimismus sein. Gerade jetzt werden jedoch die Schlagzeilen der polnischen Medien von innenpolitischen Affären beherrscht, die wegen ihrer möglichen Rückwirkungen auf die Glaubwürdigkeit der demokratischen Institutionen Sorge bereiten. Die Selbstzerfleischung des politischen Establishments, wie sie gerade bei den dramatisch aufgearbeiteten Affären deutlich geworden ist (allen voran die sogenannte Rywin-Affäre), hat bereits zu einer Isolation der politischen Eliten geführt, zu ihrem weitgehenden Ansehensverlust in der Bevölkerung, letztlich auch zur Wahl von populistischen Kräften oder Wahlabstinenz. Die von der Presse aufgedeckten politischen Skandale werfen die Frage auf, ob Machtmissbrauch, Nepotismus, Korruption und Selbstbedienung an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft zu systemischen Krankheitssymptomen der III. Republik geworden sind. Im Essay-Teil des aktuellen Jahrbuchs nehmen unsere Autoren Zdzis&#322;aw Krasnod&#281;bski und Adam Krzemi&#324;ski aus unterschiedlichen Positionen zu den innenpolitischen Enwicklungen sehr engagiert Stellung. Sie spiegeln mit ihren Beiträgen die aktuelle publizistische Auseinandersetzung über den Zustand der Republik wider, die der aufmerksame Leser der wichtigsten polnischen Printmedien fast täglich zur Kenntnis nehmen kann. Wir möchten Sie an dieser leidenschaftlichen Auseinandersetzung, die in Deutschland kaum wahrgenommen wird, teilnehmen lassen, ohne selbst Partei zu ergreifen.

Als Pendant zum letztjährigen Artikel von Hermann Schmidtendorf über das Bild Polens in den deutschsprachigen Medien ist der Bericht des Warschauer WELT-Korrespondenten Gerhard Gnauck zu sehen, der die Wahrnehmung Deutschlands durch die polnischen Medien analysiert. Stephan Wackwitz, Autor von »Ein unsichtbares Land« und langjähriger Direktor des Krakauer Goethe-Instituts, nimmt in seinem Beitrag Abschied von der nostalgischen Stadt, die intellektuell wie künstlerisch einen dramatischen Umbruch erlebt. Rolf Fieguth, der Übersetzer und Herausgeber von Witold Gombrowicz, untersucht die Rolle von Lachen und Ernst im Werk des polnischen Avantgardisten und Exzentrikers. Schließlich berichtet Krzysztof Karwat von der politischen, wirtschaftlichen und mentalen Lage im oberschlesischen Industriegebiet in den letzten 15 Jahren.

Im Literaturteil begegnen wir dem polnischen Ausnahme-Reporter Ryszard Kapu&#347;ci&#324;ski und präsentieren Fragmente seines »Selbstporträts«, einer Art Zitaten-Sammlung aus seinen Werken und Interviews über den Ethos seines Berufes, über Bücher und Bibliotheken, Karriere und Erfolg. Besonders aufschlussreich fanden wir seine Überlegungen zur Rolle und Macht der heute global operierenden Medien. Das Schaffen Józef Hens ist in Deutschland trotz seines ausgeprägten Interesses an deutsch-polnischen Themen relativ unbekannt, die Rezeption seiner Erzählungen fragmentarisch; die Übersetzungen älterer Werke sind vergriffen. Wir stellen zwei Erzählungen vor, die von gemeinsamen, aber unterschiedlich erlebten Kriegserlebnissen handeln. Die Poesie – ein fester Bestandteil des Jahrbuchs – repräsentiert in diesem Jahr Jerzy Harasymowicz, ebenfalls ein Klassiker, dessen Rezeption in Deutschland noch relativ große Lücken aufweist. Und zum ersten Mal wagt sich unser Jahrbuch an polnische Prosa aus der Gattung science fiction, die zur Zeit eine regelrechte Renaissance in Polen erlebt. Dies liegt, wie wir meinen, an den hervorragenden jungen Autoren, an dem großen Verlagsinteresse und einer wachsenden Fan-Gemeinde. Wir stellen in dieser Ausgabe Fragmente der Erzählung »Die Kathedrale« des wohl prominentesten SF-Autoren der jüngeren Generation, Jacek Dukaj, vor; illustriert haben wir sie mit Bildern aus dem für den Oskar nominierten Film »Katedra« von Tomek Bagi&#324;ski.

Die Chronik präsentiert in diesem Jahr Texte polnischer Autoren, die die Entwicklung der polnischen Literatur, des Theaters, des Films, der Musik und der Kunst in den Jahren 2003–2004 analysieren. Die Bibliographien runden das Angebot des Jahrbuchs auch in diesem Jahr ab.

Inhaltsverzeichnis

Essay
Z. Krasnodebski: Eine Affäre, die die Dritte Republik veränderte

A. Krzeminski: Polens Neokonservative auf dem Vormarsch

S. Wackwitz: Krakau, Rynek Glówny 20, 1999-2005. Eine Art Rechenschaftsbericht

K. Karwat: Oberschlesien - Zeit der Veränderungen. Hoffnungen und Befürchtungen

R. Fieguth: Formenclown und Katastrophensensor oder Scherz und Ernst bei Witold Gombrowicz

G. Gnauck: Ein böses Deutschland jenseits der guten EU? Zum Deutschlandbild in den polnischen Medien

Literatur
R. Kapuscinski: Selbstporträt eines Reporters

J. Hen: Die Pferde; Der Mensch, der Greiser hängen sollte

W. Kuczok: Jauche

J. Dukaj: Die Kathedrale

J. Harasymowicz: Gedichte

Chronik
A. Nasilowska: Die Medien, die Politik und die Welt der schönen Worte. Literarische Chronik 2004

J. Sieradzki: Phantomschmerzen. Theater in Polen 2003-2004

A. Garbicz: Allmählich wieder im Gleis. Zur Situation des polnischen Films 2003-2004

J. Kiliszek: Glanz und Elend der modernen polnischen Kunst. Eine Chronik der polnischen Kunst der Jahre 2003-2004

A. Chlopecki: Jubiläen, Polemiken, Erschütterungen und neue Impulse. Die polnische Musikszene im Zeichen der deutsch-polnischen Zusammenarbeit, 2001-2004

Bibliographie
M. Mack: Polnische Literatur in deutschen Übersetzungen (2003/2004)

P. Buras: Deutschsprachige Titel in polnischen Übersetzungen (2003/2004)

M. Mack: Auswahlbibliographie deutschsprachiger Veröffentlichungen zu Polen (2003/2004)

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