MEDAON 2 (2008), 3

Titel der Ausgabe 
MEDAON 2 (2008), 3
Weiterer Titel 

Erschienen
Erscheint 
zweimal jährlich
Preis
open access

 

Kontakt

Institution
MEDAON - Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung
Land
Deutschland
c/o
Redaktion MEDAON, HATiKVA e. V., Pulsnitzer Str. 10, 01099 Dresden, Tel. 0351/8020489,
Von
Ulbricht, Gunda

Editorial Ausgabe 3 | 2008

Gleich zwei Artikel in der neuen Ausgabe von MEDAON widmen sich literaturgeschichtlichen Fragestellungen: Während Anna-Dorothea Ludewig sich kursorisch der Figur der „Schönen Jüdin“ in der europäischen Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts annähert, geht Magnus Klaue den erinnerungspolitischen Implikationen des „deutsch-jüdischen Dialoges“ im Nachkriegsdeutschland um das (Spät)Werk von Paul Celan nach.
Der Beitrag von Monika Gibas und Christian Faludi führt in den historischen Prozess nationalsozialistischer „Arisierungs“-Politik in regionaler Perspektive am Beispiel Thüringens ein und macht zugleich auf eine intensive wissenschaftliche Beschäftigung dazu an der Universität Jena aufmerksam, die mit der Eröffnung einer Ausstellung dieser Tage in der Thüringischen Landeshauptstadt ihren vorläufigen Höhepunkt finden wird.
Anhand einer Analyse der von Salomon Ludwig Steinheim verfassten Biographie Moses Büdingers geht Kristiane Gerhardt dem zeitgenössischen Wandel des Ideals jüdischer Männlichkeit im Verbürgerlichungsprozess deutscher Juden des 19. Jahrhunderts nach.
Beata Lakeberg gibt in ihrem Beitrag einen Einblick in das Bild vom Juden bzw. in die Berichterstattung zum zeitgenössischen Antisemitismus in der deutschsprachigen sozialistischen Presse der Zweiten Polnischen Republik.

Zumindest regional hieran anknüpfend, führt Mirosława Lenarcik in die Konstellation jüdischen Lebens im südwestlichen Polen nach 1945 ein. Mit einer Skizze des Wirkens von Jenny Hirsch findet die von Jana Mikota geführte Reihe „Jüdische Schriftstellerinnen – wieder entdeckt“ ihre Fortsetzung.
Die Redaktion möchte des weiteren besonders auf die biographische Einführung zu Samuel Willenberg und dessen künstlerischen Ausdruck seines Erleidens und Überlebens des Vernichtungslagers Treblinka hinweisen. HATiKVA e.V., Herausgeber von MEDAON, trug in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern dazu bei, dass die beeindruckende Reihe der Bronzeskulpturen Willenbergs auch in Dresden als Teil einer umfassenden Ausstellungsreise ihr Publikum fand.

In der Rubrik Bildung finden sich drei Beiträge: Durch Larissa Weber wird das Ausstellungsprojekt zur jüdischen Geschichte in Brandenburg vorgestellt. Katrin Stephan entwickelt Möglichkeiten der pädagogischen Arbeit zum Thematik »Pest und Judenprogrome im 14. Jahrhundert«. Klaus Konrad-Leder und Kristine Tromsdorf geben einen Überblick über die langjährige Bildungsarbeit gegen Antisemitismus und zur Erinnerung an das hessische Judentum der in Lich ansässigen Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung.

In der Rubrik Quellen finden die Leserinnen und Leser unter anderem einen Überblick der Judaica im „Sonderarchiv Moskau“ von Sebastian Panwitz und einen weiteren Beitrag von Andreas Lehnardt, der neu entdeckte jüdische Grabsteinreste im Taunuskreis vorstellt und deren Wert für die historiographische Forschung vermisst.

Außerdem enthält diese Ausgabe erneut eine Reihe von Rezensionen.

Abschließend möchte die Redaktion auf zwei Quellenaufrufe aufmerksam machen: Zum einen veröffentlichte Daniel Ristau im Namen der Redaktion anlässlich des 70. Jahrestages der Novemberpogrome bereits in der zweiten Ausgabe einen Aufruf zur Übermittlung fotographischer Zeugnisse der Ereignisse von 1938, auf den wir an dieser Stelle noch einmal hinweisen möchten.
Zum anderen bitten wir um Beachtung der Forschungsarbeit von Anna Maja Misiak zur Schriftstellerin, Kunstkritikerin und Philosophin Debora Vogel. Für ein aktuelles Editionsprojekt ergeht der Wunsch nach Zusammenarbeit hinsichtlich noch nicht bekannter Dokumente.

Die Redaktion von MEDAON Dresden, Oktober 2008

Die Redaktion dankt Cathleen Bürgelt, Jana Häntzschel, Lenka-Maria Lange, Jana Mikota, Britta Sommermeyer und Irina Suttner sowie allen Gutachterinnen und Gutachtern für ihren unverzichtbaren Beitrag an der dritten Ausgabe von MEDAON.

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis:

Artikel

Christian Faludi, Monika Gibas | Dokumentation der Beraubung – Das Forschungsprojekt „ ‚Arisierung‘ in Thüringen“

Kristiane Gerhardt | Das stille Leben des Moses Büdinger. Jüdische Männlichkeit im Reformzeitalter

Magnus Klaue | Die institutionalisierte Symbiose. Über den ‚deutsch-jüdischen Dialog’ in der deutsch- jüdischen Literatur

Beata Lakeberg | Das Judenbild in den Presseorganen der deutschen Sozialisten in der Zweiten Polnischen Republik

Anna-Dorothea Ludewig | „Schönste Heidin, süßeste Jüdin!“ Die „Schöne Jüdin“ in der europäischen Literatur zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert – ein Querschnitt

Miszellen

Michaela Christ, Markus Götte | Die Kunst der Erinnerung.
Bronzeplastiken des Treblinka-Überlebenden Samuel Willenberg

Volkhard Huth | Jüdisches Bürgertum und jüdische Intellektualität im städtischen Milieu der Rhein-Main-Neckar-Region (spätes 19. bis frühes 20. Jahrhundert)

Mirosława Lenarcik | Jewish Settlement in Lower Silesia 1945 – 1950

Jana Mikota | Jüdische Schriftstellerinnen - wieder entdeckt: Jenny Hirsch: Frauenrechtlerin & Kriminalautorin

Quellen

Andreas Lehnardt | „Ruhe im Garten Eden“ – Zu den Funden mittelalterlicher jüdischer Grabsteine in Oberursel-Bommersheim

Anna Maja Misiak | Deutschsprachige Edition der Texte von Debora Vogel (1900-1942)

Sebastian Panwitz | Die Judaica im „Sonderarchiv Moskau“

Christine Schmidt | Erinnerungswege im Mittleren Erzgebirge – Forschungsarbeit zu Todesmärschen in Sachsen

Rezensionen

Lutz van Dijk erzählt die Geschichte der Juden
(Gunda Ulbricht)

Yvonne Domhardt, Esther Orlow, Eva Pruschy (Hg.): Kol Ischa. Jüdische Frauen lesen die Tora
(Jutta Schumacher)

Manfred Gailus (Hg.): Elisabeth Schmitz und ihre Denkschrift gegen die Judenverfolgung. Konturen einer vergessenen Biografie (1893 – 1977)
(Hildegart Stellmacher)

Ingrid Lewek, Wolfgang Tarnowski: Juden in Radebeul 1933 – 1945
(Heike Liebsch)

Hans Tietze: Die Juden Wiens
(Daniel Ristau)

Claudia Erdheim: Das Stetl. Galizien und Bukowina 1890-1918
(Miriam Y. Arani)

Bildung

Klaus Konrad-Leder, Kristine Tromsdorf | Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung zu Lich

Katrin Stephan | Die Pest und die Judenpogrome im 14. Jahrhundert. Bildungsmodul für die Arbeit mit älteren Jugendlichen und die Erwachsenenbildung

Larissa Weber | Jüdische Geschichte im Schulunterricht. Ausstellungsprojekt: Jüdisches Leben in Brandenburg

Weitere Hefte ⇓