Die Dorfgemeinde Oerlinghausen erlebte in der Kaiserzeit eine radikale Veränderung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Struktur. Jürgen Hartmann beleuchtet die vielen Facetten dieser Entwicklung von ihren ersten Erscheinungen bis hin zum gelungenen revolutionären Übergang in die demokratische Republik von Weimar. Gegenüber zionistischer Werbung betonte der Getreidehändler Examus einst seine tiefe Verbundenheit mit Detmold und dem Teutoburger Wald. Joachim Kleinmanns berichtet, wie die Familie Examus in Lippe heimisch wurde, aber auch, wie sie diese Heimat durch erzwungene Emigration, Deportation und Mord verlor. Bärbel Sunderbrink erinnert mit Emil Peters an einen Detmolder Oberbürgermeister, der nicht bereit war, sich den Nationalsozialisten zu beugen. Er wurde 1933 von ihnen gewaltsam aus dem Amt gedrängt und nach 1945 weitgehend vergessen. Als Hansjörg Riechert vor mehr als 20 Jahren die Leitung des Kreisarchivs Lippe übernahm, war seine Ausgangsbasis ein Depositum aus dem Staatsarchiv. Heute, zu seinem Abschied, übergibt er ein funktionierendes, personell gut ausgestattetes und angesehenes Zentralarchiv, das nicht nur die Überlieferung des Kreises Lippe und seiner Vorgänger, sondern auch die mehrerer lippischer Städte und Gemeinden sichert. Im Gespräch mit der Redaktion blickt er auf sein Wirken zurück.
Jürgen Hartmann: Gegensätze – Spannungen – Konflikte. Oerlinghausen im Kaiserreich (1890-1918)
Joachim Kleinmanns: Die jüdische Familie Examus in Detmold
Dokumentation
Bärbel Sunderbrink: Ein vergessener Oberbürgermeister. Dr. Emil Peters 1992-1934
Interview
22 Jahre in der „Archiv-WG“. Ein Rückblick mit Dr. Hansjörg Riechert, dem scheidenden Leiter des Kreisarchivs Lippe
Rezensionen
Vernon Katz, Der Blaue Salon und andere Torheiten. Eine jüdische Kindheit im ländlichen Deutschland der 1930er-Jahre