Epizentrum des territorialen Revisionismus: Die Karpato-Ukraine unter multiplem Grenz- und Staatenwechsel, 1914-1946

Epizentrum des territorialen Revisionismus: Die Karpato-Ukraine unter multiplem Grenz- und Staatenwechsel, 1914-1946

Projektträger
Prof. Dr. Julia Richers, Funktion Ordentliche Professur für Neueste Allgemeine und Osteuropäische Geschichte
Gefördert durch
Schweizerischer Nationalfonds
PLZ des Projektträgers
3012
Ort des Projektträgers
Bern
Land
Switzerland
Vom - Bis
01.09.2023 - 31.08.2027
Von
Michèle Häfliger, Historisches Institut, Universität Bern

Das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderte Projekt untersucht die Geschichte der Karpato-Ukraine und ihrer polyethnischen Bevölkerung, deren Leben von multiplen Grenz- und Staatenwechseln gekennzeichnet war.

Das östliche Europa und seine Geschichte waren und sind bis heute durch Grenzkonflikte und kriegerische Auseinandersetzungen um die territoriale Zugehörigkeit von Regionen oder Minderheiten gekennzeichnet. Mit rund 17 Okkupationen und insgesamt sechs Regimewechseln war der westlichste Teil der heutigen Ukraine – die Karpato-Ukraine resp. Transkarpatien – in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das europäische Epizentrum des territorialen Revisionismus. In keiner anderen Region Europas kam es zwischen 1914 und 1946 so häufig zu Grenzverschiebungen wie in dieser polyethnischen Bergregion.

Das Forschungsprojekt stellt erstmals die verwobene Geschichte der Karpato-Ukraine in den Mittelpunkt und untersucht den Lebensalltag jener Gruppen und Individuen, deren Biographien massgeblich von den multiplen Grenzziehungen, neuen Machthabern und ihren nation building-Projekten gekennzeichnet waren. Im Zentrum steht dabei die Frage, was die vielfachen Grenzveränderungen für die Menschen vor Ort bedeuteten, die zum Teil bis zu sechs Mal ihre Staatszugehörigkeit wechselten – und dies ohne ihren Heimatort verlassen zu haben. Welche Strategien wandte die lokale Bevölkerung an, um mit dem häufigen und oftmals drastischen Wandel in den Jahren von 1914 bis 1946 zurechtzukommen? Wie tangierten die Machtwechsel und Grenzverschiebungen den Alltag, den Zusammenhalt und Fragen der Zugehörigkeit?

Die Ergebnisse des Projektes, das sich auf umfangreichen Archivquellen stützt, liefern neue Erkenntnisse über das interethnische Zusammenleben, über Zugehörigkeit sowie über Desintegration und Gewalt in diesem Grenzgebiet zwischen Ost- und Westeuropa. Sie tragen damit zu einem besseren Verständnis der Mikrodynamiken historischer, aber auch aktueller Gebietskonflikte im östlichen Europa bei. Mit dem für dieses Forschungsprojekt entwickelte lebensweltliche Konzept der Border Biographies leisten sie einen wichtigen Beitrag zu den Border/Borderland Studies.

Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Region(en)
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Land Veranstaltung
Projektsprache(n)
Deutsch
Sprache