Merowingische Monetarmünzen

Merowingische Monetarmünzen

Projektträger
Universität Paderborn, Münzkabinett des Bode Museums in Berlin, Universität Regensburg ()
Ausrichter
Ort des Projektträgers
Paderborn - Berlin - Regensburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.01.2007 - 31.12.2009
Von
Dr. Jürgen Strothmann

„Die merowingischen Monetarmünzen als interdisziplinär-mediaevistische Herausforderung“
gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Prof. Dr. Jörg Jarnut, Universität Paderborn (Mittelalterliche Geschichte)
Prof. Dr. Bernd Kluge, Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin (Numismatik)
Prof. Dr. Albrecht Greule, Universität Regensburg (Germanistik)
Prof. Dr. Maria Selig, Universität Regensburg (Romanistik)

Das 7. Jahrhundert gilt für das Frankenreich als ein ausgesprochen quellenarmes Jahrhundert. Es hat aber den Anschein, als sei gerade dieses Jahrhundert von besonderer Bedeutung für die Strukturen, die als frühmittelalterlich gelten. Einige politische Formen der Antike lassen sich durchaus bis in dieses 7. Jahrhundert verfolgen und scheinen noch vor der Karolingerzeit eine tiefgreifende Transformation erfahren zu haben.

Einen wesentlichen Schlüssel zum Verständnis der sprachlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen und Prozesse dieser Zeit bieten die sogenannten Monetarmünzen. Auf ihnen sind weit über 1000 Namen von Münzmeistern und mehrere hundert verschiedene Prägeorte verzeichnet. Diese Prägungen in Gold (v. a. Trienten) und zu einem geringeren Teil in Silber (Denare) verweisen nur selten auf den jeweils herrschenden König, sondern nennen den verantwortlichen Münzmeister mitsamt seiner ‚Berufsbezeichnung’ (Monetarius) sowie den Prägeort.

Die Orts- und Namensangaben auf den Münzen bieten damit ein authentisches Bild von der politisch-administrativen Topographie des Frankenreiches und in Verbindung mit den Personennamen ein umfangreiches Selbstzeugnis einer noch näher zu klassifizierenden ‚Berufsgruppe‘. Ein wichtiges Ziel des Projekts ist deshalb auch die Feststellung der sozialen Zugehörigkeit und der gesellschaftlich-politischen Funktion der Monetare.

Das DFG-Projekt „Merowingische Monetarmünzen“ basiert auf der Dokumentation eines beachtlichen Bestandes an Monetarmünzen im Berliner Münzkabinett. Dort sind annähernd 500 verschiedene Prägungen versammelt, deren Verzeichnung im Rahmen des Projektes in Berlin vorgenommen wird (nach Paris der größte Bestand an merowingischen Monetarmünzen).
Neu ist die Herangehensweise an den Berliner Bestand. Seine Erschließung geschieht interdisziplinär in enger Zusammenarbeit von vier Fächern: Nach der numismatischen Aufnahme der einzelnen Münze werden die ermittelten Daten, in erster Linie Namen, von germanistischer, romanistischer und fachhistorischer Seite analysiert und gemeinsam diskutiert. Das solchermaßen gewonnene Datenmaterial kann dann von allen Seiten zu den verschiedensten Einzeluntersuchungen hinsichtlich der Entwicklung von Bevölkerung, Sprache und politischer Ordnung jener Zeit herangezogen werden, bei denen der Datenaustausch zwischen den Disziplinen auch dem Gesamtvorhaben in jeder Arbeitsphase zu Gute kommt.

Ein Ziel der vier vernetzten Teilprojekte besteht darin, die rein fachspezifischen Fragestellungen den anderen Disziplinen zu öffnen und damit zu umfassenderen Möglichkeiten der Fragestellung zu gelangen, wie etwa im Hinblick auf die Unterscheidung von romanischen und germanischen bzw. hybriden Namen und ihre historisch-gesellschaftliche Aussagekraft. Dazu gehören Fragen, die sich auf den sozialen Status von Namensträgern richten, aber auch die Frage nach der Organisation des Münzwesens betreffen und manches mehr.