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Titel
Friedrich Barbarossa. Eine Biografie


Autor(en)
Laudage, Johannes
Erschienen
Regensburg 2009: Pustet
Anzahl Seiten
383 S.
Preis
€ 34,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Bernd Schütte, Historisches Seminar, Universität Leipzig

Darstellungen, die Leben und Wirken einzelner mittelalterlicher Herrscher in den Blick nehmen, erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit, was allein die in jüngster Zeit erschienenen Bücher über Herzog Heinrich den Löwen und Herzog Leopold den Heiligen hinreichend belegen. Allerdings handelt es sich nicht um Lebensbeschreibungen im modernen Sinne, die wegen der Quellenproblematik bekanntlich auch gar nicht geschrieben werden können, sondern um Werke, die, orientiert an der jeweiligen Person, die Reichs- und Regionalgeschichte in den Blick nehmen, chronologisch-erzählend voranschreiten, strukturgeschichtliche Abschnitte enthalten und zudem wenigstens versuchen, sich auf die eine oder andere Weise ihrem Gegenstand im Sinne eines Porträts zu nähern.1

Genau so verhält es sich mit der Barbarossa-Biografie aus der Feder von Johannes Laudage. Laudage, der am 26. Januar 2008 tödlich verunglückte, galt seit seiner 1997 im Druck erschienenen Habilitationsschrift über das Alexander-Schisma und einigen weiteren Beiträgen als ausgewiesener Kenner der Zeit des ersten Stauferkaisers.2 Bei seinem Tod hinterließ er umfangreiches, Kaiser Friedrich I. gewidmetes Material, das er freilich weder inhaltlich noch formal und stilistisch hat abschließen können. Dennoch haben es Laudages Düsseldorfer Mitarbeiter Lars Hageneier und Matthias Schrör auf sich genommen, den vorgefundenen Text für den Druck einzurichten, aber auf den wissenschaftlichen Apparat musste ebenso verzichtet werden wie auf den Versuch, eine den fünften Italienzug und den Frieden von Venedig (1177) umfassende Lücke zu schließen, so dass Laudages letztes Buch unvollendet geblieben ist.

Das Werk enthält neben einer „Einleitung“ (S. 9–23) und einem „Epilog“ (S. 328–331) sieben zum überwiegenden Teil noch mehrfach untergliederte Kapitel. In „Eine Karriere mit Hindernissen“ (S. 24–87) werden zunächst Barbarossas Aufstieg bis zum Königtum, die Königswahl und der erste Italienzug geschildert. „Des Kaisers frühe Jahre“ (S. 88–123) umfasst sodann vornehmlich den welfisch-babenbergischen Ausgleich von 1156, die Vermählung des Staufers mit Beatrix von Burgund, den Bisontiner Hoftag von 1157 und den Beginn des zweiten Italienzuges. Während der Hoftag von Roncaglia 1158 und die Anfänge des Papstschismas im Mittelpunkt von „Italien oder die Illusion der Vernunft“ (S. 124–151) stehen, ist das folgende Kapitel mit der Überschrift „Die Bühne der Macht“ (S. 152–188) hauptsächlich systematisch ausgerichtet, denn es geht um das Rittertum, den herrscherlichen Hof, das Wirtschafts- und Finanzwesen sowie um das Verhältnis des Kaisers zu den Reichsfürsten. Der Abschnitt „Am Wendepunkt des Lebens“ (S. 189–250) umfasst etwa die Jahre von 1162 bis 1168 und beschäftigt sich hauptsächlich mit der kaiserlichen Italienpolitik sowie dem Fortgang des Papstschismas. „Der Phönix aus der Asche“ (S. 251–265) widmet sich dem 1168 beginnenden Aufenthalt in Deutschland. Die Teile „Der glanzvolle Abstieg“ (S. 266–316) und „Kreuzzug und Tod“ (S. 317–327) nehmen die Zeit nach dem Frieden von Venedig in den Blick. Den Mittelpunkt bilden hier der Sturz Heinrichs des Löwen und das Mainzer Hoffest von 1184. Am Ende stehen eine Zeittafel (S. 332–333), ein umfangreiches Verzeichnis der Quellen, Regestenwerke und Literatur (S. 334–371) und das Register (S. 372–380).3

Diese Übersicht zeigt, dass bis auf die bereits erwähnte Lücke alle wichtigen Ereignisse der Barbarossazeit angesprochen werden. Dabei beschränkt Laudage sich nicht auf eine wertende Nacherzählung der Fakten, sondern schaltet immer wieder zusammenfassende Überlegungen ein, die zudem übergeordneten Gesichtspunkten verpflichtet sind. Gleichwohl bewegt er sich in zum Teil deutlicher Abgrenzung von jüngeren Zugriffen im Rahmen einer durchaus traditionellen Vorstellungen verhafteten Politikgeschichte, die dem Kaiser und dessen Beratern auf allen Feldern die entscheidende, stets auf die Zukunft gerichtete und von weit ausgreifenden Ideen und Plänen begleitete Initiative zuschreibt. Hervorzuheben ist jedoch, dass er Barbarossa gerade in der „Einleitung“ dezidiert als Vertreter der ritterlich-höfischen Kultur sieht. Dieser Aspekt und manche neuere Forschungsansicht stellen im Vergleich zu dem 1990 erschienenen Barbarossabuch von Ferdinand Opll, das ausgesprochen sachorientiert und nüchtern ausgerichtet ist, einen Fortschritt dar, wenngleich Oplls Biografie gerade wegen ihrer Übersichtlichkeit und ihres durchgängig referenziellen Charakters unverzichtbar bleibt.4

Kleinere Fehler und übersehene aktuelle Literatur sollen an dieser Stelle ebenso wenig notiert werden wie vielleicht allzu prononcierte Wertungen und stilistisches Missgeschick.5 Es muss vielmehr hervorgehoben werden, dass Laudage mit großer Begeisterung für das Thema, großer Vorstellungskraft und erzählerischer Freude an einem Buch gearbeitet hat, das zu vollenden ihm leider nicht vergönnt war.

Anmerkungen:
1 Joachim Ehlers, Heinrich der Löwe. Eine Biographie, München 2008; Karl Brunner, Leopold, der Heilige. Ein Portrait aus dem Frühling des Mittelalters, Wien 2009.
2 Johannes Laudage, Alexander III. und Friedrich Barbarossa, Köln 1997; vgl. darüber hinaus nur Johannes Laudage / Yvonne Leiverkus (Hrsg.), Rittertum und höfische Kultur der Stauferzeit, Köln 2006.
3 Ein erweitertes, immerhin 66 Seiten umfassendes Verzeichnis einschlägiger Literatur lässt sich zusätzlich unter der Adresse <www.pustet.de/verlag> (28.09.2009) einsehen, worauf im Buch eigens verwiesen wird.
4 Ferdinand Opll, Friedrich Barbarossa, 4. bibliographisch vollständig aktualisierte Aufl., Darmstadt 2009 (1. Aufl. 1990).
5 Aufschlussreich ist Knut Görich: Rezension zu: Johannes Laudage, Friedrich Barbarossa. Eine Biografie, hrsg. von Lars Hageneier / Matthias Schrör, Regensburg 2009, in: sehepunkte, <http://www.sehepunkte.de/2009/07/15995.html> (05.08.2009).

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