Zeitgeschichte regional. Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern 16 (2012), 2

Titel der Ausgabe 
Zeitgeschichte regional. Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern 16 (2012), 2
Weiterer Titel 
offenes Heft

Erschienen
Rostock 2012: Ingo Koch Verlag
Erscheint 
zwei Ausgaben pro Jahr, jeweils im Juli und Dezember
Anzahl Seiten
120 S.
Preis
8,00 €

 

Kontakt

Institution
Zeitgeschichte regional. Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern
Land
Deutschland
c/o
Geschichtswerkstatt Rostock e.V. Kröpeliner Tor 18055 Rostock Tel.: 0381-1216415 Fax: 0381-3607240
Von
Bispinck, Henrik

EDITORIAL

Dieses Heft könnte unter dem Titel erscheinen: Planungen und was davon übrig bleibt. So sieht diese Ausgabe von „Zeitgeschichte regional“ ganz anders aus als vorgesehen und ist – vielleicht gerade deshalb – eine sehr interessante Mischung. In der unvorhergesehenen Situation haben Mitglieder der Redaktion in ihren Schubladen gestöbert.

Bernd Kasten skizziert in seinem Beitrag, warum Friedrich Hildebrandt als Reichsstatthalter bei der Vereinigung von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz 1933/34 erfolgreich war, während er mit anderen Ambitionen scheiterte. Wolf Karges Forschungen zum Redefiner Gestüt verdanken wir einen Aufsatz über den Weg der Mecklenburger Pferdezucht in Volkseigentum von 1945 bis 1952. Die Freiheit zwingt einen freien Autor zu thematischer Breite. So verwundert es vielleicht nicht, aus derselben – elektronischen – Feder auch noch ein Vortragsskript über eine Ausstellung zur Geschichte der Stiftung Mecklenburg zu finden. Wolf Karge ist es auch, der dieses Heft mit einer Anmerkung zum schulgeschichtlichen Aufsatz von Hermann Langer in der letzten Ausgabe sowie mit einem Nachruf auf den zu Beginn dieses Jahres verstorbenen Helge Bei der Wieden, dem die Wiederbegründung des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde sowie der Historischen Kommission Mecklenburg wesentlich zu verdanken ist, abrundet. Henrik Bispinck erläutert ein Dokument, das die Diskussion über die Ausreiseproblematik innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs während einer Tagung der Landessynode im April 1977 aus der Sicht des Ministeriums für Staatssicherheit wiedergibt. Der „Berliner“ in der Redaktion berichtet außerdem über eine Ausstellung aus Anlass des 775. Stadtgeburtstages Berlins, die den Umgang mit den Jubiläen in den Jahren 1937 und 1987 verglich. „Aus anderen Ländern“ kommt auch die Darstellung von Ortwin Pelc über die im Frühjahr 2011 neueröffnete Gedenkstätte für die Kinder vom Bullenhuser Damm in Hamburg. Eleonore Wolf ergänzt die Rubrik „Regionale Geschichtsarbeit“ um eine Vorstellung des Standes der Arbeit am Wegweiser zu „Orten der Gewalt“ in Neubrandenburg, der mittlerweile vier Angebote umfasst. Nach Lehrpfaden zu jüdischem Leben, zu Zwangsarbeiterlagern der NS-Zeit und zur Bezirksverwaltung der Staatssicherheit in Neubrandenburg ist 2012 der Gedenkort Fünfeichen einbezogen worden. Hier wird an die ab 1939 eingerichteten Kriegsgefangenenlager, die 1945 kurzzeitig als Repatriierungslager, anschließend als Speziallager der sowjetischen Besatzungsmacht weitergenutzt wurden, erinnert.

Ein Thema bestimmte die regionale – nicht nur historische – Bildungsarbeit in unserer Region 2012 besonders: der Umgang mit dem Pogrom vom August 1992 in Rostock-Lichtenhagen. Dem Selbstverständnis der Zeitschrift entsprechend findet dieses Thema in dieser Ausgabe breiten Raum. Zwei junge Politikwissenschaftler der Rostocker Universität haben sich dem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln genähert. Während Roman Guski den Pogrombegriff für die Nachwendezeit im vereinten Deutschland durchdekliniert, setzt sich Thomas Prenzel mit Gedenken und Politik, insbesondere in der Region zum 20. Jahrestag der Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen, auseinander. Für die Reflexion zweier konkreter Beispiele regionaler Geschichtsarbeit zu diesem Anlass sind wir besonders dankbar: Kristina Koebe, Mitherausgebern des kleinen, feinen, seit 1995 bestehenden Rostocker Magazins „Stadtgespräche“, berichtet über eine von ihrer Redaktion initiierte Verteilaktion von 10.000 DVDs mit dem Film „The truth lies in Rostock“ und die von ihr wahrgenommenen „Rostocker Wahrheiten im Umfeld des 20. Jahrestages der Pogrome von Rostock-Lichtenhagen“. Die 2002 auf den Weg gebrachte Ausstellung „Lichtenhagen – von Menschen, Ansichten und Gesetzen“ regt erfreulicherweise immer noch zum Nachdenken an. Lena Weber, Schülerin auf dem Weg zum Abitur, hat dafür als Ausstellungsbegleiterin gearbeitet. Wir hoffen, dass ihr Beitrag andere junge Leute zum Schreiben auf unseren Seiten anregt und dass sie uns als Autorin erhalten bleibt.

Dann sind da die in jedem Heft erscheinenden Beiträge, die der Zeitschrift die Vielfalt des weiten Horizonts, nicht mit Beliebigkeit zu verwechseln, sichern sollen – auch mit dem Anspruch, die Weltläufigkeit vermeintlicher Provinz wenigstens aufscheinen zu lassen. Jens-Uwe Rosts „Politthriller – made in GDR“ über eine Städtepartnerschaft Schwerin–Nikosia gehört ebenso dazu wie Rainer Neumanns Blick auf die zeitgenössische kirchliche Musiklandschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Einen besonderen Dokumentenschatz stellt Falk Bersch mit den 1965 verfassten Briefen eines Wehrdienstverweigerers aus dem Strafvollzugskommando Berndshof bei Ueckermünde vor.

Wenn wir mit Rainer Neumann den über mehrere Ausgaben behandelten musikalischen Schwerpunkt hinter uns lassen, bereiten wir mit den folgenden, wenigstens noch summarisch vorzustellenden Texten den Boden für die Behandlung von Industriegeschichte unseres Landes im vergangenen Jahrhundert. Axel Föhl lässt 40 Jahre Industriedenkmalpflege in Ost und West Revue passieren. Sabine Bock und Günther Jikeli nehmen sich eines besonderen Industriedenkmals in Mecklenburg-Vorpommern an. Während erstere zur Frage „Heeresversuchsanstalt Peenemünde – Weltkulturerbe oder Kompensationsfläche?“ Partei ergreift, berichtet Jikeli über eine im Oktober 2012 in Trassenheide auf Usedom durchgeführte Tagung „Peenemünde aus der Opferperspektive. Verantwortung von Wissenschaft und Gesellschaft. Neue Impulse für eine Erinnerungskultur an die verbrecherische Kriegsindustrie der Nationalsozialisten“. Kathrin Möller kann erfreut vermelden: „Mit dem phanTECHNIKUM eröffnete im Dezember 2012 in Wismar ein neues Ausstellungs- und Bildungszentrum zum Thema Technik und Technikgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns“.

Dem Thema Ausstellung widmen sich noch zwei weitere Beiträge. Eckard Oberdörfer würdigt die von „Zeitgeschichte regional“ bereits angekündigte Exposition für Friedrich Loeffler, den „Vater der Virologie“, auf der Insel Riems bei Greifswald. Und Andrea Kaltofen präsentiert die im niedersächsischen Landkreis Emsland gelegene, als europäischer Gedenkort neu gestaltete Gedenkstätte Esterwegen.

Potenziellen Rezensenten und Autoren sei wie immer unser mit „Rezensionen/Annotationen“ und „Neuerscheinungen“ überschriebener Blick in die historiografische Landschaft empfohlen. Wir hoffen auch 2013 auf Ihre Mitarbeit.

Ihre Redaktion

Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS

EDITORIAL (S. 4)

AUFSÄTZE

Bernd Kasten: Die Vereinigung von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz 1933/34 (S. 5)

Wolf Karge: Mecklenburger Pferdezucht in Volkseigentum 1945 bis 1952 (S. 10)

Jens-Uwe Rost: Schwerin – Nikosia. Ein „Politthriller“ made in GDR (S. 22)

Roman Guski: „Das Wort Pogrom kannte ich nur aus Geschichtsbüchern“ – Nachwendepogrome im vereinten Deutschland (S. 26)

Thoma Prenzel: Umkämpfte Erinnerung: Gedenken und Politik zum 20. Jahrestag der Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen (S. 36)

Rainer Neumann: Die kirchliche Musiklandschaft in Mecklenburg-Vorpommern (S. 45)

DOKUMENTE

Falk Bersch: „Wichtig ist ja letzten Endes die innere Freiheit“. Die Briefe des Wehrdienstverweigerers Alfred Eckardt aus dem Strafvollzugskommando Berndshof (1965) (S. 51)

Henrik Bispinck: Die Evangelische Kirche und die Ausreiseproblematik im KSZE-Prozess. Eine Tagung der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs vom April 1977 im Blick des Ministeriums für Staatssicherheit (S. 61)

ERINNERUNGEN

Axel Föhl: „Die Feuer verlöschen nie“ – 40 Jahre Industriedenkmalpflege in Ost und West (S. 66)

DISKUSSION

Sabine Bock: Die Heeresversuchsanstalt Peenemünde – Weltkulturerbe oder Kompensationsfläche? (S. 72)

REGIONALE GESCHICHTSARBEIT

Günther Jikeli: „Peenemünde aus Opferperspektive. Verantwortung von Wissenschaft und Gesellschaft. Neue Impulse für eine Erinnerungskultur an die verbrecherische Kriegsindustrie der Nationalsozialisten“. Tagung am 12. und 13. Oktober 2012 in Trassenheide auf Usedom (S. 75)

Kathrin Möller: Neu in Wismar: Mit dem phanTECHNIKUM eröffnete im Dezember 2012 ein neues Ausstellungs- und Bildungszentrum zum Thema Technik und Technikgeschichte des Landes Mecklenburg-Vorpommern (S. 78)

Eckhard Oberdörfer: Ein Haus für den Vater der Virologie (S. 80)

Eleonore Wolf: Wegweiser zu „Orten der Gewalt“ in Neubrandenburg (S. 82)

Wolf Karge: Die Stiftung Mecklenburg – Butenmeckelnbörger geben ihre Erinnerungen an Mecklenburg-Vorpommern zurück. Gedanken zu einer Ausstellung im Schleswig-Holstein-Haus in Schwerin (S. 84)

Kristina Kroebe: „The truth lies in Rostock“. Eine aufschlussreiche Verteilaktion und Rostocker Wahrheiten im Umfeld des 20. Jahrestages der Pogrome von Rostock-Lichtenhagen (S. 90)

Lena Weber: Lichtenhagen – von Menschen, Ansichten und Gesetzen. Bericht einer Ausstellungsbegleiterin (S. 91)

AUS ANDEREN LÄNDERN

Henrik Bispinck: Party, Pomp und Propaganda. Die Berliner Stadtjubiläen 1937 und 1987. Eine Ausstellung aus Anlass des 775. Jahrestages der Gründung der Stadt Berlin (S. 93)

Andrea Kaltofen: Die Gedenkstätte Esterwege – ein europäischer Gedenkort im niedersächsischen Landkreis Emsland (S. 96)

Ortwin Pelc: Die neue Gedenkstätte für die Kinder vom Bullenhuser Damm in Hamburg (S. 99)

REZENSIONEN/ANNOTATIONEN (S. 102–110)

Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern – das Personenlexikon (DVD) (Wolf Karge)

Kornelia Röder/Antonia Napp (Hg.): Sommergäste. Von Arp bis Werefkin. Klassische Moderne in Mecklenburg und Pommern (Beatrice Vierneisel)

Freundeskreis Oberschule Bützow (Hg.): 150 Jahre gymnasiale Bildung in Bützow (Henrik Bispinck)

Constanze Jaiser/Jacob David Pampuch: Ein Schmuggelfund aus dem KZ – Erinnerung, Kunst & Menschwürde. Projektmappe für den fächerübergreifenden Unterricht (Andreas Wagner)

Johannes Voelker: Die letzten Tage von Kolberg. Kampf und Untergang einer deutschen Stadt im März 1945 (Sabine Grauer)

Helga Hirsch: Gehen oder bleiben? – Juden in Schlesien und Pommern 1945–1957 (Wolfgang Wilhelmus)

Andreas Wagner/Kerstin Engelhardt. Geschichtskoffer. DDR-Lebensläufe aus Mecklenburg-Vorpommern (Ingo Koch)

Siegfried Jahnke: Hinter der weißen Wand (Falk Bersch)

Anita Krätzner: Verraten. Verhaftet. Vermisst. Das Schicksal der Rostocker Studenten Lilli und Peter Gruner nach dem Mauerbau (Henrik Bispinck)

NACHRUF

Wolf Karge: Helge Bei der Wieden (1934–2012) (S. 111)

VERMISCHTES

Wolf Karge: Anmerkung zu: Hermann Langer: Zur Ausbildung von Mecklenburgs Volksschullehrern unterm Hakenkreuz (1932–1945), in: Zeitgeschichte regional 2/2012 (S. 113)

NEUERSCHEINUNGEN (S. 114)

KURZVORSTELLUNG DER AUTOREN (S. 117)

ADRESSEN DER AUTOREN (S. 118)

IMPRESSUM (S. 119)

Weitere Hefte ⇓