Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung 26 (2017), 3

Titel der Ausgabe 
Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung 26 (2017), 3
Weiterer Titel 
Antun und erleiden. Über Gewalt

Erschienen
Erscheint 
zweimonatlich
ISBN
978-3-86854-742-9
Anzahl Seiten
116 S.
Preis
9,50

 

Kontakt

Institution
Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Land
Deutschland
c/o
Redaktion Zeitschrift »Mittelweg 36« des Hamburger Instituts für Sozialforschung Mittelweg 36 20148 Hamburg Tel.: 040/414 097 84 Fax.: 040/414 097 11 E-Mail: <zeitschrift@mittelweg36.de>
Von
Anja Irmschläger

Die außerordentliche Befähigung ihrer Spezies zur Ausübung von Gewalt hat die Menschen zu allen Zeiten gleichermaßen beunruhigt und fasziniert. Die Beschäftigung mit der Gewalt zieht sich wie ein roter Faden durch die Werke der menschlichen Kultur, sie bildet das Motiv von Künstlern und Literaten und ist Gegenstand des Nachdenkens von Theologen und Philosophen. Auch die Sozialwissenschaften haben sich seit jeher auf immer neue Weise mit dem Phänomen auseinandergesetzt. Sie leisten damit einen spezifischen Beitrag zur Selbstbeschreibung moderner Gesellschaften, denen die Gewalt zunehmend zum Problem wird.

Die Beiträge des vorliegenden Heftes greifen gegenwärtige Tendenzen der Gewaltforschung auf und intervenieren damit in anhaltende Debatten. Den Anfang macht Wolfgang Knöbl, der anhand aktueller theoretischer Angebote und Fragestellungen Perspektiven der Gewaltforschung skizziert und nach den Aufgaben einer Gewaltsoziologie fragt, die an ihrem Erklärungsanspruch festhalten und sich nicht auf die reine Beschreibung von Gewaltphänomenen zurückziehen will. Im Anschluss daran bringt Peter Imbusch in »Strukturelle Gewalt« Argumente für eine Horizonterweiterung vor und plädiert im kritischen Rückgriff auf Johan Galtungs Begriff für eine stärkere Berücksichtigung von Gewaltformen, die aus der Wirksamkeit von Normen, Verteilungsregeln und institutionellen Gegebenheiten resultieren. Um Fragen der methodischen und inhaltlichen Ausrichtung der Gewaltsoziologie geht es auch im Gespräch mit Teresa Koloma Beck, die unter anderem von ihrer Feldforschung in Afghanistan berichtet und erläutert, warum sie Gewalt als leibliche Erfahrung verstanden wissen will. Jan Philipp Reemtsma schließlich wendet sich gegen das Erklärungsbegehren der Sozialwissenschaften, gegen das Verlangen, hinter die Kulissen schauen zu wollen, statt sich auf das Mögliche zu beschränken, nämlich das oft so gewalttätige Stück, das auf der Bühne der Menschengeschichte gespielt wird, genau zu verfolgen und, bestenfalls, angemessen zu interpretieren.

In der Protest-Chronik widmet sich Wolfgang Kraushaar der blutigen Niederschlagung algerischer Autonomiebestrebungen durch französische Kolonisten und Truppen im Mai 1945, die als „Massaker von Sétif“ in die Geschichte eingegangen ist.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Editorial (S. 3)

Wolfgang Knöbl
Perspektiven der Gewaltforschung (S. 4–27)

Peter Imbusch
»Strukturelle Gewalt«. Plädoyer für einen unterschätzten Begriff (S. 28–51)

Gewalt als leibliche Erfahrung
Ein Gespräch mit Teresa Koloma Beck (S. 52–73)

Jan Philipp Reemtsma
Erklärungsbegehren (S. 74–103)

Wolfgang Kraushaar
Aus der Protest-Chronik: 8. Mai 1945, Sétif (S. 104–113)

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