Das Archiv. Zeitung für Wolfsburger Stadtgeschichte 7 (2022), 25

Titel der Ausgabe 
Das Archiv. Zeitung für Wolfsburger Stadtgeschichte 7 (2022), 25
Weiterer Titel 
Offenes Heft

Erschienen
Wolfsburg 2022: Selbstverlag
Erscheint 
einmal im Quartal (Mai, August, November, Februar)
Anzahl Seiten
12 S.
Preis
kostenlos

 

Kontakt

Institution
Das Archiv. Zeitung für Wolfsburger Stadtgeschichte
Land
Deutschland
c/o
Stadt Wolfsburg, Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation, Goethestraße 10a, 38440 Wolfsburg, E-Mail: <izs-stadtarchiv@stadt.wolfsburg.de> / <alexander.kraus@stadt.wolfsburg.de>
Von
Alexander Kraus, Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation (IZS), Stadt Wolfsburg, Geschäftsbereich Kultur

Als die italienischen Arbeitsmigranten am 4. und 5. November 1962 ihre Arbeit niederlegten und in einen ‚wilden Streik‘ traten, wurde deutschlandweit in den Medien über dieses zuvor kaum vorstellbare Ereignis – ein Streik von „Gastarbeitern“ – berichtet. „Posten sperrten Eingänge“ titelte die Wolfsburger Allgemeine Zeitung am 6. November; Lutz Krusche schrieb in der Meinerzhagener Zeitung am gleichen Tag von „Unruhen“ in der Volkswagenstadt, während die Bild-Zeitung reißerisch titelte: „Krawall mit Italienern. Streik im VW-Werk.“ Das Spandauer Volksblatt hatte sogar einen „Massenkrawall im Volkswagenwerk“ ausgemacht, das Offenburger Tageblatt wiederum „Heftige Tumulte und Krawalle“, während die Goslarsche Zeitung konstatierte: „Italiener rebellieren in Wolfsburg“.

Auch in den folgenden Tagen ebbte die Berichterstattung nicht ab: Das Neue Deutschland erkannte einen „Ausnahmezustand in Wolfsburg“ (7. November 1962); „100 kleine Italiener reisten verärgert ab“, überschrieb die Niederhessische Zeitung am 8. November 1962 einen Bericht über die Folgen. Klaus Wiborg hatte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wiederum sogleich eine nicht anders als arrogant zu nennende Erklärung für die Arbeitsniederlegung parat: „Die großen Kinder aus dem Süden sind vereinsamt. Über die Hintergründe des Streiks in Wolfsburg“ (9. November 1961).

Anlässlich des 60. Jubiläums des ‚wilden Streiks‘ der italienischen Arbeitsmigranten im Volkswagenwerk haben wir den Historiker Simon Goeke, der sich in seiner Dissertation intensiv mit migrantischen Kämpfen und sozialen Bewegungen auseinandergesetzt hat, darum gebeten, das Ereignis und seine Nachwirkungen umfassend zu analysieren. Bislang unveröffentlichte Fotografien des Streiks aus dem Unternehmensarchiv, aus dessen Beständen auch der oben erfolgte kurze Durchlauf durch die Presseberichterstattung erarbeitet wurde, begleiten seinen Text. Daneben richtet der Heimatforscher Willi Bauck im Interview seinen Blick auf die Aushandlungsprozesse zur kommunalen Gebietsreform und dem Wolfsburg-Gesetz aus dem Jahr 1972, das sich in diesem Jahr zum 50. Mal jährte. Damals wurde die Stadt am Mittellandkanal über Nacht zur Großstadt.

Inhaltsverzeichnis

Simon Goeke
Die Volkswagenwerk AG und die Auswirkungen des 'wilden (Italiener-)Streiks' von 1962
S. 1-6

Wolfsburgs Weg zur Großstadt. Die kommunale Gebietsreform von 1972. Willi Bauck im Gespräch mit Alexander Kraus
S. 6-7

Maik Ullmann
Fotografisch festgehalten. Die Überformung des ehemaligen KZ-Außenlagers Laagberg
S. 8

Alexander Kraus
Die Kommunalwahl als Hamsterrad
S. 9

Marcel Glaser
"... es fehlt eben dieser Stadt noch das, was sozusagen eigentlich das Herz einer Stadt ausmacht." Das "Städtebauliche Gutachten über den Stadtkern von Wolfsburg" vom März 1955
S. 10

Luisa Teresa Gedenk
Entnazifizierung der Verwaltungssprache
S. 11

Aleksandar Nedelkovski
Migrationsgeschichte archivieren
S. 11-12

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