Filmblatt 14 (2009), 39

Titel der Ausgabe 
Filmblatt 14 (2009), 39
Zeitschriftentitel 
Weiterer Titel 
Filmgeschichte

Erschienen
Erscheint 
dreimal jährlich
ISBN
1433-2051
Anzahl Seiten
96 Seiten
Preis
8 €

 

Kontakt

Institution
Filmblatt
Land
Deutschland
c/o
CineGraph Babelsberg e.V., c/o Philipp Stiasny, Frankfurter Allee 22, 10247 Berlin
Von
Günter Agde

Filmgeschichte lässt sich trefflich als ein Wechselspiel betrachten, das sich zwischen einzelnen Personen und den Institutionen, mit denen sie es bei ihrer Filmarbeit zu tun bekommen, vollzieht. Auch wenn die Kulturgeschichtsschreibung seit geraumer Zeit die Untersuchung von Institutionen rein personenzentrierten Ansätzen vorzieht, so gestehen doch selbst systemtheoretisch inspirierte Modelle zu, dass kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungsprozesse ohne den Blick auf einzelne Akteure in ihrer oft kontingenten Dynamik nicht begreiflich werden. Dies gilt umso mehr für eine populäre Kunst wie den Film, an dem sich unterschiedliche Interessenlagen – individuelle Ausdrucksintentionen und institutionell vorgegebene Gestaltungskonventionen – zu verschiedenen Zeiten auf je verschiedene Weise brechen. Die Spuren dieser im Einzelfall mal mehr, mal weniger konfliktgeladenen Konstellation lassen sich im vorliegenden Heft an mehreren Gegenständen verfolgen. Auf der Grundlage bisher wenig beachteter Quellen zeichnet Helmut G. Asper das Verhältnis Arthur Schnitzlers zur Filmindustrie als eine Folge von bezeichnenden Missverständnissen und gegenseitigen Begrenzungsversuchen nach. Philipp Stiasny, Tobias Ebbrecht und Brigitta Wagner sondieren die Reibungsverhältnisse zwischen der moralischen Schockstarre der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft und einer sich im subjektiven Widerspruch zu ihr neu formierenden Jugend- und Populärkultur. Mit Hilde Hildebrand und Margo Lion werden von Renata Helker und Jeanpaul Goergen zwei schauspielerische Unikate gewürdigt, die bisher als Randfiguren des deutschen Starsystems der 1920er und 1930er Jahre zu Unrecht vernachlässigt worden sind. Chris Wahl und Günter Agde schließlich nuancieren an zwei Filmen aus dem Jahre 1935, dem Melodrama Schwarze Rosen und dem antisowjetischen Propagandafilm Friesennot, die ideologische Inanspruchnahme der NS-Filmindustrie auf ihre – technisch, ästhetisch und politisch vermittelten – internationalen Wirkungsdimensionen hin. Die enge thematische Verzahnung der einzelnen Beiträge wäre ohne die Konzentration auf Veranstaltungen unserer Reihe „Wiederentdeckt“ nicht möglich gewesen. Als neuer Kooperationspartner dieser Reihe wie auch der Reihe „FilmDokument“ unterstützt uns ab Januar dieses Jahres auch die Deutsche Kinemathek. Als Korrespondenten für Österreich begrüßen wir den Film- und Literaturwissenschaftler Thomas Ballhausen, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Filmarchiv Austria.

(Michael Wedel) Berlin, den 21. März 2009

Inhaltsverzeichnis

FILMBLATT 39 14. Jg., Frühjahr 2009

Helmut G. Asper: „Meine Erfahrungen mit den Filmleuten“. Arthur Schnitzler und der Film [S. 5-20]

WIEDERENTDECKT

Philipp Stiasny: Schnelle Autos, Schnaps & Rock'n'Roll. Der Halbstarkenfilm DIE FRÜHREIFEN (1957) und die Jugendkultur der 1950er Jahre [S. 21-35]

Tobias Ebbrecht: Ein etwas anderer Film über die deutsche Jugend. Bernhard Wickis Regiedebüt WARUM SIND SIE GEGEN UNS? (1958) [S. 37-46]

Brigitta B. Wagner: Wohin führt die Spur? Berlin zwischen Ruinen und Unterhaltung [S. 47-52]

Renata Helker: Hilde Hildebrand – Gestus des Selbstironischen [S. 53-61]

Jeanpaul Goergen: Groteske Posen – Die Kabarettistin Margo Lion als Filmtyp [S. 63-74]

Chris Wahl: Mehrfach ungewöhnlich. Das politische Melodrama SCHWARZE ROSEN (1935) [S. 75-87]

Günter Agde: Patriotismus im Gewand eines Überlebenskampfes. FRIESENNOT – Ein antisowjetischer Propagandafilm von 1935 [S. 88-95]

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