Filmblatt 14 (2009), 41

Titel der Ausgabe 
Filmblatt 14 (2009), 41
Zeitschriftentitel 
Weiterer Titel 
Filmgeschichte

Erschienen
Erscheint 
dreimal jährlich
ISBN
1433-2051
Anzahl Seiten
98 Seiten
Preis
8 €

 

Kontakt

Institution
CineGraph Babelsberg e.V.
Land
Deutschland
Ort
Berlin
c/o
CineGraph Babelsberg e.V., c/o Postfach 12 09 20, D-10599 Berlin
Von
Günter Agde

„Zwischen den Welten“ überschreibt Dominik Schrey seine Reflexionen über die intermedialen Grenzüberschreitungen zwischen Animations- und Realfilm. Auf der Basis einer historischen Betrachtung entwickelt er eine Systematik, um den fortschreitenden Prozess der Hybridisierung der Gattungen analytisch zu fassen. Dieses „Dazwischenliegen“ zieht sich auch durch die weiteren Beiträge dieser Ausgabe von Filmblatt.

Thomas Ballhausen und Günter Krenn berichten über erste Forschungsergebnisse zu den Wirkungsweisen des österreichischen Films LANDRU, DER BLAUBART VON PARIS (1923), der, zwischen Sensationslust und populärwissenschaftlicher Aufklärung angesiedelt, eine neue Kunstrichtung etablieren wollte.

1976 realisiert Roland Klick nach einem Bestseller von Johannes Mario Simmel den Politthriller LIEB VATERLAND, MAGST RUHIG SEIN, in dem ein Klein-Ganove zwischen die Fronten der Geheimdienste gerät: Eine Begegnung mit einem vergessenen Berlin-Film par excellence, der Einzelschicksale der geteilten Stadt schnörkellos und spannend vorführt und so die Absurdität der beiden deutschen Systeme aufdeckt. Von der zeitgenössischen Kritik, die Ausschau hielt nach der Weiterentwicklung der filmischen Sprache, wurden die Vorzüge dieses Außenseiterfilms, der weder zum westdeutschen Klamaukfilm der 1970er Jahre noch zum Neuen Deutschen Film passte, nicht erkannt, wie Philipp Stiasny detailliert herausarbeitet.

Heinz Rühmann als Satiriker und Zeitkritiker: 1949 hält er als DER HERR VOM ANDERN STERN den deutschen Zuschauern den Spiegel vor, ironisiert sowohl den Pomp und die Selbstgefälligkeit, aber auch die kalte Gefährlichkeit der braunen Machthaber sowie die neue Bürokratie der Siegermächte und die ungebrochene Gefährlichkeit der Generäle am Befehlsknopf der Atombombe. Hier ist ein ganz anderer Rühmann zu entdecken, der engagiert Stellung bezieht zu den drängenden Zeitfragen. Ralf Schenk analysiert, warum der Film scheiterte und Rühmann in dieser Rolle durchfallen musste.

Das 1917 von Max Mack kunstvoll und sehr gediegen inszenierte Künstler-Drama DIE SCHWARZE LOO ODER DIE KOMPOSITION DES ANDEREN ist erst seit kurzem wieder als Kopie verfügbar und lässt uns nun die großen darstellerischen Fähigkeiten der aus Polen stammenden Bühnen- und Filmschauspielerin Maria Orska wiederentdecken. Michael Wedel lenkt die Aufmerksamkeit auf das Personal und die besonderen inszenatorischen Qualitäten des Films, die ihn als aufschlussreiches Beispiel für die ästhetische und kulturelle Entwicklung des deutschen Films zwischen Autorenfilm und Starkino erscheinen lassen.

(Jeanpaul Goergen) Berlin, den 19. Februar 2010

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Editorial [3]

Thema

Dominik Schrey: Zwischen den Welten. Intermediale Grenzüberschreitungen zwischen Animations- und Realfilm [5]

Thomas Ballhausen, Günter Krenn: Betörte Opfer, teuflische Kerle. LANDRU, DER BLAUBART VON PARIS (A 1923), seine Kontexte und Wirkungsweisen [23]

Wiederentdeckt

Philipp Stiasny: Simmel hoch Klick. Oder: Die Krux mit dem populären Film der siebziger Jahre. LIEB VATERLAND, MAGST RUHIG SEIN (BRD 1976, R: Roland Klick) [29]

Ralf Schenk: Vergessene Zeitkritik. Heinz Rühmann in der Gesellschaftssatire DER HERR VOM ANDERN STERN (D 1948, R: Heinz Hilpert) [43]

Michael Wedel: Autorenfilm, Künstlerdrama, Starkino. Dreieckskonstellationen in und um DIE SCHWARZE LOO (D 1917, R: Max Mack) [51]

Service

Neue Archivfilme im Verleih (II) [65]

Besprechungen

Sabine Hake: German National Cinema. London, New York: Routledge 2008 / Robert C. Reimer, Carol Reimer: Historical Dictionary of German Cinema. Lanham, Maryland: The Scarecrow Press 2008 (Tobias Ebbrecht) [68]

Ian Roberts: German Expressionist Cinema. The World of Light and Shadow. London: Wallflower Press 2008 (Jürgen Kasten) [69]

Thomas Brandlmeier: Kameraautoren. Technik und Ästhetik. Marburg: Schüren 2008 (Chris Wahl) [71]

Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933-1945. Metropol Verlag, Berlin 2008 (Helmut G. Asper) [73]

Ute Daniel (Hg.): Augenzeugen. Kriegsberichterstattung vom 18. zum 21. Jahrhundert. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006 (Jens Thiel) [76]

Matthias Karmasin, Werner Faulstich (Hg.): Krieg – Medien – Kultur. Neue Forschungsansätze. München: Wilhelm Fink 2007 (Jeanpaul Goergen) [79]

Lutz Koepnick: Framing Attention. Windows on Modern German Culture. Baltimore: The Johns Hopkins University Press 2007 (Michael Wedel) [81]

Inga Scharf: Nation and Identity in the New German Cinema. Homeless at Home. New York, London: Routledge 2008 (Lihi Nagler) [83]

Drehli Robnik: Geschichtsästhetik und Affektpolitik. Stauffenberg und der 20. Juli im Film 1948-2008. Wien: Verlag Turia + Kant 2009 (Sonja M. Schultz) [86]

Filmmuseum Potsdam (Hg.): Jugo. Filmgeschichte in Kleidern. A Film History in Clothes. Potsdam 2008 (Susanne Loosemann) [88]

Dirk Schreier: Film und Rhythmus. Boizenburg: Verlag Werner Hülbusch 2008 (Kerstin Stutterheim) [89]

Günter Jordan: Film in der DDR. Daten. Fakten. Strukturen. Potsdam 2009 (Michael Grisko) [89]

Film-Editionen: Westfalen in historischen Filmen (Jeanpaul Goergen) [91]

Mitarbeiter dieser Ausgabe [94]

Impressum [96]

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