Einer alten These folgend, wonach literarische und andere ästhetische Werke in Gehalt und Form oftmals symptomatische Verhaltenszüge einer ganzen Epoche zu schildern vermögen und ihre Zeitdiagnosen deshalb äußerst lehrreich auch für die Sozialforschung sein können, ist der Schwerpunktteil dieses Heftes erstmalig einem Roman gewidmet: Stoner von John Williams. Mit den Ambivalenzen dieser Sozialfigur befassen sich Barbara Carnevali, Julika Griem, Axel Honneth, Eva Illouz und Frieder Vogelmann.

In den «Studien« analysieren Axel Paul und Anne Härtel auf der Grundlage eigener Feldforschungen die Konfliktgeschichte und das Innenleben der nordugandischen Terrormiliz Lord’s Resistance Army. Unter dem Titel Gewaltzwang. Geschichte, Krieg und Organisation der Lord’s Resistance Army bringen sie eine bedrückende Fallstudie zur Darstellung, die dazu beitragen soll, die Eigendynamik und die Verstetigung von Gewalt in gegenwärtigen Bürgerkriegen besser zu verstehen. Tom Holert und Mark Terkessidis untersuchen in ihrem Beitrag Der Würgeengel in der Vierten Welt. Kreuzberg als Fall gegenwärtiger Urbanität komplexe und irreduzible Veränderungen im städtischen Leben. Hans Bajohrs vergleichende Studie Die Einheit der Welt befasst sich mit Hannah Arendts und Hans Blumenbergs Anthropologie der Metapher.

In den Eingriffen schließlich finden sich ein Bericht von Frances Stonor Saunders über die vom Nachrichtendienst des britischen Geheimdienstes geführte Akte Eric Hobsbawn sowie ein Interview mit der Philosophin Sally Haslanger über die soziale Konstruktion der Realität und Möglichkeiten der Kritik.