Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 24 (2022)

Titel der Ausgabe 
Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 24 (2022)

Erschienen
Stuttgart 2022: Franz Steiner Verlag

 

Kontakt

Karen Peter
Institution
Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte
Abteilung
Redaktion Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte
Land
Deutschland
PLZ
10555
Ort
Berlin
Straße
Bochumer Straße 25
c/o
Rezensionen: Prof. Dr. Daniel Bellingradt Universität Augsburg Institut für Europäische Kulturgeschichte Eichleitnerstr. 30 86159 Augsburg DEUTSCHLAND E-Mail: daniel.bellingradt@uni-a.de
Von
Daniel Bellingradt, Institut für Europäische Kulturgeschichte, Universität Augsburg

Die Kommunikationsgeschichte hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen: als Thema und als erkenntnisleitende Perspektive, für die Geistes- und Sozialwissenschaften im Allgemeinen wie für die Geschichtsschreibung im Besonderen. Wir unterstellen, dass die Einsicht weiter wachsen wird, welche Bedeutung der Medien- und Kommunikationsgeschichte für unterschiedlichste Forschungsfelder zukommt. Kommunikationsgeschichte, wie wir sie verstehen, fragt nach der Bedeutung der Medien für Menschen und Gesellschaft, nach kommunikativen Wirkungen und nach Entstehung und Strukturwandel von Öffentlichkeit.

Der Kommunikationsgeschichte liegt ein breiter Medienbegriff zugrunde; er schließt die öffentliche Rede ebenso ein wie den Brief, das Denkmal, die Flugpublizistik und Buch, Zeitung und Zeitschriften, Kino und Rundfunk und – nicht zuletzt – die internet-basierten Medien. Kommunikationsgeschichte untersucht neben den Massenmedien auch andere Öffentlichkeiten: Als Beispiele seien Versammlungen und Demonstrationen, die kommunikative Praxis auf Straßen und Plätzen sowie die Rezeption von Anschlägen an Kirchentüren, Toren und Mauern genannt. Kommunikationsgeschichte analysiert historische Kommunikationssituationen, sie untersucht Medienverbünde und bezieht systematisch Kommunikatoren und ihr Publikum ein.

Daher versteht sich das Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte als interdisziplinäres Forum für die Geschichts-, Kultur-, Medien-, Kommunikations- und verwandte Wissenschaften. Es stellt kommunikationshistorische Forschungsergebnisse und Forschungsprojekte der breiteren wie der Fachöffentlichkeit vor. Es dient zugleich als ein Ort für Forschungsdebatten und die Diskussion historiografischer Perspektiven.

Das JbKG erscheint seit 1999. Sein konzeptioneller Aufbau folgt einem vierteiligen Gliederungsprinzip. Der erste Teil ist Aufsätzen vorbehalten. Bevorzugt werden dabei quellennahe, kommunikationshistorische Forschungen, die in ihren Fragestellungen sowohl an den Problemen der Vergangenheit als auch an den Interessen der Gegenwart orientiert sind. Die Miszellen, der zweite Teil, bieten aktuelle Forschungsberichte über die Erschließung, Einordnung und Bewertung wichtiger kommunikationshistorischer Quellenbestände. Eine möglichst breite Information über kommunikationshistorische Publikationen liefert das Jahrbuch in seinem dritten und vierten Teil: Der ausführliche Rezensionsteil enthält kurze prägnante Besprechungen wichtiger Monographien, Sammlungen und Editionen. Die von Wilbert Ubbens (Bremen) bearbeitete Bibliographie der Aufsatzliteratur wertet mehr als 800 internationale Zeitschriften und Jahrbücher aus zahlreichen relevanten Disziplinen aus und konkretisiert nahezu alle Nachweise durch kurze inhaltliche Annotationen. Ein Register erschließt die wichtigen Sachen und Personen, die im Textteil der Aufsätze und Miszellen Erwähnung finden.

Die eingereichten Artikel werden anonym von zwei Berichterstatterinnen bzw. Berichterstattern begutachtet. Die Herausgeber entscheiden abschließend über die Annahme der Artikel.

In recent years, communication history has experienced growing importance: It has become both a significant discipline and a central perspective for historical research. Thus, from our point of view, communication history is important for social sciences in general and historiography in particular: Communication history focuses on the relationship between the media, individuals and society, identifies the effects of communication, and scrutinizes the formation of and changes in public spheres, public life, and public spaces.

The discipline itself is based on a broad understanding of the term "media", including but not limited to public speeches, letters, monuments, pamphlets and broadsides, books, newspapers, magazines, cinema, radio and - last but not least - online media. It is not confined to mass media but analyses a broad range of media manifestations, such as rituals, public gatherings and demonstrations, street corner orations and the reception of bills posted on church doors, gates and walls.

Since its establishment in 1999, the Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte (Yearbook for Communication History) is an interdisciplinary forum for scholars interested in the history of culture, media, communication and many related fields. With its presentation of new results and recent findings of historical research on the public sphere and on the history of communication the yearbook aims at both the broader public and the scientific community. Furthermore, the yearbook serves as a forum for all kinds of methodological, theoretical and empirical discussions on the historiography of communication.

The yearbook offers four main sections. The first section, Essays, publishes recent research on the history of communication; the research concentrates on primary sources and focuses on both the problems of the past and the interests of the present. The second, Miscellania, reports on the latest research on the publication, classification and evaluation of important archival sources. The yearbook provides a broad overview of publications in communication history in its third and fourth sections. In the third section, Reviews, important monographs, compilations and editions are comprehensively and incisively discussed by distinguished experts. The fourth section, Bibliography, is edited by Wilbert Ubbens (Bremen); he lists references in the literature from more than 800 international journals and yearbooks in numerous relevant disciplines and catalogs; the references are provided with short annotations. An index to subjects and an index to persons offer cross-references to the corresponding passages in the sections Essays and Miscellania.

Submitted articles are anonymously assessed by two reviewers. The final decision on the acceptance of articles is reached by the editors.

Alle Shortcuts zum Jahrbuch finden Sie hier: https://www.steiner-verlag.de/brand/Jahrbuch-fuer-Kommunikationsgeschichte.

Zur Ausgabe des neuen Bandes in der eLibrary des Verlags: https://elibrary.steiner-verlag.de/yearbook/99.105010/9783515133913.

Inhaltsverzeichnis

FORUM KOMMUNIKATIONSGESCHICHTE

Das „Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte“ widmet sich seit nunmehr 20 Jahren der Vielfalt an möglichen Zugängen und interdisziplinären Perspektiven zu historischer Kommunikation. Die anhaltenden Fragen zu Konturen, Werkzeugen und Denkmustern kommunikationshistorischer Erkenntnisinteressen geben uns Anlass, ein Beitrags-Forum zu begründen, dessen Grundfrage »Was ist Kommunikationsgeschichte« in den nächsten Jahren aus unterschiedlichen Forschungsrichtungen und aus dem Blick auf verschiedene Epochen erörtert werden soll. Die bewusst kurz gehaltenen und mit wenigen Anmerkungen versehenen Beiträge dieses Forums sollen fragende, einordnende und anregende Impulse geben, um „Kommunikationsgeschichte“ innerhalb historisch arbeitender Disziplinen konzeptionell zu schärfen. In diesem Sinne werden die einzelnen Beitragenden das eigene (fachliche) Verständnis von Kommunikationsgeschichte vorstellen, begründen sowie Potentiale und Grenzen der eigenen Ansätze erörtern.

Horst Pöttker (Dortmund / Hamburg)
Kommunikationsgeschichte oder Berufsgeschichte? Sichtweisen auf den Journalismus als Gegenstand der Historik

Misia Sophia Doms (Baden bei Wien)
Lektionen der Indirektheit. Kommunikationsgeschichte in literaturwissenschaftlicher Perspektive

AUFSÄTZE

Benedikt Brunner (Mainz)
Heilige Stimmen. Die kommunikative Funktion der Toten in protestantischen Funeralschriften der Frühen Neuzeit

Zusammenfassung: In der populären Gattung der Funeralschriften lassen sich sprachliche Strategien beobachten, die eine Vergegenwärtigung der Toten intendierten. Die Verfasser zielten dabei auf die Vermittlung von zentralen Normen für das Leben, Sterben und Trauern, denen durch die Instrumentalisierung der Verstorbenen besonderer Nachdruck verliehen werden sollte. Dabei lassen sich Unterschiede zwischen lutherischen und reformierten Funeralschriften erkennen. Bei lutherischen Predigern finden die Bezugnahmen und die Freiheit zum Sprachspiel um die Leiche am häufigsten und ausführlichsten ihren Ausdruck. Tendenziell halten sich reformierte Prediger hier kürzer und konzentrieren sich meist auf die ethisch-appellative Instrumentalisierung des Toten. Die Kommunikationsstrategien, die der Beitrag analysiert, ermöglichen Einblicke in die frühneuzeitlichen Modi der Normvermittlungen.

Abstract: In the popular genre of funerary writings, linguistic strategies can be observed that intended a representation of the dead. The aim was to convey central norms of life, death and mourning, which were to be given particular emphasis through the instrumentalization of the deceased. Differences can be seen between Luther- an and Reformed funeral writings. Lutheran preachers refer most frequently and most freely to the corpse. Reformed preachers tend to be shorter here, concentrating mostly on the ethical-appellative instrumentalization of the dead. The communication strategies analysed in this article provide insights into the early modern modes of conveying norms.

Kirsten Bönker (Köln)
Nachrichten aus der Neuen Welt: Deutungskämpfe im Feld der Auslandsund Reiseberichterstattung über die Sowjetunion, 1922–1933

Zusammenfassung: In der Zwischenkriegszeit zog die Sowjetunion Journalist:innen und Reisende an, die über die neue Gesellschaft in den Westen berichteten. Zeitungsartikel konkurrierten dabei mit Reiseberichten in einem ideologisch sehr umkämpften publizistisch-journalistischen Feld. Mit einer an Pierre Bourdieus Feldtheorie angelehnten akteurszentrierten Perspektive untersucht der Beitrag, mit welchen Strategien Korrespondent:innen sich im publizistisch-journalistischen Feld positionierten und um Deutungshoheit rangen. Anhand der Berichterstattung über die sog. Šachty-Affäre von März bis Juli 1928 und über die Hungersnot 1932/33 wird der umkämpfte Prozess der Professionalisierung aufgezeigt.

Abstract: In the interwar period, the Soviet Union attracted journalists and travelers who reported on the new society to their Western readers. Newspaper articles competed with travelogues in an ideologically highly contested journalistic field. Using an actor-centred perspective inspired by Pierre Bourdieu's field theory, this article examines the strategies correspondents used to position themselves in the journalistic field. It highlights how the competed for interpretative sovereignty. The contested process of professionalization is shown on the basis of reporting on the so-called Shachty affair from March to July 1928 and on the famine of 1932/33.

MISZELLEN

Christian A. Bachmann und Nora Ramtke (Bochum)
Periodical Formats in the Market: Economies of Space and Time, Competition and Transfer

Erik Koenen (Bremen)
Digitalisierte Zeitungen des 19. und 20. Jahrhunderts in der historischen Presseforschung. Dimensionen und Probleme einer digitalen Quellenkritik

BUCHBESPRECHUNGEN / REVIEWS

Im Open-Access-Besprechungsteil werden 78 Neuerscheinungen zur Kommunikationsgeschichte rezensiert. The reviews section features 78 reviews.

BIBLIOGRAFIE

(Wilbert Ubbens, Bremen)
Die Bibliographie verzeichnet mehr als 2500 kommunikationshistorische Aufsätze aus internationalen Zeitschriften. The bibliography on new literature comprises of about 2000 entries.

Weitere Hefte ⇓
Redaktion
Veröffentlicht am