Das Schicksal der russischen Reformer war in der Regel unerfreulich, nicht selten tragisch. Zar Alexander II. und Pjotr Stolypin wurden ermordet, Nikita Chruschtschow und Michail Gorbatschow entmachtet. Warum waren und sind die Reformer, denen Russland die Befreiung von despotischen oder autoritären, unhaltbar gewordenen Regimen verdankt, im Lande so unpopulär? Warum schneiden sie bei aktuellen Umfragen mitunter schlechter ab als solche Tyrannen wie Stalin? Diese Ausgabe von FORUM gibt Antworten auf die Fragen. Sie enthält Beiträge einer Tagung, die anlässlich des 25jährigen Jubiläums der Gorbatschowschen Perestrojka stattfand.
INHALTSVERZEICHNIS
Einführung (9−12)
I. Rußlands Reformer und Reformen von Aleksandr II. bis Gorbačev und El’cin
Eine internationale und interdisziplinäre Tagung anläßlich des 25. Jahrestages der Gorbačevschen Perestrojka (Erlangen, 14. −16. Mai 2010)
Helmut Altrichter Einleitung (13−18)
Leonid Luks Russische Reformen und Reformer. Einleitende Bemerkungen (19−22)
Matthias Stadelmann „Man spürt jetzt etwas völlig Neues“: General Graf Loris-Melikovs Bemühen um eine reformierte Autokratie (1879−81) (23−48)
Vladimir Kantor Aleksandr Gercen: „Glockenspiel“ oder Versuchung durch Radikalismus (49−68)
John Andreas Fuchs Ein Yankee am Hofe des Zaren: Mark Twain und die Friends of Russian Freedom (69−86)
Leonid Luks Sergej Vitte vs. Konstantin Pobedonoscev – die russische Selbstherrschaft um die Jahrhundertwende zwischen Reform und Gegenreform (87−98)
Helmut Altrichter Der „postume Tyrannensturz“ – Nikita Chruščevs widersprüchliche Entstalinisierung (99−106)
Ernst Wawra Andrej Sacharov. Vom „Held der sozialistischen Arbeit“ zum „Andersdenkenden“ (107−126)
II. Anti-Western Tendencies in Post-Soviet Russia and their Historical Roots
Michael Kirkwood The importance of ideology in the works of Alexander Zinoviev (127-154)
Mikhail D. Suslov Between Nationalism and Imperialism: Pan-Slavism in Modern Russia (155−166)
Kaarina Aitamurto Reviving the Native Faith: Nationalism in Contemporary Slavic Paganism, Rodnoverie (167−184)
III. Buchbesprechungen (185−196)
Robert Gellately: Lenin, Stalin und Hitler. Drei Diktatoren, die Europa in den Abgrund führten (John Andreas Fuchs)
Salavat Is’chakov (Hrsg.): Mamed Ėmin Rasulzade. Sbornik proizvedenij i pisem / Ders.(Hrsg.): Iz istorii azerbajdžanskoj ėmigracii. Sbornik dokumentov, proizvedenij, pisem (Zaur Gasimov)
Melvyn P. Leffler und Odd Arne Westad (Hrsg.): The Cambridge History of the Cold War, 3 Bände (Volume I: Origins; Volume II: Conflicts and Crises; Volume III: Endings), Cambridge: Cambridge University Press 2010 (Wiebke Bachmann)
IV. Tribüne
Leonid Luks War die Entstehung der russischen nationalen Identität ein historischer Zufall? Antwort auf den Artikel von David Brandenberger “Stalin´s populism and the accidental creation of Russian national identity” (197−206)