Zeitschrift für Weltgeschichte 18 (2017), 1

Titel der Ausgabe 
Zeitschrift für Weltgeschichte 18 (2017), 1
Weiterer Titel 
Political Economy of the World-System

Erschienen
München 2017: Martin Meidenbauer
Erscheint 
zweimal jährlich
ISBN
1615-2581
Anzahl Seiten
192 S.
Preis
Jahrespreis € 49,90 ; Einzelpreis € 29,90

 

Kontakt

Institution
Zeitschrift für Weltgeschichte
Land
Deutschland
c/o
Prof. Dr. Hans-Heinrich Nolte Bullerbachstr.12 D-30890 Barsinghausen Tel +49 5105 64 332
Von
Bertram, Michael

Im Zentrum des Heftes stehen Aufsätze, die aus der Tagung der Gruppe „Political Economy of the World System“ in Berlin im März 2015 hervorgegangen sind. Die meisten wurden inzwischen in englischer Sprache veröffentlicht; hier werden ausgewählte Texte, die von der Theorie bis zu aktuellen Problemen reichen, überarbeitet und in deutscher Sprache vorgestellt. Christian Lekon (Ankara) verweist auf eine Schwachstelle des Konzepts von Wallerstein und schlägt eine Synthese seines Ansatzes mit dem von Anthony Giddens vor. David A. Smith (Irvine/Cal.) diskutiert die Stellung der Großregionen der Welt im 21. Jahrhundert. Ramon Grosfoguel (Berkeley/Cal.) und Eric Mielants (Fairfield/NY) vergleichen Immigrationen, Identitätsbildungen und Erfindung von Rasse für die USA und Europa. Scott Albrecht und Roberto Patricio Korzeniewicz (College Park/MD) nehmen Aktionen von Milliardären als Indikator für die Reaktionen auf die Wirtschaftskrise 2008. Klemens Kaps (Wien)interpretiert Texte des österreichischen Kameralismus im Kontext der für die Analyse überseeischer Kolonien inzwischen klassischen Orientalismus-These und des Konzepts „Geokultur des Weltsystems“.

Die Texte des Schwerpunkts reichen also chronologisch vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Der politisch aktuellste Text ist wohl der von Grosfoguel und Mielants zur Migration und Anfängen sowie Hintergründen des Rassismus auf beiden Seiten des Atlantik. Der Text von Albrecht und Korzeniewicz führt in die Aktionen jenes obersten Prozents der Weltbevölkerung ein, die nach Branko Milanovič zwischen 1988 und 2008 19 % des globalen Einkommenszuwachses realisieren konnte. Auch der Text von David Smith hilft zur Einordnung und Diskussion des gegenwärtigen Zustands der Welt – wie kann man die Länder und Regionen einordnen, nachdem die alte Einordnung – 1., 2. und 3. Welt – an Überzeugungskraft verloren hat?

Die Beiträge von Lekon und Kaps stellen diese aktuellen Studien in historische Kontexte – der arabischen Migrationen im Gebiet des Indischen Ozeans im 19. und der Diskussionen über innere Peripherien Österreich-Ungarns im 18. Jahrhundert. Klemens Kaps ist auch der Organisator einer Konferenz über Innere Peripherien in Wien im Herbst 2017.

Die Texte des Schwerpunktes werden gewissermaßen eingerahmt durch zwei Texte aus einem vom ersten Heft an durch Veröffentlichungen in der ZWG geförderten Arbeitsbereich – russisch-deutsche Beziehungen und Nationalsozialismus. Alexander Boroznjak (Lipezk) hat vielfältig über historiographische Probleme und Bilder von Russland in Deutschland gearbeitet und auch – mit dem Konzept der Totalitarismustheorie – über die Vergleichbarkeit bolschewistischer und nationalsozialistischer Verbrechen sowie über die didaktische Aufarbeitung. Er war Mitglied im VGWS. Alex Kay ist vor allem durch seine Arbeiten über Hunger als politische Waffe im Zweiten Weltkrieg bekannt geworden, hier stellt er sein Buch über einen der Massenmörder vor.

Zwei wichtige Bücher zur Analyse der Gegenwart und deren Entstehung werden ausführlich besprochen: Hartmut Elsenhans Sorge, dass der bisherige auf Konkurrenz beruhende Kapitalismus zu einem Rentenkapitalismus werden könnte, der die heutigen Reichen versorgt, und Peter Vries Hinweis auf die institutionelle Stärke Englands im Vergleich zu China im 18./19. Jahrhundert, insbesondere Englands Kapazität eine hohe Steuerquote zu realisieren. Rezensiert werden Bücher zu Nationen und Imperienbildung, zu Russland als Feindbild, zu einem Sammelband mit Aufsätzen des Kasaner Historikers Izmail Sharifzhanov und zu Publikationen von Werken des berühmten Alexander von Humboldt aus Berlin sowie des (bisher) ganz unbekannten Luxemburger Horndrechslers August Kohl – aus der großen weiten Welt des 19. Jahrhunderts.

Hans-Heinrich Nolte

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Nina Emil´jevna Waschkau
Russland und Deutschland. Nachruf auf Alexander Boroznjak

Christian Lekon
Das globale Weltsystem als modernes zwischengesellschaftliches System. Versuch einer Synthese von Wallerstein und Giddens

David A. Smith
Weltsystemzonen im 21. Jahrhundert. Jenseits von Zentrum und Peripherie. Was passt wohin?

Ramon Grosfoguel/Eric Mielants
Rassifizierung, Immigration und Identitätsbildung in Europa und den Vereinigten Staaten in der Longue durée. Die Relevanz ökonomischer Zyklen für das Verständnis gegenwärtiger Einstellungen

Scott Albrecht/Roberto Patricio Korzeniewicz
„Schöpferische Zerstörung“ aus Perspektive des Weltsystems. Milliardäre und die große Rezension von 2008

Klemens Kaps
Orientalismus und die Geokultur des Weltsystems. Diskursives othering, politische Ökonomie und kameralistische Arbeitsteilung im habsburgischen Zentraleuropa (1713–1815)

Alex Kay
Alfred Filbert: Erster Chef des SS-Einsatzkommandos 9 im Krieg gegen die Sowjetunion

Christian Hey
Review. Endlich Klartext: Elsenhans` Kritik am Kapitalismus

Michael Zeuske
Review

Rezensionen

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