Zeitschrift für Weltgeschichte 21 (2022), 2

Titel der Ausgabe 
Zeitschrift für Weltgeschichte 21 (2022), 2

Erschienen
München 2022: Martin Meidenbauer
Erscheint 
halbjährlich
Anzahl Seiten
190 S.
Preis
Jahrespreis € 49,90 ; Einzelpreis € 29,90

 

Kontakt

Institution
Zeitschrift für Weltgeschichte
Land
Deutschland
c/o
Prof. Dr. Hans-Heinrich Nolte Bullerbachstr.12 D-30890 Barsinghausen Tel +49 5105 64 332
Von
Michael Bertram, Redaktion Zeitschrift für Weltgeschichte (ZWG)

Editorial
Weltgeschichte ist keineswegs nur der Entwurf großer historischer Überblicke oder die Beschreibung allumfassender, alles erklärender globaler Zusammenhänge. Große Weltgeschichte zu schreiben hat sicherlich seine Berechtigung und Verdienste, ist aber letztendlich nicht das Kerngeschäft von Weltgeschichte, soll diese als forschender Zugang verstanden werden. Weltgeschichte zu betreiben, sollte nicht zuletzt darin bestehen, historische Phänomene und Regionen in ihrem globalen Kontext zu betrachten. Das bedeutet auch und gerade, den Blick auf das Nahe, Lokale, Konkrete zu werfen, der lokalen oder regionalen Geschichte ihre Einbindung in weltweite Zusammenhänge zu verleihen. Der Themenschwerpunkt dieser Ausgabe der Zeitschrift für Weltgeschichte, herausgegeben von Jan Hüsgen und Frank Usbeck, präsentiert unter dem sprechenden Titel Allerwärts —Herrnhut, Sachsen und die Welt des Tabaks ein eindrucksvolles Beispiel für eine solche historische Herangehensweise. Im Mittelpunkt stehen die verschiedenen Auswirkungen der steigenden Popularität des Tabakgenusses seit der Frühen Neuzeit. Dabei werden gleichermaßen die in Amerika tätigen Missionen der Herrnhuter Brüdergemeine und die Menschen in Sachsen in ihrem Wirtschafts- und Alltagsleben durch das populäre Genussmittel in einen globalen Zusammenhang in eine „Welt des Tabaks“ einbezogen. Diese von der Perspektive Sachsens aus zu betrachten, stellt einen fruchtbaren Beitrag zu einer materiellen Verflechtungsgeschichte dar, wie die Aufsätze in diesem Schwerpunkt deutlich machen können.

Zum Charakter der ZWG gehören neben der Publikation solch einschlägiger thematischer Schwer-punkte stets auch davon unabhängige Beiträge, welche die vielfältigen Möglichkeiten, im genannten Sinne Weltgeschichte zu betreiben, repräsentieren. Auch die aktuelle Ausgabe enthält zwei Aufsätze dieser Art. Wolfgang Trimmel, als Historiker und Arabist derzeit Doktorand an der Universität Wien, widmet sich einem ganz konkreten Konflikt in Syrien, der sich 1926/27 zwischen alawitischen Bauern und den in Hama ansässigen Großgrundbesitzern abspielte. Die vermeintlich lokale und periphere Episode erfährt unversehens ihre überregionale Bedeutung durch die soziale und religiöse Fragmentierung Syriens sowie die globale Einbindung durch die französische Mandats-macht und ihre Agrar- und ihre Minderheitspolitik. Ganz anders gelagert ist der Beitrag von Firas Amr, der sich einem wesentlichen, wenn auch häufig wenig beachteten Thema in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs widmet — der Kriegspropaganda und der psychologischen Kriegsführung. Der Autor zeichnet die durchaus kenntnisreiche, letztendlich aber wenig erfolgreiche Tätigkeit der britischen „Deutschland-Experten“ im Kriegsverlauf nach und liefert damit ein Schlaglicht für eine noch zu schreibende Wissensgeschichte des Weltkriegs.

Weltgeschichte zu betreiben erfordert, wie jede historische Forschung, eine tragfähige Quellenlage. Dabei sind manche Archivbestände für globalhistorische Perspektiven ertragreicher als andere, auch wenn sie vielleicht nicht immer im Zentrum des fachlichen Interesses stehen. Mit dieser Ausgabe etablieren wir in der ZWG die neue Kategorie Archive der Weltgeschichte, die wir in loser Rei-he fortsetzen werden. Vorgestellt werden von Spezialisten und Spezialistinnen einzelne Einrichtungen von besonderem Wert für das Forschungsbild unserer Zeitschrift, um über Möglichkeiten zu informieren und vielleicht gelegentlich Anregungen für neue Forschungszugänge zu vermitteln. Den Anfang machen Maik Schmerbauch, Archivar beim Bundesarchiv mit umfassenden Erfahrungen in den hier vorgestellten Archiven der Vereinten Nationen, und Barbara Schneider, Historikerin an der Fernuniversität Haagen und Kennerin der Möglichkeiten von Missionsarchiven wie demjenigen der Rheinischen Mission in Wuppertal, das hier präsentiert wird.

Dier Herausgeberinnen und Herausgeber bemühen sich auch in Zukunft , mit der ZWG ein Forum für sämtliche Spielarten, Weltgeschichte zu schreiben, anzubieten. Um dieses facettenreiche Spektrum weiterhin abbilden zu können, sind wir auf ansprechende Forschungsbeiträge angewiesen und freuen uns stets über entsprechende Angebote von Manuskripten. Zunächst aber wünschen wir eine anregende Lektüre der neuen Ausgabe unserer Zeitschrift.

Jürgen G. Nagel

Inhaltsverzeichnis

Jürgen G. Nagel:
Editorial

Schwerpunkt

Jan Hüsgen/Frank Usbeck:
Allerwärts — Herrnhut, Sachsen und die Welt des Tabaks

Jörg Ludwig:
Zwischen Konsumlenkung und Konsumwandel. Tabak in Sachsen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert

Petra Martin:
Tabak als Wirtschaftsfaktor in den Niederlassungen und Missionsstationen der Herrnhuter Brüdergemeine

Felicity Jensz:
„Die Welt in Bildern“. Zigarettensammelbilder als Fenster zur Ferne

Frank Usbeck:
Der „Tabak-Indianer“ als transnationale Werbefigur

Philipp Schorch:
Materielle Verflechtungsgeschichte. Ein Plädoyer

Beiträge

Wolfgang Trimmel:
Die französische Agrarpolitik im syrischen Alawitenstaat während der Man-datszeit. Ein Streitfall zwischen alawitischen Bauern und Großgrundbesitzern aus Hama 1926-1927

Firas Amr:
Der missverstandene Feind? Das Bild des deutschen Gegners in der britischen Propaganda und psychologischen Kriegsführung 1939-1945

Archive der Weltgeschichte

Maik Schmerbauch:
(Welt-)Geschichte internationaler Beziehungen schreiben — die Bedeutung der Archive der Vereinten Nationen
Barbara Schneider:
Das Archiv der Archiv- und Museumsstiftung der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal. Ein Portrait

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