Quest. Issues in Contemporary Jewish History 11 (2022), 22

Titel der Ausgabe 
Quest. Issues in Contemporary Jewish History 11 (2022), 22
Weiterer Titel 
Miscellanea

Preis
Kostenfreier Zugang im Internet

 

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Institution
Quest. Issues in Contemporary Jewish History
Land
Italy
c/o
Fondazione Centro di Documentazione Ebraica Contemporanea via Eupili 8 20145 Milano Italy E-Mail: <mail@quest-cdecjournal.it> Tel.: +39 02.31.63.38; 02.31.60.92
Von
Ulrich Wyrwa, Historisches Institut, Universität Potsdam

Diese Ausgabe von Quest, Miscellanea, bietet sechs Artikel zu verschiedenen Themen vom 18. bis 20. Jahrhundert. Es gibt keinen roten Faden, aber einige der Artikel beleuchten aus verschiedenen Blickwinkeln die Frage der Konversion.
So befasst sich der erste Aufsatz von Samuela Marconcini mit Konversionen zum Katholizismus und dem damit verbundenen Problem des Erbrechts im Livorno des 18. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht ein Fall, in dem es um die Verweigerung des Erbrechts konvertierter Juden. Die in den Gesetzen von Livorno verankerten Sonderrechte, nach denen konvertierte Familienmitglieder keinen Anspruch auf ihr Erbe erheben konnte, blieb bis zur Einigung Italiens in Kraft.
Der zweite Artikel von Michele Sarfatti bezieht sich auf das faschistische Italien und untersucht die Umsetzung der Gesetze gegen "Mischehen" zwischen 1935 und 1938, von den in den italienischen Kolonien eingeführten Normen bis hin zu den Gassegesetzen von 1938. Mussolini hatte das mit dem Vatikan 1929 geschlossene Konkordat einseitig geändert, und Sarfatti zeigt, wie sich das faschistische Regime die katholische Kirche unterworfen hat.
Der Artikel von Tullia Catalan befasst sich ebenfalls mit dem italienischen Faschismus und geht den Konversionen zum Christentum in den Jahren 1938-1939 in der Stadt Triest nach. Neben den italienischen Juden lebten zahlreiche ausländische Juden in der Stadt. Nach Catalan konvertierten viele aus Österreich, Deutschland und Ungarn geflohene Jüdinnen und Juden, die vor allem nach Amerika emigrieren wollten, zum Katholizismus. Der Artikel beschreibt die individuellen Wege der Konversion und die Reaktion der jüdischen Behörden sowie der örtlichen Kirche.
David Guedj, einen anderen Themenkomplex eröffnend, untersucht die Entstehung der jüdisch-arabischen Sachbuch-Literatur in Marokko in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Aufkommen dieser Gattung wurde, so der Autor, durch die Veränderungen in der marokkanisch-jüdischen Kultur und Gesellschaft hervorgerufen: die Gründung lokaler hebräischer Verlage in vielen Städten, das Aufkommen einer neuen intellektuellen Elite, die Verbreitung des Zionismus sowie sich verändernde Muster der religiösen Observanz einschließlich säkularisierender Tendenzen.
Der fünfte Artikel von Livia Tagliacozzo analysiert die muslimisch-jüdischen Beziehungen in Libyen unter der italienischen Kolonialverwaltung während des Zweiten Weltkriegs. Wie in anderen kolonialen Kontexten verfolgte das faschistische Regime gegenüber muslimischen und jüdischen Untertanen eine unterschiedliche Politik, die die Interaktionen zwischen den beiden Gemeinschaften beeinflusste und zu Spannungen und Konflikten führte. Gleichzeitig aber rief die gemeinsamen Erfahrungen von Unterdrückung auch ein beide Gruppen verbindendes Gefühl von Opposition hervor.
Schließlich untersucht Marcella Simoni aus einer transnationalen Perspektive die Mobilität und Identität von Juden aus Bagdad und deren Verflechtungen in Asien und Europa zwischen 1850 und 1950. Auf der Grundlage unterschiedlicher Quellen, aus asiatischen Oral History Archiven oder der in Shanghai erscheinenden Monatszeitschrift Israel's Messenger, zeigt Simoni, wie aus Bagdad stammende Jüdinnen und Juden in den asiatischen Zentren ihre kollektive Identität veränderten. Im zweiten Teil geht sie der Bedeutung von europäischen und amerikanischen Städten wie London, Paris, Madrid oder New York für das Selbstverständnis diese Gruppe nach.
Darüber hinaus wird in dieser Ausgabe die neue Rubrik "Review Essay" eingeführt. Der Eröffnungsaufsatz von Arie M. Dubnov ist dem israelischen Dichter Nathan Alterman gewidmet.

Inhaltsverzeichnis

Introduction

Jewish Converts’ Inheritance Rights in the Grand Duchy of Tuscany: The Case of a Nun in the Convent of Santa Scolastica in Buggiano by Samuela Marconcini

The Fascist Government, the Holy See and the Prohibition of “Mixed” Marriages 1935-1938 by Michele Sarfatti

Conversion Paths of Trieste’s Jews in 1938-1939 by Tullia Catalan

Judeo-Arabic Popular Nonfiction in Morocco during the First Half of the Twentieth Century by David Guedj

Solidarity Among Colonial Subjects in Wartime Libya, 1940-1943 by Livia Tagliacozzo

Imagined Homelands. Baghdadi Jews in South, East and Southeast Asia, and Europe (1850-1950) by Marcella Simoni

Review Essay

A Poet in Search of His Voice: Nathan Alterman before “The Seventh Column” by Arie M. Dubnov

Discussion

Tudor Parfitt Hybrid Hate: Conflations of Antisemitism and Anti-Black Racism from the Renaissance to the Third Reich
by Monica Miniati

Reviews

Aviad Moreno, Noah Gerber, Esther Meir-Glizenstein, and Ofer Shiff (eds.), The Long History of the Mizrahim: New Directions in the Study of Jews from Muslim Countries. In tribute to Yaron Tsur
by Emanuela Trevisan Semi

Federico Trocini and Davide Artico (eds.), Gli scritti giovanili di Ludwig Gumplowicz. Questione ebraica e questione nazionale in Polonia
by Marco Bresciani

Swen Steinberg and Anthony Grenville (eds.), Refugees from Nazi-Occupied Europe in British Overseas Territories
by Liesbeth Rosen Jacobson
Giorgio Fabre, Il razzismo del duce. Mussolini dal ministero dell’Interno alla Repubblica sociale italiana
by Michael A. Livingston

Deborah A. Starr, Togo Mizrahi and the Making of Egyptian Cinema
by Alon Tam

Tobias Reichard, Musik für die “Achse”: Deutsch-Italienische Musikbeziehungen unter Hitler und Mussolini bis 1943
by Ulrich Wyrwa

Marion Kaplan, Hitler’s Jewish Refugees: Hope and Anxiety in Portugal
by Chiara Renzo

Joseph Sassoon, The Sassoons: The Great Global Merchants and the Making of an Empire
by Marcella Simoni

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