Das filmische Bild vom „Anschluss“ 1938 wird maßgeblich von jenen ikonischen Aufnahmen bestimmt, die von der NS-Filmpropaganda hergestellt wurden. Sie bilden bis heute den ästhetischen Horizont, mit dem das Ereignis in TV-Dokumentationen, Lehrmitteln, Museen und Kinofilmen illustriert wird. Wie in den Beiträgen eindringlich gezeigt wird, lassen filmisches Amateurmaterial, Kulturfilme und Fragmente österreichischer Wochenschauen sowie retrospektive Experimental- und Avantgardefilme aber ein anderes Bild des „März 1938“ entstehen. Deren „Mikrogeschichten“ – Filmberichte der Aktivitäten der Wiener Nationalsozialisten vor 1938, Schnappschüsse eines „Alltags im Anschluss“, Reportagen der Wiener Polizei oder filmische Tourismusprospekte des „Traumlands Ostmark“ – verdeutlichen eine Ebene abseits der monumentalen Propagandabilder.
INHALTSVERZEICHNIS
ARTIKEL
Michael Loebenstein/Siegfried MattlEditorial
Hans PetscharVon der Ständestaat- zur Ostmark-Wochenschau. Die nationalsozialistische Bearbeitung der „Österreich in Bild und Ton“-Wochenschauen vom 1. Oktober 1937 bis 11. März 1938. Eine Dokumentation
Michael Loebenstein/Siegfried MattlMissratene Figuren. Der „Anschluss“ 1938 im „ephemeren“ Film
Vrääth ÖhnerDer Kompilationsfilm als Sperrwerk. Zur „Umschrift“ von dokumentarischem Bildmaterial in historischen Dokumentationen
Drehli RobnikSchatzi und Abfall. Nationalsozialismus im österreichischen Found-Footage-Film
ABSTRACTS
REZENSIONPaula Diehl, Macht – Mythos – Utopie. Die Körperbilder der SS-Männer, Berlin, Akademie Verlag, 2005. (Elissa Mailänder Koslov)
AUTOREN