Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit (AGWA), 15 (1998)

Titel der Ausgabe 
Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit (AGWA), 15 (1998)
Weiterer Titel 

Erschienen
Fernwald 1998: Germinal Verlag
Erscheint 
ISBN
3-88663-415-9
Preis
€ 18,00

 

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Institution
Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit (AGWA)
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: Wolfgang Braunschädel Johannes Materna Germinal Verlag Siemensstraße 16 35463 Fernwald (Annerod)
Von
Wolfgang Braunschädel

Inhaltsverzeichnis

Zu diesem Heft 11

Cornelius Castoriadis
Die Frage der Geschichte der Arbeiterbewegung 15

Harald Wolf
„Die Revolution neu beginnen.“ Über Cornelius Castoriadis und „Socialisme ou Barbarie“ 69

Ulrich Peters
Das Antiautoritäre als Phrase. Marx und Bakunin in der Ersten Internationale 113

Martin Finkbeiner
Lenin und der europäische Sozialismus 135

Elfriede Müller
Die Bolschewiki und die Gewalt 155

Hartmut Rübner
„Eine unvollkommene Demokratie ist besser als eine vollkommene Despotie.“ Rudolf Rockers Wandlung vom kommunistischen Anarchisten zum libertären Revisionisten 205

Václav Tomek
Das „Manifest der tschechischen Anarchisten“ aus dem Jahre 1896 227

Jan Zimmermann
Hoffnung trotz Skepsis. Zu Leben und Werk des Schriftstellers Fritz Gross (1897-1946) 233

Fritz Gross
Ausgewählte Texte von 1918 bis 1946 259

Sibylle Küttner
Billiglohnarbeit im Deutschen Kaiserreich: „Farbige Seeleute“ in der Handelsmarine 329

Jacques Wajnsztejn
Von der Autonomie zu den Autonomien 379

Michael T. Koltan
Leninismus ohne Arbeiterklasse. Kurzer Lehrgang zum Kollaps der Modernisierung 401

Jacques Wajnsztejn
Einige Präzisierungen zum Begriff des „kapitalistischen Reproduktionssystems“ 419

Helmut Dahmer
Holocaust und Geschichtsschreibung. Nachlese zur Goldhagen-Kontroverse 441

Peter Kuckuk
Annäherungen an 1968 - Eine persönliche Bilanz 463

Fritz Keller/Kurt Lhotzky
In memoriam Georg Scheuer 475

Wilhelm Weitling
Die Kommunion und die Kommunisten 479

Rezensionen und Hinweise 483

Alfred Eberlein, Internationale Bibliographie zur deutschsprachigen Presse der Arbeiter? und sozialen Bewegungen von 1830 ? 1982. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage. Bearbeitet von Ursula Eberlein. Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft herausgegeben von der Universitätsbibliothek Bochum, München/New Providence/London/Paris: K.G. Saur Verlag, 1996, 8 Bände, 3134 S. (Peter Mönnikes) 483

Sahra Wagenknecht, Vom Kopf auf die Füße? Zur Hegelkritik des jungen Marx oder das Problem einer dialektisch-materialistischen Wissenschaftsmethode, Bonn: Pahl-Rugenstein Verlag, 1997, 194 S. (Karl Klöckner) 486

David Borisovič Rjazanov und die erste MEGA. Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge Sonderband 1, Hamburg: Argument-Verlag, 1997, 278 S. (Fritz Keller) 489

Ulrich Peters, Kommunismus und Anarchismus. Die Zeit der Ersten Internationale, Köln: PapyRossa Verlag, 1997, 282 S.
Markus Bürgi, Die Anfänge der Zweiten Internationale. Positionen und Auseinandersetzungen 1889-1893, Frankfurt am Main/New York: Campus Verlag, 1996, 651 S. (Karl Andres) 489

Stefan Riesenfellner/ Ingrid Spörk (Hrsg.), Minna Kautsky. Beiträge zum literarischen Werk, Wien: Verlag für Gesellschaftskritik, 1996, 350 S. (Fritz Keller) 493

Manfred Burazerovic, Max Nettlau. Der lange Weg zur Freiheit, Berlin: Oppo-Verlag, 1996, 212 S. (Johannes Materna) 494

Gustav Landauer, Dichter, Ketzer, Außenseiter. Essays und Reden zu Literatur, Philosophie, Judentum. Herausgegeben von Hanna Delf (Werkausgabe. Herausgegeben von Gert Mattenklott und Hanna Delf, Bd. 3), Berlin: Akademie Verlag, 1997, 290 S.
Gustav Landauer, Zeit und Geist. Kulturkritische Schriften 1890-1919. Hrsg. Rolf Kauffeldt und Michael Matzigkeit, München: Klaus Boer Verlag, 1997, 373 S. (Walter Fähnders) 496

Michael Löwy, Erlösung und Utopie. Jüdischer Messianismus und libertäres Denken. Eine Wahlverwandtschaft, Berlin: Karin Kramer Verlag, 1997, 303 S. (Wolfgang Braunschädel) 500

Karl Korsch, Krise des Marxismus. Schriften 1928-1935 (Gesamtausgabe Band 5). Herausgegeben und eingeleitet von Michael Buckmiller, Amsterdam: Stichting beheer IISG, 1996, 960 S. (Wolfgang Braunschädel) 503

Theodor Lessing, Bildung ist Schönheit. Autobiographische Zeugnisse und Schriften zur Bildungsreform. Herausgegeben und eingeleitet von Jörg Wollenberg unter Mitwirkung von Ruth Schwake und Helmut Donat. Mit einem Geleitwort von Dietrich Heimann und einem Nachwort von Ursula und Peter Hansen (Ausgewählte Schriften Band 1), Bremen: Donat Verlag, 1995, 263 S.
Theodor Lessing, Wir machen nicht mit! Schriften gegen den Nationalismus und zur Judenfrage. Herausgegeben von Jörg Wollenberg unter Mitarbeit von Helmut Donat. Mit Beiträgen und Zeichnungen von Walter Grab und Alfred Hrdlicka (Ausgewählte Schriften Band 2), Bremen: Donat Verlag, 1997, 312 S. (Wolf Raul) 507

Olaf Blaschke, Katholizismus und Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1997, 443 S. (Wolfgang Braunschädel) 510

Gewerkschaft Öffentliche Dienste Transport und Verkehr (Hg.), 100 Jahre ÖTV. Die Geschichte einer Gewerkschaft und ihrer Vorläuferorganisationen; Bd.1: Walter Nachtmann, Geschichte; Bd.2: Rüdiger Zimmermann, Biographien, Frankfurt/M.: Union Druckerei und Verlagsanstalt GmbH, 1996, 398 u. 287 S. (Hartmut Rübner) 513

Weg von Österreich! Das Weltkriegsexil von Masaryk und Beneš im Spiegel ihrer Briefe und Aufzeichnungen aus den Jahren 1914 bis 1918. Eine Quellensammlung. Ausgewählt, übersetzt und herausgegeben von Frank Hadler, Berlin: Akademie Verlag, 1995, 579 S. (Zdenĕk Obšasník) 515

Klaus Sator, Anpassung ohne Erfolg. Die Sudetendeutsche Arbeiterbewegung und der Aufstieg Hitlers und Henleins 1930-1938, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1996, 390 S. (Anton Panner) 517

Wolfgang Jäger, Bergarbeitermilieus und Parteien im Ruhrgebiet. Zum Wahlverhalten des katholischen Bergarbeitermilieus bis 1933, München: Verlag C.H. Beck, 1996, 440 S. (Wolfgang Braunschädel) 520

Karsten Rudolph, Die sächsische Sozialdemokratie vom Kaiserreich zur Republik (1871-1923), Weimar/Köln/Wien: Böhlau Verlag, 1995, 455 S. (Karl Andres) 522

Sebastian Haffner/Stephan Hermlin/Kurt Tucholsky u.a., Zwecklegenden. Die SPD und das Scheitern der Arbeiterbewegung, Berlin: Verlag 1900 Berlin, 1996, 222 S. (Johannes Materna) 526

Eric D. Weitz, Creating German Communism, 1890-1990. From Popular Protest to Socialist State, Princeton, New Jersey: Princeton University Press, 1997, 445 S. (Hartmut Rübner) 527

Klaus-Michael Mallmann, Kommunisten in der Weimarer Republik. Sozialgeschichte einer revolutionären Bewegung, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1996, 552 S. (Friedrich Homburg) 530

Sabine Hering/Kurt Schilde, Kampfnahme Ruth Fischer. Wandlungen einer deutschen Kommunistin, Frankfurt am Main: dipa-Verlag, 1995, 311 S. (Reiner Tosstorff) 533

Pierre Broué, Histoire de l’Internationale Communiste 1919-1943, Paris: Fayard, 1997, 1120 S. (Reiner Tosstorff) 535

Conan Fischer (Hg.), The Rise of National Socialism and the Working Classes in Weimar Germany, Providence & Oxford: Berghahn Books, 1996, 248 S. (Hartmut Rübner) 536

Henry A. Turner, Hitlers Weg zur Macht. Der Januar 1933, München: Luchterhand Literaturverlag, 1996, 304 S.
Richard Utz, Soziologie der Intrige. Der geheime Streit in der Triade, empirisch untersucht an drei historischen Fällen, Berlin: Duncker & Humblot, 1997, 289 S. (Anton Panner) 538

Alfons Kenkmann, Wilde Jugend. Lebenswelt großstädtischer Jugendlicher zwischen Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Währungsreform, Essen: Klartext Verlag, 1996, 479 S. (Jens Hoffmann) 541

Robert Gellately, Die Gestapo und die deutsche Gesellschaft. Die Durchsetzung der Rassenpolitik 1933-1945, Paderborn/München/Wien/Zürich: Ferdinand Schöningh, 1994 (2. unv. Aufl.), 323 S.
Gerhard Paul unter Mitarbeit von Erich Koch, Staatlicher Terror und gesellschaftliche Verrohung. Die Gestapo in Schleswig-Holstein, Hamburg: Ergebnisse Verlag, 1996, 527 S.
Gerhard Paul/Klaus-Michael Mallmann (Hrsg.), Die Gestapo. Mythos und Realität. Mit einem Vorwort von Peter Steinbach, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1995, 586 S.
Gisela Diewald-Kerkmann, Politische Denunziation im NS-Regime oder Die kleine Macht der „Volksgenossen“, Bonn: Verlag J.H.W. Dietz Nachfolger, 1995, 256 S.
Rita Wolters, Verrat für die Volksgemeinschaft. Denunziantinnen im Dritten Reich, Paffenweiler: Centaurus-Verlagsgesellschaft, 1996, 134 S. (Wolfgang Braunschädel) 543

Deutsche Politik im „Protektorat Böhmen und Mähren“ unter Reinhard Heydrich 1941-1942. Eine Dokumentation. Herausgegeben von Miroslav Kárný, Jaroslava Milotová und Margita Kárná, Berlin: Metropol Verlag, 1997, 303 S. (Zdenĕk Obšasník) 548

Einhart Lorenz, Mehr als Willy Brandt. Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) im skandinavischen Exil, Frankfurt u. a.: Verlag Peter Lang, 1997, 257 S. (Reiner Tosstorff) 552

Barry McLoughlin/Hans Schafranek/Walter Szevera, Aufbruch Hoffnung Endstation. Österreicherinnen und Österreicher in der Sowjetunion 1925-1945, Wien: Verlag für Gesellschaftskritik, 1997, 717 S. (Reiner Tosstorff) 553

Ralf Stettner, „Archipel GULag“: Stalins Zwangslager. Terrorinstrument und Wirtschaftsgigant. Entstehung, Organisation und Funktion des sowjetischen Lagersystems 1928-1956, Paderborn/München/Wien/Zürich: Ferdinand Schöningh, 1996, 448 S. (Anton Panner) 556

Stalin Briefe an Molotow 1925-1936. Herausgegeben von Lars T. Lih/Oleg Naumov/Oleg Chlewnjuk. Mit einer Einführung von Robert C. Tucker, Berlin: Siedler Verlag, 1996, 304 S. (Reiner Tosstorff) 559

Julijana Ranc, Trotzki und die Literaten. Literaturkritik eines Außenseiters, Stuttgart: Verlag für Wissenschaft und Forschung, 1997, 215 S. (Michael Buckmiller) 561

Aleksej Losev, Die Dialektik des Mythos. Herausgegeben mit Einleitung und Anmerkungen von Alexander Haardt, Hamburg: Felix Meiner Verlag, 1994, 209 S. (Karl Klöckner) 562

Franz Jung, Abschied von der Zeit. Herausgegeben von Lutz Schulenburg (Werke Band 9/2), Hamburg: Edition Nautilus, 1997, 735 S.
Ernst Schürer (Hrsg.), Franz Jung. Leben und Werk eines Rebellen, New York u.a.: Peter Lang Publishing, 1994, 372 S. (Wolf Raul) 566

Der deutsche Spießer ärgert sich. Raoul Hausmann 1886-1971, Ostfildern: Verlag Gerd Hatje, 1994, 295 S.
Eva Züchner (Hrsg.), „Wir wünschen die Welt bewegt und beweglich“. Raoul-Hausmann-Symposium der Berlinischen Galerie im Martin-Gropius-Bau Berlin, am 6. und 7. Oktober 1994, Berlin: Berlinische Galerie, 1995, 148 S.
Raoul Hausmann. Herausgegeben von Kurt Bartsch und Adelheid Koch (Dossier Band 10), Graz: Literaturverlag Droschl, 1996, 423 S.
Cornelia Frenkel, Raoul Hausmann. Künstler - Forscher - Philosoph, St. Ingbert: Röhrig Verlag, 1996, 175 S.
Adelheid Koch, Ich bin immerhin der größte Experimentator Österreichs. Raoul Hausmann. Dada und Neodada. Mit einem Essay von Raoul Hausmann, Aussichten oder Ende des Neodadaismus, Wien: Haymon-Verlag, 1994, 332 S.
Raoul Hausmann, Umbruch. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Adelheid Koch, Innsbruck: Haymon-Verlag, 1997, 127 S.
Raoul Hausmann, La Sensorialité excentrique/Die exzentrische Empfindung. Mit Illustrationen von Raoul Hausman. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Adelheid Koch, Graz: Literaturverlag Droschl, 1994, 117 S.
Scharfrichter der bürgerlichen Seele. Raoul Hausmann in Berlin 1900-1933. Unveröffentlichte Briefe Texte Dokumente aus den Künstler-Archiven der Berlinischen Galerie. Herausgegeben und kommentiert von Eva Züchner, Ostfildern: Verlag Gerd Hatje, 1998, 532 S.
Adelheid Koch-Didier, „Je suis l’Homme de 5000 paroles et de 10000 formes“. Écrits de Raoul Hausmann et documents annexes. Inventaire établi et annoté par Adelheid Koch-Didier avec la collaboration de Stefan Schwar, Rochechouart: Musée Départemental de Rochechouart, XIV, 348 S.
Adelheid Koch-Didier, „La Poésie a pour objet le MOT“. Raoul Hausmann, écrivain (Les cahiers Raoul Hausmann 1), Rochechouart: Musée Départemental de Rochechouart, 1997, 117 S. (Wolfgang Braunschädel) 569

Wieland Herzfelde, Zum Klagen hatt’ ich nie Talent. Hrsg. von Elisabeth Trepte. Mit einer Erinnerung von Heinz Knobloch, Kiel: agimos verlag 1996, mit zahlr. Abb., 158 S. (Walter Fähnders) 577

Michel Leiris, Tagebücher 1922 - 1989. Herausgegeben und kommentiert von Jean Jamin, Graz/Wien: Literaturverlag Droschl, 1996, 640 S. (Wolf Raul) 578

Dietrich Hoß/Heinz Steinert (Hrsg.), Vernunft und Subversion. Die Erbschaft von Surrealismus und Kritischer Theorie, Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot, 1997, 231 S. (Karl Klöckner) 580

Theodor W. Adorno, Kants „Kritik der reinen Vernunft“. Nachgelassene Schriften, Abt. IV, Vorlesungen Band 4. Hrsg. von Rolf Tiedemann, Frankfurt: Suhrkamp Verlag, 1995, 440 S. (Karl Klöckner) 582

Sibylle Tönnies, Die Feier des Konkreten - Linker Salonatavismus, Göttingen: Steidl Verlag, 1996, 136 S.
Sibylle Tönnies, Pazifismus passé? Eine Polemik, Hamburg: Rotbuch Verlag, 1997, 164 S. (Karl Klöckner) 585

Wolfgang Fritz Haug, Philosophieren mit Brecht und Gramsci, Berlin/Hamburg: Argument Verlag, 1996, 168 S. (Karl Klöckner) 589

Peter Hacks, Die Maßgaben der Kunst. Gesammelte Aufsätze 1959-1994, Hamburg: Edition Nautilus, 1996, 1183 S. (Hugo Nada) 592

Klaus Holzkamp, Schriften I. Normierung, Ausgrenzung, Widerstand, Hamburg/Berlin: Argument-Verlag, 1997, 423 S. (Fritz Keller) 596

Johannes Agnoli, Subversive Theorie. „Die Sache selbst“ und ihre Geschichte. Eine Berliner Vorlesung. Herausgegeben von Christoph Hühne, Freiburg: Ça ira-Verlag, 1996, 230 S.
Johannes Agnoli, Faschismus ohne Revision, Freiburg: Ça ira-Verlag, 1997, 177 S. (Wolf Raul) 598

Hans-Georg Backhaus, Dialektik der Wertform. Untersuchungen zur Marxschen Ökonomiekritik, Freiburg: Ça-ira Verlag, 1997, 533 S. (Wolfgang Braunschädel) 601

Ursula Rütten, Im unwegsamen Gelände. Paul Parin - Erzähltes Leben, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt, 1996, 223 S. (Rolf Wörsdörfer) 604

Ingo Juchler, Die Studentenbewegungen in den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik Deutschland der sechziger Jahre. Eine Untersuchung hinsichtlich ihrer Beeinflussung durch Befreiungsbewegungen und -theorien aus der Dritten Welt, Berlin: Duncker & Humblot, 1996, 459 S.
Ingrid Gilcher-Holtey, „Die Phantasie an die Macht“. Mai 68 in Frankreich, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1995, 494 S.
Primo Moroni/Nanni Balestrini, Die goldene Horde. Arbeiterautonomie, Jugendrevolte und bewaffneter Kampf in Italien, Berlin/Göttingen: Verlag der Buchläden Schwarze Risse/Rote Straße, 1994, 452 S.
Bärbel Danneberg/Fritz Keller/Aly Machalicky/Julius Mende (Hrsg.), Die 68er. Eine Generation und ihr Erbe, Wien: Döcker Verlag, 1998, 391 S.
Das Leben ändern, die Welt verändern! 1968. Dokumente und Berichte. Herausgegeben von Lutz Schulenburg, Hamburg: Edition Nautilus, 1998, 479 S.
Wolfgang Kraushaar, 1968. Das Jahr, das alles verändert hat, München/Zürich: Piper Verlag, 1998, 343 S.
Michael Ruetz, 1968. Ein Zeitalter wird besichtigt. 323 Photographien mit Texten von Rolf Sachsse, Henryk M. Broder und Michael Ruetz, Frankfurt am Main: Zweitausendeins, 1997, 387 S.
Wolfgang Kraushaar (Hg.), Frankfurter Schule und Studentenbewegung. Von der Flaschenpost zum Molotowcocktail 1916-1995, 3 Bände (Band 1: Chronik; Band 2: Dokumente; Band 3: Aufsätze und Kommentare, Register), Hamburg: Rogner & Bernhard, 1998, 607, 859, 348 S.
Siegward Lönnendonker (Hrsg.), Linksintellektueller Aufbruch zwischen „Kulturrevolution“ und „kultureller Zerstörung“. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) in der Nachkriegsgeschichte (1946-1969). Dokumentation eines Symposiums, Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 1998, 336 S.
Christian Schmidt, Wir sind die Wahnsinnigen. Joschka Fischer und seine Frankfurter Gang, München/Düsseldorf: Econ Verlag, 1998, 319 S. (Wolf Raul) 606

Inge Viett, Nie war ich furchtloser. Autobiographie, Hamburg: Edition Nautilus, 1997, 319 S.
Inge Viett, Einsprüche. Briefe aus dem Gefängnis, Hamburg: Edition Nautilus, 1996, 160 S. (Martin Finkbeiner) 615

Hanna Behrend (Hrsg.), Die Abwicklung der DDR. Wende und deutsche Vereinigung von innen gesehen, Köln: Neuer ISP Verlag, 1996, 288 S. (Karl Klöckner) 617

Renéo Lukic, Les relations soviéto-yougoslaves de 1935 à 1945. De la dépendance à l’autonomie et à l’alignement, Bern/Berlin u.a.: Verlag Peter Lang, 1996, 287 S. (Rolf Wörsdörfer) 619

Janez Janša, Die Entstehung des slowenischen Staates 1988-1992. Der Zerfall Jugoslawiens, Klagenfurt/Ljubljana/Wien: Hermagoras-Verlag, 1994, 277 S.
Danica Fink-Hafner/John R. Robbins, Making a New Nation: The Formation of Slovenia, Aldershot u.a.: Dartmouth, 1996, 330 S.
Janko Prunk, Slowenien. Ein Abriß seiner Geschichte, Ljubljana: Založba grad, 1996, 177 S.
Drago Jančar/France Bučar/Niko Grafenauer u.a., The Hour of European Truth for Slovenia, Ljubljana: Nova revija, 1997, 63 S. (Rolf Wörsdörfer) 621

Wojciech Jaruzelski, Stan wojenny. Dlaczego... Współpraca: Marek Jaworski, Włodzimierz Łoziński, Warszawa: Polska oficyna wydawnicza „BGW“, 1992, 438 S. + 16 S. Fotos
Wojciech Jaruzelski, Hinter den Türen der Macht. Der Anfang vom Ende einer Herrschaft, Leipzig: Militzke Verlag, 1996, 480 S. (Zdenĕk Obšasník) 625

Irene Diekmann/Joachim H. Teichler (Hrsg.), Körper, Kultur und Ideologie. Sport und Zeitgeist im 19. und 20. Jahrhundert, Bodenheim b. Mainz: Philo Verlagsgesellschaft, 1997, 312 S. (Karl Klöckner) 628

Stefan Kühl, Die Internationale der Rassisten. Aufstieg und Niedergang der internationalen Bewegung für Eugenik und Rassenhygiene im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main/New York: Campus Verlag, 1997, 339 S. (Karl Klöckner) 628

Oliver Geden, Rechte Ökologie. Umweltschutz zwischen Emanzipation und Faschismus, Berlin: Elefanten Press Verlag 1996, 252 S. (Karl Klöckner) 631

Leonard F. Guttridge, Meuterei. Rebellionen an Bord, Gräfelfing vor München: Urbes Verlag, 1996, 352 S. (Hartmut Rübner) 633

Heide Gerstenberger/Ulrich Welke, Vom Wind zum Dampf. Sozialgeschichte der deutschen Handelsschiffahrt im Zeitalter der Industrialisierung, Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot, 1996, 324 S.
Ulrich Welke, Der Kapitän. Erfindung einer Herrschaftsform, Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot, 1997, 315 S. (Hartmut Rübner) 634

Hinweise 636 - 672

Zu diesem Heft

Als Ende Dezember des letzten Jahres Cornelius Castoriadis gestorben war, veröffentlichte ein altgewordener Stalinist in der wohl linksliberalen „tageszeitung“ einen Nachruf auf einen „Cornelis Castoriades“. Das mag man durchaus als Zeichen dafür lesen, daß Castoriadis trotz einiger eher verstreuter Übersetzungen hierzulande unbekannt geblieben und nur von wenigen rezipiert worden ist. Castoriadis gehörte seit den späten vierziger Jahren zu den radikalen Kritikern der tradierten Arbeiterbewegung. In einer Einleitung zu einem Sammelband mit älteren Aufsätzen hat er 1974 noch einmal sein Verständnis der Geschichte der Arbeiterbewegung ausführlich dargelegt. Bei aller Anerkennung von Ereignisgeschichte und analytischer Geschichtsschreibung zielt sein Ansatz darauf ab, Arbeiterbewegung dort nachzuspüren, wo die Objekte der Forschung - die Arbeiter - tatsächlich agieren und zum Subjekt werden.
Castoriadis hatte Anfang 1949 zusammen mit Claude Lefort und anderen die Zeitschrift „Socialisme ou Barbarie“ gegründet, die bis 1965 erschien und zu den wichtigsten und einflußreichsten linkskommunistischen Zeitschriften der Nachkriegszeit zählt. In seinem Beitrag geht Harald Wolf im Anschluß an einen historischen Überblick über die Entwicklung der Gruppe bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1966 auf die inhaltlichen Schwerpunkte der in der Zeitschrift geführten Debatten ein. Im Zentrum standen nicht nur die Analyse der neuesten Entwicklungen im Kapitalismus, sondern insbesondere auch eine radikale Kritik des bürokratischen Staatssozialismus und der längst reformistisch gewordenen Arbeiterorganisationen. Der Rekurs auf die realen proletarischen Erfahrungen führte zu einem Konzept von Selbstorganisation, das angesichts eines modernisierten Kapitalismus auch die Kämpfe im Reproduktionsbereich in die theoretischen Überlegungen mit einbezog und notwendigerweise auf Konfrontationskurs zu einem überholten Arbeiterbewegungsmarxismus ging.
Viele Fraktionierungen in der Geschichte der Arbeiterbewegung gehen auf die Auseinandersetzungen zurück, die in den Kreisen der Ersten Internationale geführt wurden. Insbesondere die zum Teil von persönlichen Animositäten geprägten Differenzen zwischen Marx und Bakunin sind gewissermaßen zur Gründungsurkunde der autoritären und antiautoritären Strömungen der Arbeiterbewegung stilisiert worden. Einmal abgesehen davon, daß die tatsächlichen Ursachen für diese verschiedenen Strömungen nur sozial- und mentalitätsgeschichtlich zu erforschen und erklären sind und die Auseinandersetzungen zwischen Personen in dieser Hinsicht eher zweitrangig erscheinen, unternimmt Ulrich Peters in seinem Beitrag den Versuch, die in bestimmter Hinsicht gar nicht so unterschiedlichen Verhaltensweisen von Marx und Bakunin aus dem historischen Kontext heraus zu erklären und damit auch die überhöhten Interpretationen zu relativieren.
Die revolutionären Bewegungen in den Jahren nach dem Ende des Ersten Weltkrieges waren sehr stark von neugegründeten linkssozialistischen Organisationen und ent-sprechend orientierten gewerkschaftlichen Gruppierungen geprägt. Insbesondere die USPD verfügte - verglichen mit der KPD - über einen eminenten Einfluß und vertrat, ähnlich wie die sozialistischen Parteien in Frankreich und Italien, ein eigenständiges Sozialismuskonzept. Martin Finkbeiner vertritt die Auffassung, daß die Konzeptionen dieser linkssozialistischen Parteien mit den spezifischen Interessen der Bolschewiki, deren eigentliches Ziel in der Etablierung und Konsolidierung eines von ihnen be-herrschten Staates bestand, nicht zu vereinbaren waren. Der vorgebliche Internationalismus der Bolschewiki, der zur Gründung der Dritten Internationale und, auf der Basis der berüchtigten „21 Aufnahmebedingungen“ des zweiten Kongresses der Dritten Internationale, zur gezielten Spaltung der einflußreichen linkssozialistischen Parteien führte, zielte darauf ab, diese Bewegungen und Organisationen in West- und Mitteleuropa im eigenen Interesse zu dominieren.
Der Kollaps der osteuropäischen Staatssozialismen hat wieder einmal Experten jeglicher Couleur zur Erforschung der Ursachen dieser mißlungenen Experimente auf den Plan gerufen. Während die einen den Bösewicht in Stalin glauben ausmachen zu können, möchten die anderen den „Meisterdenker“ Marx gleich mit entsorgen. Dabei liegt es nahe, sich einmal intensiver mit der Phase zu beschäftigen, in der die Bolschewiki an die Macht kamen und diese Macht in einem mehrjährigen Bürgerkrieg verteidigt und ausgebaut haben. Elfriede Müller zeigt in ihrem Beitrag auf, daß die Bolschewiki, entgegen jeglicher theoretischer Einsichten verbissen an der einmal errungenen Macht festhaltend, in einen Zugzwang gerieten, der nicht nur Gewalt und Terror, sondern auch ein Sozialismuskonzept freisetzte, das als Ideologisierung einer nachholenden ursprünglichen Akkumulation konsequenterweise in Stalins Verbund von Ökonomie und Lagersystem endete.
Im Gegensatz zu den romanischen Ländern sind in Deutschland weder der Anarchismus noch der Anarchosyndikalismus heimisch geworden. Zu den wenigen namhaften deutschen Anarchisten gehörte Rudolf Rocker, der allerdings bis auf seine Jugendzeit und die Jahre der Weimarer Republik in der englischen bzw. amerikanischen Emigration lebte. Es sind ohne Zweifel die Erfahrungen mit den autoritären deutschen Staaten und deren Untertanen, insbesondere mit dem Nationalsozialismus, sowie die Ablehnung der im Stalinismus kulminierenden Staatssozialismen, die, wie Hartmut Rübner in seinem Beitrag aufzeigt, Rocker zu einem revisionistischen Anarchismus im Sinne einer Anbindung an den politischen Liberalismus geführt haben.
In Ergänzung zu zwei Beiträgen zur Geschichte des tschechischen Anarchismus um die Jahrhundertwende, die in den Heften 12 und 13 des ARCHIVs veröffentlicht worden sind, stellt Václav Tomek in seinem Beitrag mit dem „Manifest der tschechischen Anarchisten“ aus dem Jahre 1896 ein wichtiges Dokument dieser Bewegung vor, das sowohl in inhaltlicher als auch in organisatorischer Hinsicht einen wichtigen Punkt in der Entwicklung des tschechischen Anarchismus festhält.
Fritz Gross gehörte hierzulande trotz aller Forschungen zur Weimarer Zeit und zum Exil bis vor kurzem zu den Schriftstellern, die allenfalls noch einigen Experten bekannt waren. Gebürtiger Österreicher, hatte Gross Wien Ende 1918 verlassen, um in Deutschland Mitglied der KPD zu werden. In der Weimarer Zeit war er als Redakteur und Autor für verschiedene Zeitungen tätig und veröffentlichte politische und literarische Texte. Als eher libertärer Marxist wurde er Ende der zwanziger Jahre aus der KPD ausgeschlossen. 1933 emigrierte er nach England, wo er bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1946 weiterhin publizistisch tätig war. Jan Zimmermann gibt in seinem Beitrag einen Einblick in Leben und Werk dieses Einzelgängers, der sich zwischen allen Fronten bewegte und nicht von ungefähr von niemandem vereinnahmt werden konnte. Im Anschluß daran folgt eine Auswahl von zum Teil seinerzeit veröffentlichten, zum Teil unveröffentlicht gebliebenen Texten von Fritz Gross. Im Mittelpunkt stehen zum einen Auszüge aus dem 1929 in der anarchosyndikalistischen „Gilde freiheitlicher Bücherfreunde“ erschienenen Werk „Die letzte Stunde. Legenden vom Tod“ und zum anderen die bisher unveröffentlichten „Szenen“ aus dem Leben Erich Mühsams. Ergänzend hinzukommen eine Reihe kürzerer, vielfach biographischer Texte, aus denen sich ganz nebenbei auch das libertäre Selbstverständnis von Fritz Gross herauslesen läßt.
Die gegenwärtigen Diskussionen um Billiglohnarbeit und deren Anbindung an die Debatten um die Ursachen der Arbeitslosigkeit erweisen sich bei einem Blick in die Geschichte als Neuauflagen alter Auseinandersetzungen. Aus dem Beitrag von Sibylle Küttner, die sich mit dem Einsatz farbiger Seeleute in der deutschen Handelsmarine während des Kaiserreichs und den dazu geführten Debatten beschäftigt, geht hervor, daß alle von den heute involvierten Diskussionspartnern - Gewerkschaften, Wirtschaft, Parteien - vorgebrachten Argumente bereits damals präsent waren: von den wirtschaftlichen Vorteilen bis zum rassistisch begründeten Schutz der deutschen Arbeit.
Von den einstmals mehr berüchtigten als berühmten Autonomen ist in politischer Hinsicht hierzulande nichts mehr übrig geblieben. Das liegt sicherlich daran, daß es sich bei diesem Milieu um eine diffuse, weder theoretisch noch politisch allzu reflektierte Bewegung handelte, deren ritualisierte Militanz schon bald zu purem Selbstzweck und bloßer Selbstgefälligkeit verkommen war. Zu bedenken dabei ist jedoch, daß der Begriff der Autonomie von dieser Bewegung auf fragwürdige Weise okkupiert worden ist. Jacques Wajnsztejn wirft in seinem Beitrag einen Blick auf die Anfänge jener Bewegungen in den sechziger und siebziger Jahren, in denen der Begriff Autonomie für den Bruch sowohl mit der kapitalistischen Arbeitsgesellschaft als auch mit den reformistischen Arbeiterorganisationen stand. Er skizziert die entsprechenden Entwicklungen in Italien, in Frankreich und in der Bundesrepublik, wobei er feststellt, daß die entscheidenden Konfrontationslinien sich vielfach von der politischen auf die gesellschaftliche Ebene im Sinne einer Herausbildung von alternativen Milieus verschoben haben.
Seit einigen Jahren verkünden Robert Kurz und die Autor(inn)en der Zeitschrift „Krisis“ mit offensichtlich zunehmender Lust am Untergang den „Kollaps der Modernisierung“. Nach dem Zusammenbruch der marxistisch-leninistischen Illusionen und der Verabschiedung von der Arbeiterbewegung und deren Ideologien richten sich die „Krisis“-Autoren in einer Art Doppelhaushalt ein. Auf der einen Seite analysieren sie mit detailverliebter Besessenheit und Hang zur Kriseneuphorie die jeweils neuesten Entwicklungen der Weltwirtschaft, auf der anderen Seite entdecken sie mit alternativer Lust in zunehmendem Maße gesellschaftliche Nischen, in denen sie sich von der kriselnden Arbeitsgesellschaft unbehelligt wähnen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß in diesem Haushalt Gerichte aufgetischt werden, die nicht ganz unbekannt sind, was nicht gegen die Gerichte sprechen muß, aber durchaus gegen den Gestus sprechen kann, mit dem sie aufgetischt werden. Michael T. Koltan verweist in seinem Beitrag auf einige Aporien in der Argumentation von Kurz, die aus der Vermischung von wertformanalytischer Kapitalkritik und Restbeständen marxistisch-leninistischer Erkenntnistheorie resultieren.
Im Anschluß an seinen Text im ARCHIV 14, in dem er die gegenwärtige kapitalistische Ökonomie als ein Reproduktionssystem analysiert hatte, unternimmt Jacques Wajnsztejn in einem daran anschließenden Beitrag den Versuch, die Funktionsweisen dieses Systems näher zu bestimmen. Im Zusammenhang mit dem Niedergang der klassischen Lohnarbeit, der Entwicklung eines scheinbar unabhängigen Finanzsektors und der sich ändernden Funktionen der Nationalstaaten verschieben sich die Beziehungen zwischen Ökonomie, Politik und Gesellschaft. Eine von produktiver Arbeit zunehmend abgekoppelte und immer stärker auf Information und Kommunikation ausgerichtete individualisierte Konsumgesellschaft führt zudem den alten Zusammenhang von Produktivismus und Fortschritt ad absurdum.
Noch bevor im Sommer 1996 Daniel Jonah Goldhagens Arbeit „Hitlers willige Vollstrecker“ in einer deutschen Übersetzung erschien, war die bundesdeutsche Historikerzunft in helle Aufregung geraten. Geradezu panikartig wurden die Thesen des amerikanischen Politikwissenschaftlers zurückgewiesen, insbesondere sein Hinweis darauf, daß zum einen der in der deutschen Bevölkerung weit verbreitete rassistische Antisemitismus ein entscheidender Faktor für den Mord an den europäischen Juden gewesen ist und daß zum zweiten die Bereitschaft „gewöhnlicher“ Deutsche zur aktiven Beteiligung an diesem Mord ganz erheblich größer war als bisher zugestanden. Helmut Dahmer läßt in seinem Beitrag die Argumente dieser Historiker noch einmal Revue passieren und kommt - indem er sie u.a. mit längst bekannten soziologischen Forschungen zum Antisemitismus konfrontiert - zu dem Ergebnis, daß die bundesdeutsche akademische Holocaustforschung bisher weitgehend einen Entlastungsdiskurs geführt hat, in dem zwar Taten, aber keine Täter vorkommen.
In der Geschichtsschreibung zu „1968“ wird allzuoft übersehen, daß die Ereignisse in den Zentren der Bewegungen auch ihre Auswirkungen in der Provinz hatten. Peter Kuckuk vermittelt in seiner persönlichen Bilanz des damaligen Aufbruchs einen Eindruck von jenem Milieu, das weniger vom revolutionärem Pathos avantgardistischer Gruppierungen als von den politischen Auseinandersetzungen im linkssozialdemokratischen Bereich und den alltäglichen Veränderungen im privaten Leben geprägt war.
Im Herbst 1996 starb in Wien Georg Scheuer, der in den dreißiger und vierziger Jahren in Österreich und später in der Emigration in Frankreich in kleinen Gruppen im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv war. In einem Nachruf erinnern Fritz Keller und Kurt Lhotzky an Leben und Werk Georg Scheuers.
In der Fluchtlinie einer Epoche, die 1848 nicht begann und 1968 nicht endete, dokumentieren wir zum Schluß einen Text von Wilhelm Weitling aus dem Jahre 1841, der sich durch ein Niveau auszeichnet, das von dem späteren sogenannten wissenschaftlichen Sozialismus sozialdemokratisch-leninistischer Manier nicht mehr erreicht wurde und das es heute, nach dem Scheitern dieses Sozialismus, wieder zu gewinnen gilt. Die Forderung nach einer egalitären Gütergemeinschaft mag in dem hier angesprochenen Sinn nicht „wissenschaftlich“ sein, blamiert in ihrer Radikalität jedoch jegliche wie auch immer maskierte Wissenschaftlichkeit.

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