Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 69 (2021), 3

Titel der Ausgabe 
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 69 (2021), 3

Erschienen
München 2021: Oldenbourg Verlag
Erscheint 
vierteljährlich
Preis
Jahresabo: 59,80 €; Stud.abo: 34,80 €; Mitgl.abo. hist. u pol. Fachverbände: 49,80 €, Online-Zugang: 49,- €; Print+Online-Abo 72,- €

 

Kontakt

Institution
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte
Land
Deutschland
c/o
Redaktion Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Institut für Zeitgeschichte, Leonrodstraße 46b, 80636 München, vfz@ifz-muenchen.de
Von
Hoppe, Florian

Das neue Heft der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte ist erschienen, wir wünschen anregende Lektüre!

Inhaltsverzeichnis

Aufsätze

Michael Schwartz
Homosexuelle im modernen Deutschland. Eine Langzeitperspektive auf historische Transformationen
Die Geschichte homosexueller Menschen im modernen Deutschland besteht nicht nur aus Verfolgung und Diskriminierung, obschon sie oft als solche erinnert wird. Wohl haben homosexuelle Männer unter massiver Verfolgung gelitten, und auch lesbische Frauen waren vielen Diskriminierungen ausgesetzt. Doch die Geschichte der letzten 200 Jahre weist nicht nur jene Transformation im Umgang mit Homosexualität auf, die ab den 1990er Jahren zur Gleichberechtigung führte, sondern mehrere, inhaltlich sehr verschiedene Umbrüche. Wir haben es weder mit einem Kontinuum der Repression noch mit einer linearen Emanzipationsgeschichte zu tun, sondern mit einer höchst widersprüchlichen langfristigen Entwicklung.

Michael Schwartz
Homosexuals in Modern Germany. A Long-Term Perspective on Historical Transformations
The history of homosexual people in modern Germany not encompasse persecution and discrimination, even if it is often remembered as such. Of course homosexual men did suffer massive persecution, and lesbian women were also exposed to many forms of discrimination. Yet the history of the last 200 years not only manifest those transformations in handling homosexuality, which since the 1990s have led to equality, but also a number of changes of a highly different nature. We neither encounter a continuum of repression nor a linear narrative of emancipation, but rather a highly contradictory long-term development.

Maximilian Kutzner
„Zeitung für Deutschland“? Die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die deutsche Frage 1969 bis 1990
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) firmiert bis heute als „Zeitung für Deutschland“. Das war der Anspruch ihrer Gründer. Doch die sich verstetigende Zweistaatlichkeit stellte den deutschlandpolitischen Kurs der FAZ vor Herausforderungen. Wie positionierte man sich zur Neuen Ostpolitik? Gelang es, die Zeitung als Impulsgeber auf diesem Politikfeld zu etab-lieren? Der Aufsatz beleuchtet innerredaktionelle Konflikte und externe Zuschreibungen von west- und ostdeutschen Akteuren gleichermaßen. Der Autor zeigt auf, in welchem Spannungsfeld sich die FAZ zwischen ihrer eigenen Linie und der Anerkennung deutschlandpolitischer Faktizität in den 1970er und 1980er Jahren bewegte. War man bereit, für die Verwirklichung der deutschen Einheit alte Grundätze aufzugeben?

Maximilian Kutzner
A “Newspaper for Germany”? The Frankfurter Allgemeine Zeitung and the German Question, 1969 to 1990
To this day, the Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) calls itself a “newspaper for Germany”. This was the aspiration of its founders. The stabilisation of two German states, however, challenged the position of the FAZ in matters of German nationhood policy. How did it position itself regarding Neue Ostpolitik, the increased engagement with the East? Did the newspaper successfully establish itself as a trendsetter in this field of policy? The article reveals conflicts among the editorial staff as well as outside attributions by both West and East German actors. The author demonstrates the tensions between the FAZ’s own line and the recognition of the political facts regarding German nationhood during the 1970s and 1980s. Was it ready to relinquish old principles for the achievement of German unity?

Martin Günzel
Die Wegbereiter. Tony Blair, Großbritannien und die Entscheidung für den Irakkrieg 2001 bis 2003
Die Beteiligung Großbritanniens am 2003 begonnenen Irakkrieg gehört zu den kontroversesten Ereignissen der jüngeren britischen Zeitgeschichte und hat die Bewertung der Amtszeit des damaligen Premierministers Tony Blair nachhaltig geprägt. Die Frage, aus welchen Gründen und mit welchen Zielen sich die britische Regierung seinerzeit für einen Kurs der dezidierten Unterstützung des von den USA initiierten Kriegs entschied, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Die nunmehr zugänglichen Quellen zeigen, dass man sich in London bereits sehr früh auf eine Kriegsteilnahme festlegte und die Öffentlichkeit über die Motive täuschte. Die Art und Weise, wie der Krieg letztlich diplomatisch durchgesetzt und öffentlich begründet wurde, hat die Sicht darauf maßgeblicher geprägt als lange angenommen.

Martin Günzel
The Trailblazers. Tony Blair, Great Britain and the Decision to Go to War in Iraq, 2001 to 2003
Great Britain’s participation in the Iraq War starting in 2003 is one of the most controversial events in recent British history and has strongly shaped the assessment of Tony Blair’s premiership. Questions, what were the reasons and aims which motivated the British Government at the time to decide upon a course of full support of this war initiated by the United States, have not been fully explained to date. Sources now available indicate that very early on London decided to join the war and that the Government misled the public about its motives. The way in which the war was ultimately pushed through diplomatically and justified publicly has shaped the perspective on the war more decisively than it was long assumed.

Dokumentation

Philipp Gahn
Widersprüche eines Modus vivendi. Dokumente zum Besuch Michael Kardinal von Faulhabers bei Adolf Hitler auf dem Obersalzberg im November 1936
Die Monate von November 1936 bis Januar 1937 waren für Michael von Faulhaber eine Zeit größter Anspannung. Empfangen wie eine Art Primas des deutschen Episkopats traf er Hitler auf dem Obersalzberg, zu einem „letzten Versuch“ einer Verständigung zwischen Staat und Kirche. Im Januar weilte er zu Beratungen in Rom, aus denen sein Textentwurf zur Enzyklika „Mit brennender Sorge“ hervorging. Dazwischen lagen hektische Wochen, in denen er eine Doppelstrategie verfolgte: Vorbehaltlos bis zur Selbstverleugnung blieb er verhandlungsbereit, während er andererseits den offenen Protest nicht scheute. Die hier präsentierten Dokumente belegen die Illusion, unter der dieses Vorgehen stand, so dass sogar sein Beitrag zur Enzyklika in einem anderen Licht erscheint.

Philipp Gahn
Contradictions of a Modus Vivendi. Documents on the Visit of Michael Cardinal von Faulhaber with Adolf Hitler on the Obersalzberg in November 1936
The months between November 1936 and January 1937 were a period of the greatest tension for Michael von Faulhaber. In a reception akin to that of a Primate of the German episcopate, he met Hitler on the Obersalzberg in order to undertake a “final attempt” to reach an understanding between church and state. In January he was in Rome for consultations, from which his draft text for the encyclical “Mit brennender Sorge” (“With Burning Concern”) emerged. In between, there were hectic weeks, during which he pursued a double strategy: On the one hand, without any reservations and up to the point of self-renunciation, he remained ready for negotiations, while on the other hand he did not shy away from public protest. The documents presented here corroborate the illusion, which shaped these actions, even making his contribution to the encyclical appear to us in a different light.

Miszelle

Anna Georgiev
„Im fremden Erdteil ein Kleinod sein, ein Segen werden“. Über den Verbleib der Kultgegenstände (zwangs)aufgelöster jüdischer Gemeinden
Unter anderem konfrontiert mit Auflösungserscheinungen kleinerer jüdischer Gemeinden auf dem Land wurden seitens jüdischer Organisationen in Deutschland schon in der Weimarer Republik Fragen der Inventarisierung und Verteilung von nicht mehr benötigten Judaika diskutiert. Im Zuge der systematischen Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung wurden diese Themen nicht etwa fallengelassen, sondern weiter systematisiert. Sicherlich auch aufgrund mangelnder Verwertungsmöglichkeiten wurden die von jüdischen Organisationen eigens entwickelten Strukturen zunächst durch das Reichssicherheitshauptamt toleriert, aber die eigentliche Intention der Sammlung – die Abgabe an Gemeinden im Ausland – erwies sich als Ding der Unmöglichkeit.

Anna Georgiev
“To Be a Treasure in a Foreign Continent, To Become a Blessing”. About the Whereabouts of Cult Objects of (Forcibly) Dissolved Jewish Communities
Confronted by signs of disintegration among smaller rural Jewish communities, Jewish organisations in Germany even during the Weimar Republic discussed questions of cataloguing and distributing Judaica which were no longer needed. During the course of the systematic persecution and murder of the Jewish population, these topics were not dropped, but rather dealt with more systematically. The Reichssicherheitshauptamt (Reich Security Main Office) at first tolerated these structures developed by Jewish organisations, certainly also because exploitation possibilities were lacking. The true intention of this collection – providing the objects to communities abroad – proved to be impossible, however.

Notiz

Bemerkung zur Dokumentation von René Schlott, Ablehnung und Anerkennung. Raul Hilberg und das Institut für Zeitgeschichte, im Januar-Heft der VfZ

Aus der Redaktion

Hans Maier zum 90. Geburtstag

VfZ Online

Neu bei den Zusatzangeboten: Nachtrag zu René Schlotts Dokumentation im Januar-Heft

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