In diesem Schwerpunktsheft wird die Geschichtspolitik in Zentraleuropa seit 1989 am Beispiel der Debatte zur ungarischen Revolution 1956 und der Umdeutung der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte Sloweniens thematisiert. Ein Vergleich zeigt, dass in beiden Fallstudien eine heftige, politisch im öffentlichen Diskurs teilweise umstrittene Neuverhandlung der Geschichtsbilder von zentralen Basiserzählungen in den jeweiligen Nationalgeschichten zur Diskussion und damit auch zur Disposition steht. Die akademische Historiographie spielt in diesen Funktionalisierungstrends in Richtung innenpolitischer, aber auch außenpolitischer Abgrenzung durch historische Rückgriffe derzeit nur eine periphere Rolle, sucht aber nach neuen Wegen zwischen nationalistischen Tendenzen bzw. historischen Homogenisierungsversuchen von komplexen Entwicklungen. Ein kurzer Überblick zu den Beziehungen zwischen der Slowakei und der EU ergänzt diese Studien mit dem europäischen sozio-politischen Kontext, der als Subtext eine zentrale Rolle bei den geschichtspolitischen Debatten spielt.
ARTIKEL
Vera Sophie Ahamer Ungarn 1956 – Ein historisches Ereignis als politisches Legitimationsinstrument
Oto Luthar/Breda Luthar Historische Darstellung oder/als Vergangenheitspolitik? Zur Entstehung einer radikalen Umdeutung der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte Sloweniens
Simon Gruber Slowakei und Europäische Union 1993 – 1999
REZENSIONEN: Michael Benedikt, Reinhold Knoll, Cornelius Zehetner (Hg.), unter Mitarbeit von Endre Kiss, Im Schatten der Totalitarismen. Vom philosophischen Empirismus zur kritischen Anthropologie. Philosophie in Österreich 1920–1951. (Peter Stachel)
Gerhard Botz (Hg.), Schweigen und Reden einer Generation. Erinnerungsgespräche mit Opfern, Tätern und Mitläufern des Nationalsozialismus (Margit Reiter)