Jahrbuch für Universitätsgeschichte 13 (2010)

Titel der Ausgabe 
Jahrbuch für Universitätsgeschichte 13 (2010)
Weiterer Titel 
Universitätsreformen vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Erschienen
Stuttgart 2010: Franz Steiner Verlag
Erscheint 
jährlich
Preis
Jahresabonnement € 49,00, Einzelheft € 55,50

 

Kontakt

Martin Kintzinger
Institution
Universität Münster
Abteilung
Historisches Seminar
Land
Deutschland
PLZ
48143
Ort
Münster
Straße
Domplatz 20–22
c/o
Jahrbuch für Universitätsgeschichte
Von
Mielbrandt, Björn

EDITORIAL

Reformen sind so alt wie die Universität selbst. Auch die Idee, dass die Universität in ständigem Reformprozess ist und sein soll, entstammt den Anfängen. Das damals auf die Kirche gemünzte Wort universitas semper reformanda est gilt sinngemäß auch für die Geschichte der Universität.1 Dabei bleibt das Verhältnis zwischen Reformbedürftigkeit und Reformfähigkeit immer neu zu bestimmen. Universitätsre-form erweist sich, in unterschiedlicher Intensität und Akzentuierung, als ein Dauerthema, besonders eindrücklich unter dem Stichwort „Bologna-Prozess“ in unserer Gegenwart. Doch solche Reformpraxis unterliegt der Kritik und gerade ein vielfach beklagter kurzatmiger Aktionismus fordert zu reflexiver Tiefenschärfe in historischer Einordnung heraus. So häufen sich kaum zufällig insbesondere 2009/10 entsprechende Veranstaltungen.2 Der Zufall des Kalenders legt auch das zweihundertjährige Jubiläum der Berliner Humboldt-Universität in eine derart verdichtete Phase von Reformwillen und kritisch diskursiver Ortsbestimmung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutschen Universität – jene Universität also, welche unter dem Motto „Das moderne Original“ auf den Stellenwert der Berliner Gründung von 1810 in der Herausformung der modernen Forschungsuniversität mit den Maximen „Forschungsimperativ“, „Wissenschaft als Bildung“ sowie Verbindung von Forschung und Lehre im Gesamtsystem der Wissenschaften zurückblickt.

So steht auch das Thema Universitätsreform im Mittelpunkt des Jahrbuchs für 2010, mit je zwei Beiträgen zu Mittelalter/Frühneuzeit und zum 19./20. Jahrhundert. Kaum ins Leben getreten, ist reformare in den europäischen Universitäten bereits ein grundsätzlicher Vorgang, der nicht nur die einzelne Universität betraf, sondern dem Überdauern der Institution als solcher diente. Tina Maurer beschreibt in ihrem Beitrag, in dem sie die französischen und deutschen Entwicklungen zwischen 1200 und 1500 vergleicht, Universitätsreformen als Anpassungsvorgänge auf verschiedenen Ebenen und Etappen und aus unterschiedlichen Motiven. Magister und Scholaren, geistliche und weltliche Autoritäten, die universalen wie die lokalen, waren je nach Interessenlage an den Vorgängen beteiligt, wenn es um Orthodoxie, Disziplin und Ordnung, die interne Rechtsbereinigung oder gar um die Attraktivität ihrer Universitäten ging. Die Reformen verliefen diesseits wie jenseits des Rheins in ähnlicher Richtung, wobei als die wichtigsten Etappenschritte die innere Festigung, die regionale Anpassung und die territoriale Integration angesehen werden können. Für das 16. Jahrhundert konzentriert sich Sebastian Kusche mit Leipzig, Wittenberg und Tübingen auf große und einflussreiche Universitäten des konfessionalisierten Reiches. Humanismus und Reformation leiteten in den Universitäten eine regelrechte Reformepoche ein. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts versuchten die lutherischen Landesherren, die Erfordernisse des frühmodernen Staates neben ihren Landeskirchen auch in ihren Universitäten durchzusetzen bzw. die Universitätsverfassungen entsprechend zu beeinflussen. Diesem reformpolitischen Erfolg standen jedoch oftmals zähe, beharrliche Kräfte gegenüber, die sich aus den überkommenen Autonomieprivilegien der universitären Personenverbände speisten, was in alten und großen Universitäten wie Leipzig und Wittenberg besonders auffiel. Zwar spielten die Universitäten im frühmodernen lutherischen Staatswesen und bei der Konsolidierung der lutherischen Landeskirchen eine Schlüsselrolle, doch machte sie das nicht zugleich, so das Fazit des Autors, zu Staatsinstitutionen.

Bezeichnend für die weitere deutsche Entwicklung in der Neuzeit ist eine auffäl-lige Verknüpfung von Universitätsreformen mit neuartig konzipierten Reformuniver-sitäten, welche jeweils auf die deutsche Universitätslandschaft einwirkten. Die Grün-dung in Halle 1694 etablierte die Freiheit des Denkens in Richtung auf das Nützliche und Verständige. Mit Göttingen entfaltete sich seit 1737 ein marktliberales Konkur-renzprinzip im Ringen um Forschungsgesinnung und effiziente Lehre, in der Förde-rung moderner Wissenschaften und einer viel bewunderten Infrastruktur. An manches davon knüpfte Berlin 1810 an, stimulierte Bildung als Wissenschaftsgesinnung und verstand sich zugleich als nationales Projekt, ähnlich dann Bonn 1818. Für das frühe 20. Jahrhundert sei auf die industriegesellschaftlich orientierten neuen Großstadtuni-versitäten in Frankfurt/M., Hamburg und Köln, für die Bundesrepublik auf die Re-formuniversitäten zu Beginn der 1960er Jahre hingewiesen.

Norbert Schappacher und Eckhard Wirbelauer beleuchten am Beispiel der 1872 errichteten Kaiser-Wilhelms-Universität in Straßburg bzw. der Folgegeschichte als Université de Strasbourg seit 1918/19 Formen nationalpolitisch akzentuierter wissenschaftlicher Modernisierung als Grenzbollwerke mit innovativer Ausstrahlung im je eigenen Land und zugleich in der Absicht, wissenschaftliche Stärken des feindlichen Nachbarn aufzugreifen und zu überbieten. Die „Reichsuniversität“ wartete mit modernen Fächern und Fakultätsstrukturen, vor allem mit einer forschungsgerechten Baupolitik auf. Die Franzosen suchten nach dem Ersten Weltkrieg die Vergangenheit durch Überbieten zu überwinden. Wenn die Autoren für die Zwischenkriegszeit eine „gegenseitige Befruchtung zwischen militärisch inspirierter hybrider Forschung und Grundlagenforschung“ konstatieren, so zeigt die jüngste Forschung einen ähnlichen Befund für den deutschen Fall.3

Wie derzeit so fiel auch 1960, wiederum dem Zufall des Kalenders geschuldet, ein rundes Jubiläum der alten Berliner Universität in eine Phase intensivierter Universitäts-Reformdiskussionen, wie Moritz Mälzer an den höchst aufschlussreichen Debatten um eine Universität in Bremen im Vorfeld der neuen Reformuniversitäten in Bochum, Bielefeld und Konstanz zeigt. Ließ sich überhaupt eine damals viel beschworene, an vermeintlichen bzw. stilisierten Traditionen festgemachte Idee der deutschen Universität mit den neuen Herausforderungen der Massenuniversität und dem Postulat sozialer Öffnung verbinden? Wollte und sollte man „neue neue“ oder „neue alte“ Universitäten gründen, wie es 1961 in einem Loccumer Gespräch hieß? Die Problemlagen haben sich seitdem verschoben. Aber das Grundproblem im Verhältnis von (welcher?) Tradition und (wie konzipierter?) Innovation blieb auf der Tagesordnung, ob nun mit Berlin der (vielfach eher instrumentalisierte denn historisierte) Fluchtpunkt zweihundert oder mit Bologna neunhundert Jahre zurück liegt. Es bleibt zu hoffen, dass die reichen Erträge der neuerlich professionalisierten universitätsgeschichtlichen Forschung, nicht zuletzt institutionell abgestützt durch eine Häufung von Universitätsjubiläen der letzten Jahre, nachhaltig das Forschungsfeld Universität in historischer Rekonstruktion wie in aktueller Standortbestimmung begünstigen.

Rainer C. Schwinges, Bern, und Rüdiger vom Bruch, Berlin, Februar 2010

Das Thema Reformbedürftigkeit und Reformfähigkeit von Universität setzt sich in drei weiteren Beiträgen außerhalb des Schwerpunkts fort. Peter Burgs Geschichte der Europäischen Universität des Saarlandes von 1948 bis zu ihrer Auflösung 1957, nach der Saarabstimmung, ergänzt den Beitrag von Eckhard Wirbelauer und Norbert Schappacher über eine frühere Universitätsgründung in der deutsch-französischen Grenzregion. Die Saarbrücker Universitätsgründung geschah in Reaktion auf einen Krieg, in dem nationalistische Bildungsideologien, ja sogar nationale Bildungskonzepte an ihr Ende gekommen schienen und als geistiges Remedium eine „Europäische Universität“ entworfen wurde. Schließlich kam es zu einer personellen Verbindung mit Straßburg: Joseph-François Angelloz, Germanist und Rektor der Europäischen Universität des Saarlandes seit 1950, wurde nach deren Scheitern nach der Saarab-stimmung Rektor der Université de Strasbourg 1958-64. Heike Bungert stellt die Nachkriegsgeschichte europäischer Universitäten in einen weiteren Horizont. Bereits 1950 erkannten Universitätspräsidenten aus 52 Ländern die Notwendigkeit eines weltweiten Zusammenschlusses zum Zweck des intellektuellen Austauschs und der internationalen Kooperation. Sie gründeten in Nizza die International Association of Universities (darunter ab 1957 auch osteuropäische), deren Arbeitsweise hier erstmals für die universitätsgeschichtliche Forschung bis zum Beginn der Studentenrevolten und einer neuen Epoche der „Globalisierung“ in den 1970er Jahren dargestellt und analysiert wird.

Doch zuvor porträtiert Gregor Pelger ein besonderes Kapitel der Disziplinengeschichte im 19. Jahrhundert. Die Bemühungen um einen Lehrstuhl für „Wissenschaft des Judentums“ an einer deutschen Universität seit 1820 erzählen eine kulturelle „Tragödie“, die mit Gründung der „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“ 1872 in Berlin – ab 1883 „Lehranstalt“ mit eigenem Rechtstitel – nicht abgeschlossen sein sollte. In Jan Jeskow fanden wir endlich einen Autor, der das Thema Universitätsfinanzierung am Beispiel der Länder Preußen und Thüringen in der Zwischenkriegszeit darstellt. Besonders aufschlussreich ist seine Differenzierung staatlicher Mittelzuteilung nach den einzelnen Universitäten und ihren verschiedenen Fakultäten bzw. Disziplinbereichen.

Die Beiträge von Jorunn Sem Fure und Jürgen John erweitern den Kontext einer Edition in Band 12 des Jahrbuchs, das Porträt der „Haltung der Berliner Universität“ im Nationalsozialismus des Slavisten Max Vasmer 1948. Die Osloer Universitätshistorikerin Jorunn Sem Fure berichtet über Neuordnung, Anpassung, Kollaboration und Widerstand an der Universität Oslo unter nationalsozialistischer deutscher Besatzung 1940-45. Oslo steht damit nach Krakau (1939) und vor Straßburg (1943) in einer Kette der Verfolgung universitärer Intelligenz in den vom NS-Regime besetzten Ländern. Jürgen John ediert hier erstmals vollständig eine Denkschrift von 1945, in der sich Jenaer Universitätsprofessoren – insbesondere die Autoren, zwei Juristen und zwei Wirtschaftswissenschaftler – ohne kritische Selbstreflexion ihres institutionellen und fachlichen Verhaltens während der NS-Diktatur als Gestalter eines „geistigen Neubeginns“ der Sowjetischen Militärad-ministration in Deutschland empfehlen. Johns reiche Kommentierung ordnet das Do-kument historiographisch in die Nachkriegsdebatten zur Erneuerung der deutschen Universitäten ein.

Hartmut Röhn führt uns in die Geschichte der Germanistik, speziell der Nordistik, an der Berliner Universität Ende des 19. Jahrhunderts. Der Privatdozentur des Dänen Julius Hoffory – eines Schülers von Müllenhoff und Scherer – an dieser Universität 1883-92 ist die Einführung literarhistorischer Themen der skandinavischen Moderne zu verdanken. Auf Hofforys Initiative hin eröffnete der S. Fischer Verlag die „Nordische Bibliothek“, die in ihren 17 Bänden 1889-91 insbesondere den Dramatiker Henrik Ibsen dem deutschen Publikum bekannt machte. Frank Zschaler schließlich stellt das 2004 eröffnete Archiv der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt vor, an dessen Errichtung wesentlich der Frühneuzeithistoriker Rainer A. Müller Anteil hatte. Das in zwölf Jahren im Jahrbuch angesammelte Wissen über Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte präsentiert Vincent Sieveking in einem kumulierten Inhaltsverzeichnis, wofür die Herausgeber ihm ganz herzlich danken.

Im Herbst 2009 eröffnete der Präsident der Humboldt-Universität mit dem Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte eine Reihe „Neues aus der Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin“. Wer sich für eine Publikation in dieser Reihe inter-essiert, wende sich an die Reihenherausgeberin (<bottml@geschichte.hu-berlin.de>). Im August 2010 findet während des 21. Kongresses des Comité International des Sciences Historiques (CISH) in Amsterdam bzw. Utrecht die Tagung „Discipline Formation and University“ statt. Näheres über Lyse Roy und Leen Dorsman (<roy.lyse@uqam.ca>, <l.j.dorsman@uu.nl>). Für Oktober 2010 ist eine Konferenz über „Nordic societies and their centres of higher learning and science“ an der Humboldt-Universität zu Berlin geplant (<jorunn.fure@rz.hu-berlin.de>). Im November findet die Konferenz der International Commission for the History of Universities (CIHU) in Budapest statt. Interessenten wenden sich an László Szögi (director@lib.elte.hu). Ebenfalls im November organisiert Wolfgang Flügel eine Tagung zum Thema „Spurenlese – Wirkungen der Reformation in Wissenschaft und Bildung, Universität und Schule“ (<wolfgang.fluegel@theologie.uni-halle.de>) und Eckart Conze eine weitere über „Stand und Perspektiven einer ‚modernen’ Universitätsgeschichte“ (<ng2@staff.uni-marbug.de>). Für Dezember 2010 plant Wilhelm Bleek in Bonn eine Tagung zum 150. Todestag von Friedrich Christoph Dahlmann, die sich auch zentralen universitätsge¬schichtlichen Aspekten widmet (<wbleek@sympathico.ca>).

Band 14 des Jahrbuches geben Marie-Luise Bott und Hans-Christoph Liess heraus.

Marie-Luise Bott, Februar 2010

Anmerkungen:
1 Vgl. im Rahmen der 600-Jahr-Feier der Universität Leipzig Rüdiger vom Bruch, „Universitas semper reformanda. Grundzüge deutscher Universitäten in der Neuzeit“, in: Manfred Rudersdorf, Wolfgang Höpken, Martin Schlegel (Hg.), Wissen und Geist. Universitätskulturen, Leipzig 2009, 19-41.
2 Vgl. etwa eine von Walter Erhart, Michael Huber und Carsten Reinhardt am 18./19. 11. 2009 veranstaltete Tagung „Hat die Zukunft eine Universität?“ im Rahmen des vierzigjährigen Jubiläums der Universität Bielefeld unter dem Motto „ReformUniversität“.
3 Vgl. Rüdiger Hachtmann, „Wissenschaftsgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“, in: Archiv für Sozialgeschichte 48/2008, 539-606; Matthias Berg, Jens Thiel, Peter Th. Walther (Hg.), Mit Feder und Schwert. Militär und Wissenschaft – Wissenschaft und Krieg, Stuttgart 2009.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Editorial … 7-10

I. Abhandlungen

Tina Maurer:
Universitätsrefom im Mittelalter. Wesen und Inhalt anhand französischer und deutscher Beispiele … 11-25

University reforms are decisive not only for their own respective development but also for the durability of the university as an institution. In the Middle Ages, different stakeholders were responsible for university reforms, all of them having distinct aims and reasons: In the first place, the church approached reforms because of its guardian role to keep university education in line with orthodoxy. Secondly, teachers and students were responsible for the reformation of university constitutions, including reassessments and simplifications. Thirdly, several clerical and secular authorities – serving as patrons or even founders – achieved to take possession of their university by means of reforming. These reformations intended to assure knowledge for the sake of domination. Both the older universities in France, developed by habit, as well as the younger ones in the German Empire, often founded by sovereign princes or other local rulers, provide examples of four main reasons for reform: 1. Christian orthodoxy of education and degrees, 2. scholars’ discipline and internal order, 3. attraction of the studies and 4. reassessments and simplifications of the university’s constitution. It led to three steps of medieval university reforms: after (I) the internal consolidation as an institution follows a period of (II) regional alignment and one of (III) territorial integration. The first arrangements for the consolidation of a universitary studium can already be defined as a reform, e.g. the adjustment of a university’s constitution or the reconstruction of an interrupted or aggrieved studium. The same holds true for rearrangements of universities, even though neither changes that served as consolidations of a university nor as reconstruction after a break-up were called ‘reform’. The fact that only new foundations of universities in the Middle Ages were explicitly designated as ‘reform’ is based upon the ideal conception of university which was first of all only an arrangement of a studium as university, not a university reform defined in the article.

Sebastian Kusche:
Konfessionalisierung und Hochschulverfassung. Zu den lutherischen Universitätsreformen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts … 27-44

The 16th century was one first epoch of reforms for the german universities: The reforming impact of humanism as well as the modernizing effect of the Reformation and the far reaching curricular and methodical reforms of Melanchthon and Sturm (both at Catholic and Protestant universities) were followed by one last reform on some Lutheran universities (for example Wittenberg, Leipzig and Tübingen) that aimed at a renewal of the Lutheran church in the competition of the three denominations in the old Reich. The comparison of the policy of the german lutheran princes on their universities in the second half of the Reformation-century points out specific features of Lutheran university-reforms, mainly concerning the institutionalization of the early modern states influence in the constitutions of the universities. The historical research shows, that special political and ecclesiastical circumstances have led to different strategies of the authorities to strengthen their access. It also makes clear, that the reality of the university-orders was far off the political requirements. At older universities, as Leipzig and Wittenberg, a traditional understanding of academical autonomy was still alive and limited the interventions of the early modern state. Researching this aspect could help to provide a reasonable outlook on the Lutheran universities in the 16th century, which were more than „institutes of the state“.

Eckhard Wirbelauer, Norbert Schappacher:
Zwei Siegeruniversitäten: Die Straßburger Universitätsgründungen von 1872 und 1919 … 45-72

Two victories resulting in two universities, of different nationality and language, but in the same city of Strasbourg, even in the same buildings: this is the rather exceptional constellation addressed in the present article, confronting the Kaiser-Wilhelms-Universität founded after the German annexation of Alsace in 1871 with the French Université de Strasbourg that was newly installed after World War I. Referring to existing literature as well as preliminary results of ongoing research, the initial founding periods of both universities are highlighted from different points of view, such as language issues, the situation near the respective national border, regional alsatian agenda, religious peculiarities, national(istic) discourses, claims to being a model university, etc. Several disciplinary specificities are mentioned. They characterize both universities, esp. in their beginnings, and are often related to the unusually young and competent professorial staff that was selected to give life to these prestigious national institutions. Their attitudes with respect to the preceding war and victory, which had cradled the universities, deserve particular attention; they determined their agenda, from questions of teaching all the way to research goals and practice.

Moritz Mälzer:
„Die große Chance, wie einstens die Berliner Universität so heute eine Modell-Universität zu schaffen“. Die frühen 1960er Jahre als Universitätsgründerzeiten … 73-92

In the history of the German universities the early 1960s represent a period of transition. In response to the growing numbers of students the German Council of Science and Humanities recommended the foundation of several new universities. The article deals with three memorandums for new institutions of higher education that were published in reaction to this recommendation: Hans Werner Rothe’s plan for a new campus-university in Bremen, the Council of Science and Humanities’ proposals for “Kollegienhäuser” and a new kind of research university, as well as the memorandum of the Federal Association of Student Unions for new universities. All three memorandums reflect the initial euphoria that was connected with the creation of new universities. At the same time they represent very different approaches to adapt the university to the needs of their time.

Gregor Pelger:
„Eine einzige ununterbrochene und noch nicht abgeschlossene Tragödie“. Über die Durchsetzung der Wissenschaft des Judentums im 19. Jahrhundert … 93-109

The Wissenschaft des Judentums (scientific study of Judaism) appeared in the early 19th century in Germany and claimed in its specific academic program a juxtaposition of the recently developed historical-critical hermeneutics and the demand for total political emancipation. For Leopold Zunz, one of the founders and most famous protagonists of the Wissenschaft des Judentums, the refusal of political equality for the Jews caused a neglect of their science and on the other hand only the academic study of Jewish history, culture and religion could bring the desired equal status. Otherwise the Jewish academic staff remained small in Germany through the 19th century. For example in Prussia, the access to university was possible only for a short period of ten years between 1812 and 1822 until an order of the cabinet refused any Jewish academic participation in higher ranks. The status of ‘full professor’ required the Christian faith. On this background the situation for scholars of the Wissenschaft des Judentums was even worse. Since the 1820s scholars like Zunz had started various attempts to establish a chair for the Wissenschaft des Judentums which all tragically failed. In the first place the essay describes the troublesome and unweary enterprise for academic representation by various scholars of the Wissenschaft des Judentums. Furthermore the text takes a closer look on the different approaches of the various attempts. The diversity of scientific attitudes within the Wissenschaft des Judentums led finally to different forms of rabbinical seminaries, which appeared since the 1850s and offered exceptional opportunities for the academic study of Jewish history, culture and religion during the 19th century.

Jan Jeskow:
Die Universitätsfinanzierung in Preußen und Thüringen in der Zwischenkriegszeit … 111-137

Until today the scientific university history largely neglects the governmental demand for the regulation of science by financial subsidization and its long- and short -term effects on university profiles. However financial resources give an ideal opportunity for reconstructing and comparing interpersonal and inter-institutional relations, dependencies and priorities. Firstly, the article analyses the general conditions of the financial administration and assesses the management at the university level after the First World War. Using an institutional and administrative perspective, it focuses especially on governmental accesses of the Reich and the Länder to the university budget and on the results of these impacts. Secondly, on a micro level it examines changes of university research profiles by analyzing the governmental subsidization of particular subjects. Did a one-sided transfer of functions occur in support of largescale research at non-university research institutions and did the fundamental research at universities become less important? Did the scientific discourses – especially during the period of National Socialism – become homogenized to such an extent that only few paradigms were dominating? And which role did the political and the personal acceptance of scientists play in the process of subsidization? Or did a competitive situation exist between scientists at universities and at non-university research institutions within the political power structure of the national-socialist polycracy? To what extent could the scientific system of National Socialism be regarded as functionally working?

Jorunn Sem Fure:
Die Universität Oslo während der Besatzungszeit. Neuordnung, Anpassung, Kollaboration und Widerstand … 139-154

The German occupation of Norway had some dramatic effects for the university in Oslo. The joint attempt from the German occupation authorities and the Norwegian collaboration government, based on the Norwegian Nazi-party, to change Norwegian political, cultural and academic life according to national socialist values and political programs, put the academic leadership, professors and students in a difficult position. Strategies of coping ranged from flight and exile, underground resistance work and open protest to negotiations aiming at minimizing the level of pressure and conflict. The strategy of open confrontation, driven by an activist circle of professors and students, resulted in the ultimate conflict, whereupon Reichskommissar Joseph Terboven in November 1943 closed the university and arrested 20 professors and 1.200 students, of which 650 were later deported to the Concentration camp Buchenwald and an SS-school in Sennheim. The students, who were seen as an Aryan elite with a great potential in the future of a Greater Germanic unit, were partly subjected to political re-education and partly treated as political prisoners. The attempts to change the university and its recruitment policy into a political instrument for national socialist academic interests could claim some successes, but although even after the arrest of the elected Head Master and his replacement by a party member, the conflicts dominated and the climax ended with the student deportation, which ultimately cost 17 lives.

Peter Burg:
Das Projekt einer Europäischen Universität des Saarlandes (1948-1957) im Spiegel eines ‚saar-französischen’ Memorandums … 155-175

In its first term in 1949 the European Council recommended the establishment of a European University. The project gained support in some universities, especially in the University of the Saarland, which had been founded with substantial French support in 1948. The recommendation harmonized with the concepts of the government of the Saarland headed by Johannes Hoffmann, who had adopted the idea of European integration as his political guideline and intended a status of autonomy for the occupied country. A memorandum written in this spirit by a French Father of the Society of Jesus, who was of origin from the Saarland, suggested to search for a Europe-based solution. The policy of the university, which was dominated by the French in the decade of its founding, corresponded exactly to the ideas developed in the memorandum. When J.-F. Angelloz, a French scholar of Germanic philology, was rector, the European character of the university was being emphasized. As an example, the university installed departments devoted to international comparisons and founded an institute of European studies as a “crown and symbol of the univer-sity”. The lectures were given in German and French, rarely also in English. Professors were preferably hired from foreign countries and there was an uncommonly high percentage of international students. International relations were intensely cultivated in academic affairs and in research. However, the financial sup¬port expected from European institutions failed to be realized and finally the project of a European University of the Saarland was abandoned when the citizens of the Saarland voted against the European Saar statute in 1955. In the opinion of the advocates of the project such a university had to be the “soul of Europe”. It becomes evident, how far the enthusiasm for Europe has been superseded by a more realistic down-to-earth approach.

Heike Bungert:
Globaler Informationsaustausch und globale Zusammenarbeit: Die International Association of Universities, 1950-1968 … 177-191

In 1950, the International Association of Universities (IAU) was founded as a forum for global cooperation, networking and intellectual exchange. The article explains the impetus for founding the organization, delineates the IAU’s operational mechanisms, and examines the areas in which the IAU became mainly active, i.e. the realms in which global exchange seemed especially necessary.

II. Editionen

Jürgen John:
Geistiger Neubeginn? Eine Jenaer Denkschrift 1945 über die Rolle der deutschen Intelligenz … 193-239

The edition presents a memorandum written by four professors of the Jena University in late summer 1945 after the breakdown of the NS-regime and before the reopening and denazification of the German universities. The memorandum discusses the behaviour of the German intellectual elite (“Intelligenz”) during the “Third Reich” and her destination for the intellectual reconstruction of Germany. The memorandum is a very prominent, characteristic and evident example for the mental pattern of the “pure remained spirit” wide spread in the university milieu, for the efforts of the university elites to explain the relations between “power and spirit” during the “Third Reich” in another, a contrary sense, and for their pretension of mental leadership. The introducing text describes and discusses the background and the context of the memorandum, the careers of its authors and the mental surroundings of the debates about the “mentally new beginning” and the “idea of university” in the post war time.

III. Miszellen

Hartmut Röhn:
„… Damals waren hier andre Zustände“. Julius Hoffory an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin (1883-1892) … 241-251

Julius Hoffory, born in Denmark in 1855, studied from 1873-1880 in Copenhagen, Strasbourg and Berlin under Konrad Gislason, Ludvig Wimmer, Bernhard ten Brink, Karl Müllenhoff and Wilhelm Scherer. In 1883, he was appointed lecturer in Nordic languages and literature at the Friedrich-Wilhelms-Universität. In 1887 he became professor in this field, which meant the final establishment of Nordic studies in Berlin. A terminal illness forced him to retire already in 1892. He died in 1897 at the age of only 42. His academic work is accordingly limited. His linguistic studies are more important than his literary ones, which are considered outdated today. His most prominent disciple, Andreas Heusler (1865-1940), followed him in the chair. More important than his academic studies was Hoffory’s commitment to spreading modern Scandinavian literature in Germany. In cooperation with Samuel Fischer he founded the Nordische Bibliothek (1889-1891, 17 vol.), and introduced contemporary Scandinavian authors in Germany for the first time. He made a decisive contribution to the final breakthrough of Henrik Ibsen in Germany.

IV. Aus den Universitätsarchiven

Frank E. W. Zschaler:
Das Eichstätter Universitätsarchiv – neue Institution in einer alten Wissenschaftslandschaft … 253-256

The University Archives of the Catholic University Eichstätt-Ingolstadt were officially established in 2004. First discussions on the necessity of an archives foundation started already about ten years before on the initiative of two historians, Rainer A. Müller (early modern history) and Heinz Hürten (modern and contemporary history). In 2000 their concept could be realized in a more informal kind. Today the archives are an operating unit of the university, open for scientific and public use. The collections include files, pictures and other material from the central administration, departments and institutions and partly of the predecessors of the university, a college of philosophy and theology and a college of education, since 1950, as an exception since 1900.

V. Rezensionen

Thomas Woelki:
Stadt und Universität im europäischen Mittelalter. Zu einigen Neuerscheinungen … 257-259

Reinhard Mehring:
Berliner Universitätsphilosophie im späten Wilhelminismus. Neue Quellen … 259-266

Björn Hofmeister:
Nation, Wissenschaft und Politik. Professoren und Studenten zwischen Jahrhundertwende und Zwischenkriegszeit … 266-268

Levke Harders:
Marginalisierung in Wissenschaft und Wissenschaftshistoriographie … 268-273

Manfred Straube:
Neupublikationen aus Jena zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte … 273-277

Rafael Ramis Barceló:
The Beginnings of the Legal Institutionalization of the University and the Birth of the Jurist Before Modernity ... 277-280

Vincent Sieveking:
Kumuliertes Inhaltsverzeichnis des JbUG, Bände 1 (1998) – 12 (2009) … 281-294

Autorenverzeichnis … 295-296

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