Das zweite Heft der Zeitschrift Expressionismus wendet sich der performativen Seite expressionistischer Kunst zu. Expressionistische Arbeiten sind programmatisch stark auf die Veränderung der Gesellschaft ausgerichtet – ein Ziel, das expressionistische Kunst nicht nur ständig kommuniziert, sondern auch aktiv umsetzen will. Entsprechend hoch ist die Zahl an Versuchen, spezifisch performative Formen von Kunst zu entwickeln.
Die Dimensionen dieses Bereichs sind vielfältig. Verschiedentlich werden in den 1910er Jahren Forderungen laut, die Wirkung von Gedichtlesungen zu intensivieren. Expressionistische Bühnen wie die Tribüne und die Sturm-Bühne tragen mit dazu bei, dass die konkrete Theatererfahrung gegenüber dem reinen Dramentext stärker ins Zentrum rückt und Musik und Bildende Kunst integriert werden. Außerdem bringen Fotografie und Film eine neue Ebene des Performativen hervor. Diese Breite des Feldes zeigt das Heft auf, indem es eine internationale Perspektive einnimmt sowie auf die performative Verflechtung verschiedener Kunstrichtungen aufmerksam macht. Es versammelt Aufsätze zum deutschen wie zum spanischen Avantgardetheater, zur Beziehung von Tanz und Lyrik sowie zur performatorischen Ausrichtung der Bildenden Kunst in Polen. Außerdem wirft das Heft einen Blick über das expressionistische Jahrzehnt hinaus und verfolgt sowohl die Einflüsse des Expressionismus auf den amerikanischen Film der 1920er und 1930er Jahre als auch aktuelle Versuche, expressionistische Texte performativ wieder zum Leben zu erwecken.
Mit Beiträgen von Michael Bahn, Jean Marie Carey, Lidia G?uchowska, Herle-Christin Jessen, Larissa Kikol, Rebecca Schönsee und Florian Zappe.
Inhalt
Editorial
Manifeste und Konzepte
Lidia Głuchowska „Nicht unsere Werke sind wichtig, sondern das Leben.“ Performative Manifestationen der Gruppen Bunt und Die Kommune. Ihre Geschichte und ihr Echo in der Gegenwart
Filmische Performanz: Der Expressionismus und sein Erbe
Larissa Kikol Das Problem mit dem ‚Expressionistischen‘. Ursprung. Gebrauch. Inflation.
Florian Zappe „The ‘Caligarian’ Works of a New Film Discovery“. Das Echo des performativen Expressionismus im amerikanischen Experimentalfilm der 1920er und 1930er Jahre
Expressionistische Theaterexperimente
Jean Marie Carey Der Sturm und die Wilden. Franz Marcs Entscheidungskampf mit der Theatralität
Herle-Christin Jessen ‚Spielen ohne Geländer‘. Text und Theatralität in Federico García Lorcas El público
Wie man Literatur performativ zum Leben erweckt
Rebecca Schönsee „Opfer, atemloser Wege, blind“ – Getanzte Gebete aus verbranntem Lachen. Zur Lyrik Simon Kronbergs
Michael Bahn Momente des Performativen im Projekt Tropfblut. Gedichte aus dem Krieg nach August Stramm
Rezensionen
Abbildungsverzeichnis
Call for Papers: Expressionistinnen