Als Prototyp der modernen Großstadt ist Berlin häufig Gegenstand expressionistischer Kunst gewesen, sei es im Film, in der Literatur oder in der bildenden Kunst: Walther Ruttmanns Berlin. Die Sinfonie der Großstadt, Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz sowie die Werke von Ernst Ludwig Kirchner oder George Grosz sind berühmte Beispiele für diese Tendenz. Außerdem zieht Berlin als Wohn- und Wirkungsort zahlreiche Künstler/innen an, die sich oft bewusst dort niederlassen und sich mit Gleichgesinnten vernetzen. So verlagerte bekanntlich die Brücke ihr Zentrum von Dresden nach Berlin. Im literarischen Bereich ist vor allem an das Neopathetische Cabaret bzw. den Neuen Club um Kurt Hiller zu erinnern. Hinzu kommt, dass für den Expressionismus wichtige Verlage wie S. Fischer, daneben aber auch Neugründungen (z.B. Heinrich F.S. Bachmair oder Die Schmiede) in Berlin ansässig waren und zentrale expressionistische Zeitschriften wie Der Sturm oder Die Aktion gleichfalls von Berlin ausgingen.
Das Heft geht diesem Phänomen aus verschiedenen Perspektiven nach. Die Beiträge beschäftigen sich exemplarisch mit der Darstellung Berlins im Werk einzelner Künstlerinnen und Künstler (Fritz Ascher, Kurt Kroner, Else Lasker-Schüler, Paul Gurk). Hinzu kommen Untersuchungen zur Darstellung Berlins in Film und Fotografie, zu expressionistischen Bauten in Berlin sowie zur belgischen Perspektive auf Berlin.
Inhalt
Editorial
Künstlertum in Berlin
Alice Cazzola „Nicht Expressionismus“! Der Bildhauer Kurt Kroner innerhalb der expressionistischen Kunstszene Berlins
Johanna Meixner Berlin in der Prosa Else Lasker-Schülers. Zur fingierten Authentizität und Autorinszenierung in den Briefen nach Norwegen und Der Malik
Spuren des Expressionismus in Berlin
Jost Lehne Sonnensturz. Architektur des Expressionismus in Berlin
Katrin und Hans Georg Hiller von Gaertringen Expressionismus im Museum. Zur Gründungsgeschichte des Brücke-Museums in West-Berlin in den 1960er Jahren
Berlin als Thema in Literatur und Kunst
Elisa Garrett Dichtung und Dämonie – Paul Gurk und sein Berlin. Die Großstadt als Träger einer expressionistischen Poetologie
Wiebke Hölzer Film, Fußball, Flanieren. Die Rolle Berlins im Œuvre des Malers Fritz Ascher
Berlin als Prototyp des Expressionismus
Ulrike Zitzlsperger AugenBlicke. Zur Wahrnehmung Berlins in den zwanziger Jahren
Inga Rossi-Schrimpf Zwischen Mythos und Desillusion. Der ‚humanitäre Expressionismus‘ und das ambivalente Berlin-Bild im belgischen Kunstmilieu
Rezensionen Abbildungsverzeichnis Call for Papers: Körperlichkeiten