Der Expressionismus gilt als eine Kunstrichtung der Extreme, wobei sich nicht selten künstlerischer Ausdruck und Lebensrealität (bzw. Selbstinszenierung) der dahinterstehenden Kunstschaffenden in diesem Punkt überschneiden. So gehört der Konsum von Rauschgiften wie Morphium fast zum guten Ton in den Künstlerkreisen des expressionistischen Jahrzehnts. Rausch ist aber auch etwas, das sich als ästhetischer Effekt expressionistischer Werke beschreiben lässt. Nicht zuletzt zeigen sich die expressionistischen Künstlerinnen und Künstler – im übertragenen Sinn – etwa fas-ziniert vom Rausch der Großstadt und dem damit verbundenen neuen Lebensgefühl, das – in An-lehnung an den Futurismus – häufig auch über Geschwindigkeit definiert wird.
Diese Ausgabe von Expressionismus widmet sich den diversen Spielarten und Reflexionen des expressionistischen Rauschs, die u.a. anhand der Werke von Carl Einstein, James Ensor, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Panizza und Gustav Sack untersucht werden.
Inhalt
Editorial
Drogenrausch
Jos ten BergeZwischen Skylla und Charybdis. Opiate in Leben und Werk von Ernst Ludwig Kirchner, Jean Cocteau und Andreas Walser
Ina Dinter„Meine Huris“. James Ensors Rauschvision als später Beitrag zur Orientmalerei
Rausch als ästhetische Kategorie
Marina LinaresVom rauschhaften Schaffen zum Schaffen berauschender Kunst in Malerei, Bühnenkunst, Film, Literatur und Musik
Larissa KikolSichere Ekstase oder ekstatische Sicherheit? Ernst Ludwig Kirchners Zeichnungen
Anna Luhn„Das Naturgesetz soll sich im Alkohol besaufen“. Zum Formrausch in Carl Einsteins Bebuquin
Der Rausch und die menschliche Psyche
Susanne PocaiSurren, Pfeifen, Zischen. Das Rauschen der Paranoia im Werk Oskar Panizzas
Fabian Lutz„Der rauschlose Mensch, der freie Mensch“. Rauschkritik und Wahn im Werk von Gustav Sack
Sharon ColecloughBerlin – Rausch und Lärm der Stadt
Rezensionen Abbildungsverzeichnis Call for Papers: Väter und Söhne