PERIPHERIE. Politik • Ökonomie • Kultur 41 (2021), 1

Titel der Ausgabe 
PERIPHERIE. Politik • Ökonomie • Kultur 41 (2021), 1
Weiterer Titel 
Globalisierungskritik postkolonial

Erschienen
Leverkusen 2021: Barbara Budrich Verlag
Erscheint 
4 Nummern in 3 Ausgaben
ISBN
978-3-8474-2542-7
Anzahl Seiten
168 S.
Preis
Einzelheft: 19,00 €; Doppelheft: 29,90 €; Jahresabonnement: Personen: 36,00 € (Print), 44,00 € (Print + Online); Studierende: 29,90 € (Print), 37,00 € (Print + Online); Institutionen: 87,00 € (Print), 109,00 € (Print + Online), 109,00 € (Online); Einzelbeitrag im Download unter http://peripherie.budrich-journals.de: 4,00 €

 

Kontakt

Institution
Peripherie: Politik • Ökonomie • Kultur
Land
Deutschland
c/o
PERIPHERIE Redaktionsbüro c/o Michael Korbmacher Stephanweg 24 48155 Münster Telefon: +49-(0)251/38349643
Von
Korbmacher, Michael

Im Juli dieses Jahres jährt sich der G8-Gipfel von Genua zum 20. Mal. Mit rund 300.000 Demonstrierenden, mit dem Überfall auf die Diaz-Schule, bei dem unbewaffnete Gipfelgegner:innen von Polizeikräften krankenhausreif geprügelt wurden, den Folterungen in der Bolzaneto-Kaserne und der Erschießung von Carlo Giuliani markiert er sowohl hinsichtlich des Mobilisierungserfolgs als auch hinsichtlich der staatlichen Repression einen Höhepunkt der globalisierungskritischen Protestbewegung. Dieses Heft fragt: Was ist aus dieser Protestbewegung geworden? Welche Ziele hat sie erreicht, welche Niederlagen erlitten, und welche weniger offensichtlichen Auswirkungen hat sie gehabt? Wie reagierten die internationalen Institutionen auf die Kritik? Und vor allem: wie ist die Globalisierungskritik der 1990er Jahre zu beurteilen, wenn sie nach kolonialen Mustern und Asymmetrien zwischen Nord und Süd befragt wird?

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Gabriele Zdunnek (1953‑2020), S. 3

Ilse Schimpf-Herken (1946‑2021), S. 6

Zu diesem Heft, S. 8

Aram Ziai: Auswirkungen der globalisierungskritischen Protestbewegung. Institutionelle Reformen, ein neues Politikverständnis und postkoloniale Nachfragen, S. 12

Anne Reiff: Alle(s) kooptiert? Globalisierungskritik und partizipative Weltbankreformen. Eine postkolonial-feministische Kritik des Kooptationskonzepts, S. 43

Janet Conway: Kosmopolitisch oder kolonial? Das Weltsozialforum als "Kontaktzone", S. 66

Walden Bello: Deglobalisierung – Zwanzig Jahre später (Zur Diskussion), S. 94

Frauke Banse, Friederike Habermann, Jai Sen & Peter Wahl mit Aram Ziai: "Our World is not for Sale!" Was hat die globale Protestbewegung der 1990er Jahre erreicht – und was nicht? S. 114

Christoph Scherrer: PERIPHERIE-Stichwort "Globalisierung", S. 134

Eric Otieno: PERIPHERIE -Stichwort "Alterglobalisierung", S. 138

Rezensionen, S. 141

Sammelrezension: Quinn Slobodian: Globalisten – Das Ende der Imperien und die Geburt des Neoliberalismus; Adom Getachew: Worldmaking after Empire. The Rise and Fall of Self-Determination (Eric Otieno) / Philmon Ghirmai: Globale Neuordnung durch antikoloniale Konferenzen – Ghana und Ägypten als Zentren der afrikanischen Dekolonisation (Tarkan Tek) / Martin Khor: Battles in the WTO. Negotiations and Outcomes of the WTO Ministerial Conferences (Arndt Hopfmann) / Heiner Flassbeck: Der begrenzte Planet und die unbegrenzte Wirtschaft. Lassen sich Ökonomie und Ökologie versöhnen? (Arndt Hopfmann) / Vincent Bevins: The Jakarta Method. Washington‘s Anticommunist Crusade and the Mass Murder Program that Shaped Our World (Felix Anderl) / Corinne Mason (Hg.): Routledge Handbook of Queer Development Studies (Rita Schäfer) / Miriam Friz Trzeciak: Soziale Welten der Migration. Transregionale Kommunalität in den Herkunftsorten Südmexikos (Stephanie Schütze) / Thorsten Kern: West Germany and Namibia‘s Path to Independence, 1969‑1990. Foreign Policy and Rivalry with East Germany (Reinhart Kößler) / Raul Zelik: Die Linke im Baskenland. Eine Einführung (Gerhard Hauck)

Eingegangene Bücher, S. 165
Summaries, S. 166
Zu den Autorinnen und Autoren, S. 167

Summaries

Aram Ziai: The Impacts of the Movement against Neoliberal Globalisation. Institutional Reforms, a New Conception of Politics, and Postcolonial Questions
This article discusses the protest movement against the neoliberal capitalist world order which emerged in the second half of the 1990s and was inspired by the Mexican Zapatistas. This movement was considerably globalised and, despite different currents, characterised by a pluralist and anarchist conceptualisation of politics. The article argues that it partly succeeded in preventing further liberalisation of world trade and, above all, that it provoked numerous reforms in the global political economy institutions that were the targets of its critique. However, from a postcolonial perspective, the case of Jubilee 2000 demonstrates that the protest movement against neoliberal globalisation was not entirely free from paternalism and dominance in North-South relations, despite a heightened sensibility towards these phenomena.

Anne Reiff: Co-optation Everywhere? Alter-globalisation and the Participatory Reforms of the World Bank. A Postcolonial-feminist Critique of the Concept of Co-optation
The participatory reforms, which were introduced within the World Bank in the context of the global protests of the 1990s, have frequently been analysed and criticized as co-optation. This paper formulates a critique of the concept of co-optation from a postcolonial-feminist perspective. First, in light of the rising hegemonic inclusion of the "New Subaltern" (Spivak 2000), the analytical limitations of the concept of co-optation are illustrated using the empirical example of the participatory World Bank study "Voices of the Poor". Second, building upon recent feminist and postcolonial contributions, the deep epistemological problems of the concept of co-optation are discussed. Finally, the paper outlines an alternative conceptualisation for critically analysing global participatory reforms: the global politics of subaltern representation.

Janet Conway: Cosmopolitan or Colonial? The World Social Forum as "Contact Zone"
Although the impressive diversity of the World Social Forum (WSF) is regularly noted, there has been little analytical work done on the degree to which the praxis of the WSF is enabling engagement across previously unbridged differences and how relations of power, particularly the coloniality of power, shape these interactions. Based on extensive participant observation at the WSF, this article analyses the "open space" of the WSF as a "contact zone" that, in different facets, is both cosmopolitan and colonial. To make this case, the author draws on the work of Boaventura de Sousa Santos and Mary Louise Pratt and their different conceptualisations of contact zones, as well as the notions of coloniality and colonial difference arising in Latin American studies.

Zusammenfassungen

Aram Ziai: Auswirkungen der globalisierungskritischen Protestbewegung: institutionelle Reformen, ein neues Politikverständnis und postkoloniale Nachfragen
Der Beitrag befasst sich mit der Protestbewegung gegen die neoliberale kapitalistische Weltordnung, die, inspiriert von den mexikanischen Zapatistas, in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre entstand. Sie war stärker globalisiert und trotz unterschiedlicher Strömungen charakterisiert durch ein pluralitätsaffines und eher anarchistisches Politikverständnis. Ihr gelang es teilweise, weitere Liberalisierungen des Welthandels zu verhindern und v.a. zahlreiche Reformprozesse in den von ihr kritisierten Institutionen der globalen politischen Ökonomie in Gang zu setzen. Aus einer postkolonialen Perspektive wird am Beispiel der Erlassjahrkampagne deutlich, dass trotz einer gestiegenen Sensibilität gegenüber der Problematik auch sie nicht ganz frei ist von Paternalismus und Dominanz im Nord-Süd-Verhältnis.

Anne Reiff: Alle(s) kooptiert? Globalisierungskritik und partizipative Weltbankreformen. Eine postkolonial-feministische Kritik des Kooptationskonzepts
Die partizipativen Reformen, die vor dem Hintergrund der globalen Proteste der 1990er Jahre innerhalb der Weltbank angestoßen wurden, sind oft als Kooptation analysiert und kritisiert worden. Dieser Artikel formuliert eine Kritik am Konzept der Kooptation aus postkolonial-feministischer Perspektive. Es werden zum einen die analytischen Grenzen des Kooptationskonzepts angesichts der zunehmenden hegemonialen Einbindung der "Neuen Subalternen" (Spivak 2000) und am empirischen Beispiel der partizipativen Weltbankstudie "Voices of the Poor" dargelegt. Zum anderen werden aufbauend auf neueren feministischen und postkolonialen Beiträgen grundlegende epistemologische Probleme des Kooptationskonzepts verdeutlicht. Daran anschließend schlägt der Artikel ein alternatives Konzept für eine kritische Analyse globaler partizipativer Reformen vor: globale politics subalterner Repräsentation.

Janet Conway: Kosmopolitisch oder kolonial? Das Weltsozialforum als "Kontaktzone"
Obwohl die beeindruckende Vielfalt des Weltsozialforums (WSF) regelmäßig hervorgehoben wird, gibt es bisher wenig analytische Arbeit darüber, inwieweit die Praxis des WSF die Kommunikationsfähigkeit über bisher unüberwundene Differenzen ermöglicht und wie Machtverhältnisse, insbesondere die Kolonialität der Macht, diese Interaktionen prägen. Basierend auf umfangreicher teilnehmender Beobachtung beim WSF analysiert dieser Artikel den "offenen Raum" des WSF als "Kontaktzone", die in verschiedenen Facetten dieser komplexen Praxis sowohl kosmopolitisch als auch kolonial ist. Ausgehend von den Werken Boaventura de Sousa Santos' und Mary Louise Pratts untersucht die Autorin unterschiedliche Konzepte der Kontaktzone und setzt diese in einen Dialog mit den aus den lateinamerikanischen Studien kommenden Ansätzen der Kolonialität und des kolonialen Unterschieds.

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