Der Übergang von der monarchischen zur republikanischen Ordnung gestaltete sich in Österreich 1918/19 vorderhand relativ friedlich, evozierte aber langfristig wirksame Konfliktlinien, die der gesamten Ersten Republik ihren Stempel aufdrückten. Die Geschichtsschreibung verstand die „Österreichische Revolution“ (Otto Bauer) daher bislang vor allem als staatsrechtlichen Paradigmenwechsel. Die Beiträge in dieser Schwerpunktnummer erweitern die etablierte Sichtweise um eine Perspektive „von unten“. Sie gehen der Frage nach, wie Menschen abseits der politischen Eliten die Ereignisse erlebten und interpretierten. Wie versuchten ZeitgenossInnen, die zuvor nicht in Parteien oder politischen Organisationen aktiv gewesen waren, Einfluss auf die Vorgänge zu nehmen – und was waren ihre zugrundeliegenden Handlungsmotive? War die Transformation tatsächlich ein rein urbanes Phänomen und wie stellte sich die Situation abseits der Bundeshauptstadt Wien dar?
INHALT
Florian WenningerEditorial 431
Artikel
Maria MesnerUnruhe im Land. Die Transformation zur Ersten österreichischen Republik außerhalb der Hauptstadt 435
Veronika Helfert„Ja, wir machten damals im Arbeiterrat hohe Politik!“ Vom Versprechen des Rätesystems: ein Instrument für Selbstorganisation und Selbstermächtigung 459
Li Gerhalter / Ina MarkovaGeschlechterspezifische Un_Ordnungen in Österreich 1914–1920. Die „Österreichische Revolution“ in Tagebüchern und Briefen 481
Abstracts505
Rezensionen
Lisa GottschallMargit Berner, Letzte Bilder. Die „rassenkundliche“ Untersuchung jüdischer Familien im Ghetto Tarnów 1942 509
Maximilian GrafPeter Svik, Civil Aviation and the Globalization of the Cold War 512
Robert KriechbaumerOliver Rathkolb, Schirach. Eine Generation zwischen Goethe und Hitler 516
Thomas RieglerPhilippe Sands, The Ratline: Love, Lies and Justice on the Trail of a Nazi Fugitive 519
Autor/inn/en523