INHALT

Editorial

Anläßlich des 10jährigen Bestehens des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung, das im November 2004 mit einer Tagung zum Thema „Wissenschaft im Einsatz“ und einem Festakt öffentlich begangen wurde, haben wir den Fokus des vorliegenden Heftes für einen Tagungsbericht vorgesehen, der zugleich einen Einblick in die Forschungsschwerpunkte des Instituts ermöglicht. Darüber hinaus freuen wir uns, in diesem Heft Beiträge vorstellen zu dürfen, die sowohl die Relevanz als auch die Aufgaben der Genozidforschung deutlicher nicht beweisen könnten.
Atta El-Battahani und Kurt Beck stellen zwei detaillierte Studien zur gegenwärtigen Situation im Sudan vor, die beide bemüht sind, keine zu einfachen Kontinuitäten von traditioneller Gewalt zur Genozidpolitik zu zeichnen. Nicht zuletzt die systematische Aufarbeitung der historischen Entwicklung der Gesellschaft des Sudan sowie die typisierende Herangehensweise an Konflikte und Identitätskonstruktionen machen die Erörterungen zu zentralen Ergänzungen in der gegenwärtig notwendigen Diskussion.
Auf einer beeindruckenden Quellenbasis erörtert und hinterfragt Klaus-Peter Friedrich öffentliche, politische Diskurse in den ersten Nachkriegsjahren in Polen. Die detaillierte Analyse macht die Wichtigkeit der Beschäftigung mit „Erinnerungsprozessen“ deutlich: handelt es sich hier doch um politische Konstruktionen, in denen historische Wissensmuster reflektiert – und nur ansatzweise gebrochen werden.
Hans-Joachim Heintzes Diskussion von Ereignismustern des Genozids der Roten Khmer anhand von Mustern der Völkermord-Konvention ist mehr als nur eine Fallstudie. Gerade vor dem aktuellen Hintergrund der Differenz zwischen der internationalen Anerkennung der Gewalt in Bosnien als Genozid und der verweigerten Stellungnahme im Falle Darfurs zeigt Heintze die Stärken der Genozidkonvention auf – und richtet das Problem der Anerkennung und Prävention als Frage an die Politik der internationalen Gemeinschaft.

ARTIKEL:
Atta El-Battahani
Ideologische, expansionistische Bewegungen und historische indigene Rechte in der Region Darfur, Sudan. Vom Massenmord zum Genozid
S. 8-51

Kurt Beck
Die Massaker in Darfur
S. 52-80

Klaus-Peter Friedrich
Zweierlei Erinnerung. Der Rückblick auf den NS-Judenmord während der kommunistischen Machtübernahme in Polen (1944-1946)
S. 81-113

Hans-Joachim Heintze
Die Verbrechen der Roten Khmer und die Völkermord-Konvention
S. 114-126

Fokus:
Tagungsbericht: Wissenschaft im Einsatz - Tagung des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung im November 2004
S. 127-136

REZENSIONEN

Peter Balakian: The Burning Tigris. The Armenian Genocide and America’s Response, New York NY: Harper Collins 2003

Merrill d. Peterson: „Starving Armenians“. America and the Armenian Genocide, 1915-1930 and After, Charlottesville VA / London : University of Virginia Press 2004

Jay Winter (Hg.): America and the Armenian Genocide of 1915, Cambridge: Cambridge University Press 2003

Thomas Casagrande: Die volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“. Die Bannater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen, Frankfurt a. M. / New York NY: Campus Verlag 2003

Birgit Beck: Wehrmacht und sexuelle Gewalt. Sexualverbrechen vor deutschen Militärgerichten 1939-1945, Paderborn: Ferdinand Schöningh 2004 (=Krieg in der Geschichte, Bd. 18)

Antje Kapust: Der Krieg und der Ausfall der Sprache, München: Wilhelm Fink Verlag 2004

Tomasz Kizny: Gulag, Hamburg: Hamburger Edition 2004

Forschungsbibliographie:
Schwerpunkt: Zeitschriftenbeiträge des Jahres 2003