Erschienen ist ein Heft der »Zeitschrift für Genozidforschung« mit dem Fokus »Vernichtungsdenken«. Das Heft kann zu einem Preis von EUR 39,90 über den Buchhandel oder direkt über den Verlag (https://www.velbrueck.de//) bezogen werden.
Die Zeitschrift für Genozidforschung erscheint halbjährlich. Der Jahresbezugspreis beträgt EUR 79,80 Euro, das Einzelheft 39,90 Euro, incl. MWst., zzgl. Versandkosten. Die Redaktion lädt zur Einsendung von Manuskripten ein, über die Veröffentlichung entscheidet ein peer-review Verfahren. Weitere Informationen zur Zeitschrift finden Sie auf unserer Homepage https://www.idg.ruhr-uni-bochum.de/
Aus dem Editorial:
Der Begriff des »Vernichtungsdenkens« verweist auf einen recht selbstverständlich klingenden Umstand, der aber doch in seiner Konsequenz selten vollständig erfasst wird: Die Vernichtung von Bevölkerungsgruppen muss zunächst als Möglichkeitshorizont antizipiert werden, sie muss als eine reale Option erfasst sein, sie muss gedacht werden. Dass dies keineswegs trivial ist, wird nicht zuletzt daran deutlich, dass in der populären, medialen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Ereignissen der politischen Massengewalt einer klaren Benennung dieses Umstands ausgewichen wird. Stattdessen wird mit den Metaphern von der »Gewaltspirale« oder dem »Aufschaukeln der Gewalt« einem konflikttheoretischen Paradigma gefolgt, in dem Gewalt als reziprokes, wenn nicht symmetrisches Handlungsmuster entworfen ist. Mit dem Fokus ‘Vernichtungsdenken’ fragt das neue Heft der Zeitschrift nach den ideologischen Rahmungen und den planerischen und strategisch-bürokratischen Aspekten genozidaler Vernichtungsprozesse, aber auch nach den Möglichkeiten der kognitiven, reflexiv-narrativen Bewältigung der Erfahrung kollektiver Gewalt. Damit steht das ‘Wissen’ um die Möglichkeit der Vernichtung im Zentrum des Interesses und somit die Frage, wie dieses Wissen den Status seiner Potentialität erlangen konnte, wie also Vernichtung in durchaus sehr unterschiedlichen Kontexten und Weltregionen ‘gedacht’ werden konnte. ‘Vernichtungsdenken’ betont somit die weltanschauliche Rahmung jeglicher genozidaler Politik und politischer Massengewalt.
Artikel
Joana Krizanits: Organized Mass Killings in a Forest Near Sopron of Hungarian Jews Deported to East Wall Forced Labor Camps, 1944/45 (141-202)
Thomas Loer: Annullierte Reziprozität. Überlegungen zu einem zentralen Aspekt der nationalsozialistischen Vernichtungspraxis ausgehend von der Analyse einer Photographie aus Auschwitz (203-231)
Lasse Wichert: »Der Grosse Austausch«. Vernichtungsängste und Vernichtungswunsche in (neu-)rechter Ideologie- und Literaturproduktion (232-271)
Klaus-Peter Friedrich: Was verband den ländlichen Raum Hessens mit dem nationalsozialistischen Vernichtungskrieg? Anmerkungen zu Neuerscheinungen über den Kreis Ziegenhain (272-283)
Rezensionen (285-299) Autor:innen des Heftes (300-301)