"Europäisierung" ist Realität und Schlagwort zugleich: In Europa sind politische, wirtschaftliche und soziale Umbauprozesse in vollem Gang. Dabei wird in Politik und Medien um Definitionen europäischer Identität gerungen, es werden europäische Grenzen umkämpft und die Einflusszonen einer europäischen Harmonisierung abgesteckt. Auch in der Sozial- und Kulturanthropologie findet ein "turn to Europe" statt: Hier setzen die Beiträge in dieser Ausgabe der Berliner Blätter an. Die Autorinnen und Autoren gehen der Frage nach, welche kulturellen Logiken der europäischen Integration unterliegen und wie Europäisierung ethnologisch greifbar und beschreibbar wird. Sie richten ihren Blick auf die Europäisierung sozialer und kultureller Handlungsräume und Alltagswelten sowie auf neue Formen des Regierens in Europa.
Inhalt:
Kerstin Poehls und Asta Vonderau: Turn to Europe
Gisela Welz: Europäisierung als qualkulatives Regime
Michal Buchowski: Hierarchien des Wissens in der ostmitteleuropäischen Anthropologie
Anika Keinz: Making Gender Matter: Zur Europäisierung von Gender und Sexualität in Polen
Asta Vonderau: Erfolgreich im "neuen" Europa. Kulturelle Selbstdeutung der Wirtschaftseliten in Litauen
Susanne Frank: Europäische Stadtpolitik im magischen Dreieck der Stadtentwicklung
Maryon McDonald: Trying to be European in Brussels
Kerstin Poehls: Ortseffekte. "Europäische Praxen" am Europakolleg
Sabine Hess: Governing Migration - Governing Europe. Kulturanthropologische Perspektiven auf Europäisierungsprozesse
Katerina Kratzmann: Lost in Europe. Mobilitäten undokumentierter Migranten
Máiréad Nic Craith: From the Local to the Global (and Back): Political Anthropology in Europe