Ausgabe 2018 – Fakten und Fiktionen
Heftherausgeber: Andreas Körber
„’Fakten’ haben gegenwärtig Konjunktur. Spätestens seit – angesichts von ‚Lügenpresse’- und ‚Fake News’-Vorwürfen sowie von Einsichten in die Bedeutung empirisch nicht prüfbarer Überzeugungen für Weltsicht und politische Einstellungen vieler Menschen – die Gegenwart als ‚postfaktisch’ charakterisiert wurde, wuchs dem Terminus eine positive Konnotation zu, die er lange entbehrt hatte. In Publizistik und Öffentlichkeit berufen sich Autor*Innen zur Stützung oder Abwehr ganz unterschiedlicher Auffassungen (wieder) öfter auf ‚die Fakten’, auch in Bezug auf den Umgang mit Geschichte. Es handelt sich dabei aber keineswegs um ein Phänomen allein öffentlicher Debatten, also um Charakteristika der ‚Geschichtskultur‘, Indikatoren für Ausprägungen von ‚Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft’ (Jeismann), sondern um ein Thema, das die Geschichtswissenschaft (nicht nur in Deutschland) schon lange und immer wieder umtreibt und welches sie durchaus kontrovers verhandelt [...]. Für die Geschichtsdidaktik als empirisch, theoretisch und pragmatisch mit Formen und Prozessen des historischen Denkens befasster Teildisziplin der Geschichtswissenschaft wäre dieser Befund bereits Anlass genug, das Thema erneut aufzugreifen. Auch in Bezug auf ihr nicht ausschließliches aber doch prominentes Forschungs- und Entwicklungsfeld, den schulischen Geschichtsunterricht, sind Begriff, Funktion, Bedeutung und Stellenwert der ‚Fakten‘ keineswegs abschließend geklärt, sondern werden vielmehr immer wieder durchaus kontrovers diskutiert, nicht nur innerhalb der engeren Disziplin der akademischen Geschichtsdidaktik, sondern in deutlicher Beteiligung der Fachwissenschaft, von JournalistInnen, Lehrpersonen und auch PolitikerInnen.“ (aus der Einführung von Andreas Körber, S. 3)
INHALT
Themenschwerpunkt
Andreas KÖRBER: Einführung, S. 3.
Theoretische Auseinandersetzung
Jörg VAN NORDEN: »We do not need certainty«?, S. 9.
Peter GEISS: Objektivität als Zumutung, Überlegungen zu einer postnarrativistischen Geschichtsdidaktik, S. 27.
Geschichtskulturelle Aushandlungen
Hannes BURKHARDT: Mythosmaschine Twitter? Fakten und Fiktionen im Social Web zu Rudolf Heß und der Bombardierung Dresdens 1945, S. 42.
Lale YILDIRIM: (Un-)Ehrliche Geschichte? Alternativfaktische kritisch-traditionale Erzählung als Instrument rechtspopulistischer Um-Deutung, S. 57.
Systematisierungen
Manuel KÖSTER: Alternative Fakten? Die sprachliche Konstruktion des Faktizitätsanspruchs rechtspopulistischer historischer Narrative, S. 72.
Tobias HASENBERG: Konventionalisierte Signale. Geschichtsdidaktische Systematisierung der Formen im Spektrum zwischen Fakt, Fehler, Fälschung und Fiktion, S. 87.
Ulf KERBER: Zum Umgang mit Fakten und Fiktionen bei der Visuellen Kommunikation im Digitalen Zeitalter. Ein transdisziplinärer Beitrag zur Wirklichkeitserzeugung in der Historischen Medienbildung, S. 101.
De-Konstruktion
Christoph Hamann: Die Ausrufung der Republik. Fakten, Fiktionen und Irritationen – Anmerkungen zu Philipp Scheidemanns Rede vom 9. November 1918 und deren Rezeption, S. 120.
Forum
Maren TRIBUKAIT: Zwischen digitalen Angeboten und geschichtsdidaktischen Anforderungen. Zur Medialität des Geschichtsunterrichts, S. 135.
Rezensionen
Andrea Becher/Eva Gläser/Berit Pleitner (Hrsg.): Die historische Perspektive konkret. Begleitband 2 zum Perspektivrahmen Sachunterricht (Philipp Mittnik), S. 258.
Mario Carretero/Stefan Berger/Maria Grever (Eds.): Palgrave Handbook of Research in Historical Culture and Education (Béatrice Ziegler), S. 150.
Tobias Arand/Konrad Vössing (Hrsg.): Antike im Unterricht. Das integrative Potential der Alten Geschichte für das historische Lernen (Thomas Must), S. 156.
Bärbel Völkel: Inklusive Geschichtsdidaktik. Vom inneren Zeitbewusstsein zur dialogischen Geschichte (Fabian Eckert), S. 158.
Uwe Danker: Geschichtsunterricht – Geschichtsschulbücher – Geschichtskultur. Aktuelle geschichtsdidaktische Forschungen des wissenschaftlichen Nachwuchses (Christian Grieshaber), S. 160.
Rolf Schörken: Demokratie lernen. Beiträge zur Politik- und Geschichtsdidaktik. Hrsg. von Thomas Sandkühler (Holger Thünemann), S. 162.
Monika Fenn/Christiane Kuller (Hrsg.): Auf dem Weg zur transnationalen Erinnerungskultur? Konvergenzen, Interferenzen und Differenzen der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg im Jubiläumsjahr 2014 (Sandra Müller), S. 164.
Wolfgang Hasberg/Holger Thünemann (Hrsg.): Geschichtsdidaktik in der Diskussion. Grundlagen und Perspektiven (Christian Heuer), S. 165.
Monique Eckmann/Doyle Stevic/Jolanta Ambrosewicz-Jacobs (Eds.): Research in Teaching and Learning about the Holocaust. A Dialogue Beyond Borders (Joanna Wojdon), S. 167.
Anke John: Lokal- und Regionalgeschichte (Christoph Hamann), S. 169.
Nadja Bennewitz/Hannes Burkhardt (Hrsg.): Gender in Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht. Neue Beiträge zu Theorie und Praxis (Michele Barricelli), S. 171.
Hilmar Sack: Geschichte im politischen Raum. Theorie – Praxis – Berufsfelder. Public History – Geschichte in der Praxis (Julia Reuschenbach), S. 174.
Emil Angehrn/Gerd Jüttemann: Identität und Geschichte (Wolfgang Hasberg), S. 175.
Achim Landwehr: Die anwesende Abwesenheit der Vergangenheit (Wolfgang Hasberg), S. 178-
Manfred Lütz: Der Skandal der Skandale. Die geheime Geschichte des Christentums (Wolfgang Hasberg), S. 181.
Hans Joas: Die Macht des Heiligen. Eine Alternative zur Geschichte von der Entzauberung (Wolfgang Hasberg), S. 185.
Abstracts, S. 188.
Autorinnen und Autoren, S. 192.