Internationale Politik 60 (2005), 2

Titel der Ausgabe 
Internationale Politik 60 (2005), 2
Zeitschriftentitel 
Weiterer Titel 
Nie wieder Auschwitz?

Erschienen
Frankfurt am Main 2005: Societäts Verlag
Erscheint 
Erscheinungsweise: deutsch (monatlich), russisch (monatlich), englisch (vierteljährlich)
ISBN
1430-175X
Anzahl Seiten
144 S.
Preis
EUR 9,95

 

Kontakt

Institution
Internationale Politik
Land
Deutschland
c/o
Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. Rauchstraße 17-18 10787 Berlin Tel.: +49-(0)30-25 42 31-46 Fax: +49-(0)30-25 42 31-67
Von
Wagner, Patrick

Nie wieder Auschwitz?
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte haben die Vereinten Nationen am 24. Januar im Rahmen einer Sondersitzung der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor sechzig Jahren gedacht. 138 von 191 UN-Mitgliedsstaaten hatten dem Vorschlag des amerikanischen UN-Botschafters John Danforth zugestimmt, der argumentierte: „Wir halten es für wichtig, dass die Vereinten Nationen – eine Organisation, die aus der Asche des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts entstanden ist – diesen Anlass in einer Art würdigen, die seiner historischen Bedeutung entspricht. Das ist eine Gelegenheit für uns alle, sich zu erinnern
und sich den Gründungsprinzipien und edlen Idealen neu zu verpflichten, auf denen die UN gegründet wurden.“
Auf dieser Sitzung hat auch der deutsche Außenminister Joschka Fischer das Wort ergriffen – der, so die Süddeutsche Zeitung, wie „kein führender deutscher Politiker der Gegenwart“ seine „persönlichen Lehren aus dem Massenmord in Auschwitz zu einer Leitlinie
seines Handelns“ erklärt habe. Wir dokumentieren seine Rede auf Seite 137 ff. Im Titelthema gehen unsere Autoren der Frage nach, wie weit das Entsetzen über dieses Menschheitsverbrechen das heutige politische Handeln bestimmt. Michael Walzer denkt über humanitäre Interventionen und Menschenrechte in der globalen Gesellschaft nach, Anson Rabinbach schildert den Erfinder des Begriffs „Genozid“, Yehuda Bauer analysiert die Parallelen des Islamismus zu anderen totalitären Ideologien; Britta Schellenberg untersucht das Paradox, dass in Europa trotz verstärkten Holocaust-Gedenkens auch der Antisemitismus wieder zunimmt. Und Franziska Augstein schreibt über die Chiffre Auschwitz: „Wie man die Dinge beim Namen nennt.“
Wir widmen diese Ausgabe der IP dem Andenken von Dr. h.c. Alfred Freiherr von Oppenheim, dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, der am 5. Januar verstarb. Alfred von Oppenheim hat sich in ganz besonderem Maße für die Zeitschrift eingesetzt. Er war ein Traditionswahrer und Modernisierer, ein Patriot und Kosmopolit – und, nicht zuletzt, ein außergewöhnlich liebenswerter Mensch. Wir verdanken ihm viel. Wir werden ihn nicht vergessen.

Inhaltsverzeichnis

Michael Walzer: Mehr als humanitäre Intervention
In der globalen Gesellschaft gilt es, das Recht auf einen anständigen Staat zu etablieren

Anson Rabinbach: Lemkins Schöpfung
Wie ein Mann Völkermord zum juristischen und politischen Begriff machte

Yehuda Bauer: Mörderische Utopie
Die Ideologie des islamistischen Fundamentalismus führt zwangsläufig zum Genozid

Franziska Augstein: Wie man die Dinge beim Namen nennt
Was heißt es, über Auschwitz zu sprechen, über Auschwitz zu schreiben?

Britta Schellenberg: Die Zähigkeit von Vorurteilen
Überall wird des Holocausts gedacht. Zugleich nimmt der Antisemitismus zu

Volker Perthes: Stolz und Misstrauen
Die Drohungen der USA bestärken den Iran in dem Gefühl, von Feinden umzingelt zu sein

Joseph Cirincione: Verhandeln, bedrohen, belohnen
Wie der Iran von seinen derzeitigen Atomwaffenambitionen noch abgebracht werden kann

INTERVIEW mit David Grossmann: »Scharon hat mich überrascht«
Der israelische Schriftsteller zu Siedlern und neuen Friedenschancen

Riad Malki: Schockierend demokratisch
Für die arabische Welt sind die palästinensischen Präsidentschaftswahlen revolutionär

Guido Steinberg: Der neue Bin Laden?
Zarqawi bekennt sich zu Al-Qaida, besteht aber auf seiner Unabhängigkeit

INTERVIEW mit Klaus Töpfer: »Robuste Ökosysteme sind kein Luxus«
Der UN-Umweltchef über Tsunamis, Grünhelmeinsätze und den Wert von Korallenriffen

Helmut Reisen: Beben, Fluten und öffentliche Hilfe
Die Armen trifft es am härtesten. Entwicklungshilfe bei Katastrophen wird immer notwendiger

Ramesh Thakur: Regionale Kooperation nach der Flut
Der Tsunami zwingt die Staaten rund um den Indischen Ozean zur Zusammenarbeit

Jan-Friedrich Kallmorgen: Die nächste transatlantische Krise kommt bestimmt
Krach um die mögliche Aufhebung des China-Waffenembargos ist abzusehen

Steffen Angenendt: Jünger, schneller, qualifizierter
Trotz Zuwanderungsgesetz: Langfristige Konzepte in der Migrationspolitik sind gefordert

Robert Picht: Jenseits des Wohlfahrtstaats
Ohne eine soziale Grundversorgung gegen extremes Elend wird Europa nicht auskommen

Eckart D. Stratenschulte und Weronika Tkocz: Strategien, keine Pflaster
Die Europäische Union muss ihre außenpolitischen Ziele genauer definieren

Tim B. Müller: Bismarck und Bush in Bagdad
Von großen strategischen Würfen in Washington und alltäglichen Nöten vor Ort

Alexandra Kemmerer: Ein Wort, das verpflichtet
William Schabas’ Meisterwerk über die Völkermordkonvention und weitere Rezensionen

Werkstatt Deutschland von Manfred Güllner: Reformen? Ja bitte!
Je besser die Bürger informiert werden, desto mehr sind sie für Modernisierung

KULTUR von Gustav Seibt: Das Unverfügbare
Wer glaubt, Islam und Moderne seien unvereinbar, verkennt die Potenziale des Monotheismus

Technologie von Tom Schimmeck: Wellenwarnung
Sensoren, Information und Kommunikation retten Leben. Eine Lektion aus der Tierwelt

ÖKONOMIE von Norbert Walter: Finanzierungskrise der USA – welche Krise?
Eine restriktivere amerikanische Politik würde die Weltwirtschaft schwächen

Weitere Hefte ⇓