FORUM Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur hrsg.v. Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur & Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V.
Schwerpunkt: Bauen und Wohnen im Ruhrgebiet
Das Ruhrgebiet zaehlt fuer die meisten Bundesbuerger nicht zu den bevorzugten Wohnadressen in Deutschland. Zur sehr sind die Stadtbilder bestimmt von der industriell gepraegten Urbanisierung dieses Raumes, in der das Wohnen und Bauen allzu haeufig nur in einem wirtschaftlichen Funktionszusammenhang standen. Aspekte einer Geschichte des Wohnens werden in oekonomischer, sozialer und kultureller Hinsicht von Tim Schanetzky in seinem einfuehrenden Beitrag "Ruhrprovinz oder Ruhrstadt?" entfaltet. Gegen eine romantische Verklaerung des "alten Ruhrgebietes" sich wendend stellt er hinsichtlich der Lebenssituationen der Bevoelkerungsmehrheit im Ruhrgebiet bis in die 1950er Jahre heraus: "Wohnen und Leben am Rande des Existenzminimums, in haeufig primitiven Unterkuenften, mit hohen Belegungsdichten und einem damit einhergehenden Mangel an Privatheit." Die urbane Modernisierung des Ruhrgebiets in der Nachkriegszeit, was bei Schanetzky "Anschluss an die Normalitaet" heisst, beschreibt das Interview Susanne Abecks mit dem Architekten Werner Ruhnau eindruecklich, in dem Elemente einer neuen, sozialen Stadtkultur herausgearbeitet werden, die mit architektonischen Akzentsetzungen - wie etwa mit Ruhnaus Musiktheaterbau in Gelsenkirchen - konturiert wurden. Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auch der von Thomas Parent dargestellte Kirchenbau im Ruhrgebiet, der auf kulturell-religioese Vergemeinschaftung in den sich zumeist an industriellen Zwecksetzungen ausrichtenden Siedlungen zielte.
Zur Diskussion gestellt wird der streitbare Aufsatz von Axel Foehl, der aus der Sicht der Industriedenkmalpflege vor einer "verbrauchenden Praxis des Umgangs mit Industriedenkmalen" im Zuge ihrer Instrumentalisierung im Rahmen einer blossen Event-Kultur warnt.
Aufmerksamkeit beansprucht der Beitrag von Hans-Chrsitian Dahlmann, der die "Arisierung" eines Wittener Kaufhauses und die Verstrickung der dortigen Bevoelkerung in die antisemitische Politik des Nationalsozialismus herausarbeitet.
Verwiesen sei ausdruecklich auf die zahlreichen Aktivitaeten der Stiftung und des Forums, die im Magazin vorgestellt werden. Sie geben Ausdruck von den intensiven und originellen Bemuehungen um die Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur im Ruhrgebiet.
Tim Schanetzky: Ruhrprovinz oder Ruhrstadt? Defizite und Chancen einer "Geschichte des Wohnens im Revier" - eine Skizze
Werner Ruhnau / Susanne Abeck: Die soziale Botschaft war Offenheit Interview zur Architektur im Ruhrgebiet
Thomas Parent: Notkirche und Gottesburg. Zur Kirchen - und Kirchbaugeschichte des Ruhrgebiets im Industriezeitalter
Claudia Bruch: Das Peter-Behrens-Hauptlagerhaus
Roland Guenter: Siedlungen im Ruhrgebiet - Optionen fuer die Region
Robert Smajgert: Visionen in Stein. Essener Architekten machen mobil
Zur Diskussion gestellt
Axel Foehl The Palace of Projects oder Was ist Industriekultur im Revier?
Beitraege
Tatjana Louis: Notizen aus dem Fotoarchiv der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur
Lutz Engelskirchen: Wieviel Text braucht ein Museum der Arbeit. Bericht von der Tagung der Stiftung Zollverein
Hans-Christian Dahlmann: "Arisierung" und deutsche Gesellschaft Das Beispiel des Kaufhauses Alsberg & Blank in Witten
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Der urspruenglich auch fuer dieses Heft vorgesehene Artikel "Digitale Photogrammetrie - ein modernes Messverfahren fuer Anwendungen in der Architektur und Archaeologie" von Heinz-Juergen Przybilla findet sich in der Online-Bibliothek http://www.geschichtskultur-ruhr.de/medien/index.html