Das Jahr 1945 bedeutete das Ende der eugenischen Programme in Deutschland, in der Geschichte der eugenischen Bewegung bildete es jedoch keine länderübergreifende Zäsur. Die Eugenik hatte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Sozialtechnologie zur Verbesserung der menschlichen „Erbgesundheit“ in ganz unterschiedlichen Spielarten und in Reaktion auf die als krisenhaft wahrgenommene Moderne zuerst in Demokratien, später in Diktaturen festgesetzt. Zwar wandelten sich die eugenischen Konzepte und Maßnahmen mit ihrem biopolitischen Ziel der „Lebenssteigerung“ in den Jahrzehnten nach 1945 in allen europäischen Ländern und oft in Abgrenzung zum Nationalsozialismus. Diese Entwicklung ging aber mit unterschiedlicher Geschwindigkeit vor sich und mancherorts bewiesen bisherige Formen der Eugenik ein erstaunliches Beharrungsvermögen.
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