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Seit der Finanz- und Staatsschuldenkrise von 2008 ist der Kapitalismus wieder in aller Munde. In Krisenzeiten treten globale Abhängigkeiten deutlicher hervor, soziale Ungleichkeit wird als Problem erfahrbar. Leistung, Effizienz und Innovation, Prinzipien kapitalistischen Wirtschaftens, dringen in alle Lebensbereiche vor. Auch für die Geschichtswissenschaft rücken grundlegende Zusammenhänge von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erneut in den Fokus.
Im neuen Band des »Archivs für Sozialgeschichte« werden zahlreiche Facetten einer Sozialgeschichte des Kapitalismus in Westeuropa und den USA zwischen 1800 und 2000 beleuchtet. Wie wurden Krisen in der Vergangenheit wahrgenommen und bewältigt? Warum gewannen die Finanzmärkte in einzelnen Ländern an Attraktion? Wieso haben Staaten so hohe Schulden? Welchen Stellenwert hatten prekäre Arbeitsverhältnisse in bestimmten Epochen? Wie wurden Fragen von Ethik und Umweltschutz marktförmig? Die Beiträge geben Einblicke in ein Forschungsfeld, das äußerst vielschichtig und dynamisch ist – wie sein Gegenstand selbst.
BEITRÄGE ZUM RAHMENTHEMA»SOZIALGESCHICHTE DES KAPITALISMUS IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT«
Friedrich LengerDie neue Kapitalismusgeschichte. Ein Forschungsbericht als EinleitungS. 3–37<http://library.fes.de/afs-online/56/AfS-56-Einleitung.pdf>
Jürgen KockaKapitalismus und Demokratie. Der historische BefundS. 39–50
Timo LuksPrekarität. Eine nützliche Kategorie der historischen KapitalismusanalyseS. 51–80
Jürgen DinkelErben und vererben in der Moderne. Erkundungen eines ForschungsfeldsS. 81–108
Alexander Engel/Boris Gehlen»The Stockbroker’s Praises are Never Sung«. Regulation and Social Practices in U. S. and German Stock and Commodity Exchanges, 1870s to 1930sS. 109–137
Jürgen FingerSpekulation für Jedermann und Jedefrau. Kleinanleger, Frauen und der graue Kapitalmarkt in Paris in der zweiten Hälfte des 19. JahrhundertsS. 139–168
Catherine DaviesSpekulation und Korruption. Zur Sozial- und Diskursgeschichte des Gründerkrachs und der »Panic of 1873«S. 169–188
Michael BuchnerMöglichkeiten und Grenzen staatlicher Finanzmarktregulierung. Die Reaktionen der Berliner Fondsbörse auf die Einschränkung des Terminhandels in Wertpapieren durch das Börsengesetz von 1896S. 189–217
Thomas AdamDer Anteil der Staatsanleihen an der Finanzierung staatlicher Haushalte. Eine vergleichende Studie der staatlichen Defizitfinanzierung in den USA und Deutschland vom ausgehenden 18. bis in das frühe 20. JahrhundertS. 219–247
Kieran HeinemannInvestment, Speculation and Popular Stock Market Engagement in 20th-Century BritainS. 249–272
Sina Fabian»Popular Capitalism« in Großbritannien in den 1980er-JahrenS. 273–295
Christian Marx/Morten ReitmayerZwangslagen und Handlungsspielräume. Der Wandel von Produktionsmodellen in der westeuropäischen Chemieindustrie im letzten Drittel des 20. JahrhundertsS. 297–334
Benjamin MöckelGegen die »Plastikwelt der Supermärkte«. Konsum- und Kapitalismuskritik in der Entstehungsgeschichte des »fairen Handels«S. 335–352
Simone M. MüllerRettet die Erde vor den Ökonomen? Lawrence Summers’ Memo und der Kampf um die Deutungshoheit über den internationalen GiftmüllhandelS. 353–371
DOKUMENTATION – ANALYSE – KRITIK
Reiner WatermannDie nationalsozialistische ›Gleichschaltung‹ des Gewerkschaftsbundes der Angestellten (GDA) im Jahr 1933S. 375–444
Kim Christiaens/Idesbald GoddeerisSolidarność and Latin America in the 1980s. Encounters, Conflicts and FailuresS. 445–461
Maria AlexopoulouVom Nationalen zum Lokalen und zurück? Zur Geschichtsschreibung in der Einwanderungsgesellschaft DeutschlandS. 463–484
FORSCHUNGSBERICHTE UND SAMMELREZENSIONEN
Sylvia Kesper-BiermannAushandlung und Herrschaft, Rechtsräume und Öffentlichkeit. Neue Forschungen zu Kriminalität, Recht und (Straf-)Justiz, 18.–20. JahrhundertS. 487–510
Wulf D. HundRassismusanalyse in der Rassenfalle. Zwischen »raison nègre« und »racialization«S. 511–548
Johannes GroßmannDie »Grundtorheit unserer Epoche«? Neue Forschungen und Zugänge zur Geschichte des AntikommunismusS. 549–590