Was verrät der Umgang mit der Umwelt über eine Gesellschaft? Mit der neuen Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ wird diese Frage auf vielfältige Weise in den Mittelpunkt gerückt. Dabei verbinden sich ganz unterschiedliche Ausgangspunkte und Perspektiven miteinander: Von der Herausbildung kleinerer Umweltgruppen im kirchlichen Raum bis zur Entstehung einer unabhängigen Umweltbewegung in der späten DDR, als Verschmutzung, Vergiftung und Vertuschung von massiver Umweltzerstörung zum Alltag gehörte; von der Gründung einer „Sektion DDR“ innerhalb der damals jungen Partei „Die Grünen“ bis zur Genese einer Umwelt-Bibliothek in Ost-Berlin Mitte der 1980er Jahre. Dass die Diskussion zum Verhältnis zwischen Natur- und Geschichtserbe am Grünen Band – dem renaturierten Geländestreifen und Erinnerungsraum der deutsch-deutschen Teilung – zukunftsweisend ist, wird mit zwei prägnanten Standpunkten dokumentiert. In den Rubriken Zeitgeschichte und Zeitgeschehen/Diskussion geht es um die Überwachung von ausländischen Militärs bei der NVA, den privaten Brief als historische Quelle und um eine Tagung zu Ehren des Schriftstellers Jürgen Fuchs. Über die Folgen von politisierter Medizin durch Zwangseinweisungen in geschlossene Venerologische Stationen informiert ein Beitrag von Florian Steger und Maximilian Schochow. Bis heute leiden betroffene Frauen an Traumatisierungen, die durch eine transgenerationale Weitergabe und erlittene Spätfolgen geprägt sind.
Inhaltsverzeichnis
Aribert Rothe„Alles muss klein beginnen“. Die Öko-Bewegung in der DDR S. 3
Wolfgang RüddenklauAus dem Keller ins Archiv. Eine kurze Geschichte der Umwelt-Bibliothek Berlin S. 8
Michael BeleitesDie Grenzen des Wachstums. Impulse der unabhängigen Umweltbewegung der DDR und ihre aktuelle Relevanz S. 12
Karin KowolLebendiges Denkmal der Geschichte und Perlenkette der Natur. Das Grüne Band als Nationales Naturmonument S. 20
Horst Dornieden / Mira KeuneDas Grüne Band als lebendiges Mahnmal für die Opfer der Teilung und des SED-Regimes. Gedenk-, Erinnerungs- und Bildungsarbeit am Beispiel des Grenzlandmuseums Eichsfeld S. 21
Jens Gieseke / Andrea Bahr„Wir sind grüner Ast an einem grünen Baum“. Die sehr kurze Geschichte der Sektion DDR der Grünen im Jahr 1984 S. 22
ZEITGESCHICHTE
Ruth Reiher„Ihr tapferen Häschen! […] Haltet durch und seht nicht alles so verbissen!“. Der Brief in der DDR S. 30
Klaus StorkmannOperative Personenkontrolle „Prophet“ und IM „Koran“. Die Überwachung ausländischer Militärs in der NVA durch das MfS S. 36
ZEITGESCHEHEN / DISKUSSION
Krzysztof OkońskiMensch, Schriftsteller, Regimekritiker. Bericht zur Internationalen Jürgen-Fuchs-Konferenz vom 3. bis 5. November 2016 in Wrocław/Breslau S. 42
Florian Steger / Maximilian SchochowTraumatisierte Frauen. Geschlossene Venerologische Stationen in Mitteldeutschland S. 45
REZENSIONEN
Gottfried MeinholdKlassenfeind „Neue Musik“. Zersetzung eines Künstlerkreises um den Komponisten und Organisten Peter E. Rompf S. 50
Daniel BörnerWer zensierte wen, wieso und warum? Neue Einsichten und ungewohnte Perspektiven zur Zensurforschung von Robert Darnton S. 50
Daniel SchwaneInnenansichten zu Nordkorea. Die Studie von Rüdiger Frank erscheint als erweiterte und aktualisierte Neuausgabe S. 53