Die deutsche und westliche historische Forschung beginnt erst jetzt, die Ukrainische Revolution unabhängig von der Russischen Revolution 1917 und dem folgenden Bürgerkrieg als ein separates historisches Ereignis zu erforschen, das eigene Kennzeichen wie Dynamiken, Periodisierungen, Akteure und komplexe Verflechtungen hat. Eine Überblicksdarstellung in deutscher Sprache liegt bisher nicht vor.
Die hier versammelten Beiträge erweitern das bisherige Bild von der Minderheitenfrage in der Ukrainischen Revolution um neue, differenziertere Perspektiven. Das gelingt vor allem durch die Hinwendung zur lokalen bzw. regionalen Perspektive, die vereinfachende Aussagen über ethnische, nationale oder religiöse Gruppen durch detailliertere Kontextualisierung aufbricht und durch größere zeitliche Ausschnitte ergänzt.
GeleitwortJoachim Tauber (Lüneburg) S. 7
EditorialGuido Hausmann (Regensburg) S. 9
Börries Kuzmany (Wien)Vom Staatsvolk zur nationalen Minderheit: Das Ministerium für Großrussische Angelegenheiten in der Ukraine, 1917–1918 S. 18
Dietmar Neutatz (Freiburg i.Br.)Das Problem der Krim und ihrer multinationalen Bevölkerung während der Besatzung durch die Mittelmächte 1918 S. 43
Maciej Górny (Warszawa)Dynamics of Enmity: Poles and Ukrainians, 1914–1923 S. 68
Giuseppe Motta (Rom)Anti-Jewish Violence and Ukrainian Nation-Building: The Jewish Communities in 1918–1920 in the Documents of the Joint Distribution Committee S. 83
Natalija Venger (Dnipro)Die mennonitischen städtischen Gemeinden im Gouvernement Katerynoslav während der Ukrainischen Revolution (1917–1920): Metamorphosen der Hoffnung S. 101
Marina Shcherbakova (Heidelberg)Zur Geschichte der Musealisierung des jüdischen Kulturerbes in Kyïv zur Zeit der Revolution S. 131
Ivan Basenko (Kyïv)The Image of the Polish and Czech-Slovak Military in Revolutionary Ukraine: Case Studies of the Ukrainian Kyïv Press (April 1917 –April 1918) S. 155
Iannis Carras (Thessaloniki)Greeks in Ukraine in 1919: Identity and Class in the Memoirs of four participants in the “Greek Expedition to South Russia” S. 174
Reinhard Nachtigal (Freiburg i.Br.)Charkiv: Flüchtlinge und Kriegsgefangene in der ostukrainischen Metropole während und am Ende des Ersten Weltkrieges S. 190
Rezensionen
Thorsten PomianFrank Grelka, Stephan Rindlisbacher (Hrsg.): „Our Work with the Masses Is Not Worth a Kopeck…“. A Document Collection on German and Polish Rural Soviets in Ukraine during the NEP, 1923–1929, Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2021 S. 210
Katharina KunterMatthias Asche, Werner Buchholz, Mathias Niendorf u. a. (Hrsg.): Protestantismus in den baltischen Landen und in Litauen, Nation und Konfession vom 16. Jahrhundert bis 1918, Münster: Aschendorff Verlag 2021 S. 215
Martin KlökerDirk Sangmeister (Hrsg.): Karl Morgenstern: Der Bildungsroman. Die beiden grundlegenden Vorträge über einen global gebräuchlichen Begriff, Eutin: Lumpeter&Lasel 2020 S. 219
Anja WilhelmiLiina Lukas, Silke Pasewalck, Vinzenz Hoppe u. a. (Hrsg.): Medien der Aufklärung – Aufklärung der Medien: Die baltische Aufklärung im europäischen Kontext, Berlin, Boston: De Gruyter 2021. S. 221
Norbert AngermannLilija Wedel: Deutsche Schicksale im frühneuzeitlichen Russland (1462–1605), Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2020 S. 224
Annelore Engel-BraunschmidtAxel Dunker, Jan Gerstner, Julian Osthues (Hrsg.): „Migrationsvordergrund“ – „Provinzhintergrund“. Deutschsprachige Literatur osteuropäischer Herkunft, Leiden u. a.: Brill 2021 S. 227