Die kommunistischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts versprachen Frauen Emanzipation und politische Teilhabe. Doch weder in der Zeit der Opposition noch an der Macht gelang es ihren Parteien und Organisationen, dem selbst gestellten Anspruch gerecht zu werden. Dies verdeutlichen die Beiträge zum Schwerpunkt des Jahrbuchs für Historische Kommunismusforschung 2015.
Während Frauen auf lokaler Ebene in den kommunistischen Regimen den Männern zunehmend gleichgestellt waren, galt dies keineswegs für die höheren und höchsten Ränge der Nomenklatur von Partei, Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Auch lösten sich patriarchale Denkmuster und Strukturen nur langsam auf, blieben Kindererziehung und Haushalt letztlich Sache der Frauen.
INHALTSVERZEICHNIS
Statt eines Vorworts: Nachruf auf Hermann Weber, VII–XI
Frauen im Kommunismus
Nicola Spakowski: Die Frauenpolitik der Kommunistischen Partei Chinas und das Problem der »Frauenbefreiung« (1920er bis 1940er Jahre), S. 1–15
Hans Schafranek: Frauen im Widerstandsnetzwerk um Karl Hudomalj. Die »Anti-Hitler-Bewegung Österreichs« 1942–1944, S. 17–38
Zoltán Boér: Gizella Sándor. Eine Frau und drei Geheimdienste, S. 39–55
Olena Petrenko: Frauen als »Verräterinnen«. Ukrainische Nationalistinnen im Konflikt mit den kommunistischen Sicherheitsorganen und dem eigenen Geheimdienst, S. 57–74
Natalia Jarska: Frauen in den kommunistischen Parteien PPR/PZPR – die Paradoxe der Frauenpolitik in Polen 1945–1960, S. 75–94
Claudia Christiane Gatzka: Anders unter Gleichen. Frauen, Männer und Weiblichkeit im italienischen Kommunismus der Nachkriegszeit, S. 95–112
Dieter Bacher/Philipp Lesiak: Frauenschicksale am Eisernen Vorhang. Die tschechisch-österreichische Grenze zwischen 1948 und 1963, S. 113–122
Jan Zofka: Konservative Frauenbewegung. Das »Frauenstreikkomitee« des postsowjetischen Separatismus im moldauischen Dnjestr-Tal, S. 123–136
Biografische Skizzen
Tanja Stern: Die Schwestern Gehrmann. Zwei deutsche Kommunistinnen zwischen Engagement und Resignation, S. 137–149
Birgit Schmidt: Edith Anderson, die Frauen und die Kommunistische Partei der USA, S. 151–160
Sebastian Voigt: »Es war mir nicht möglich, zu schweigen über das Erlebte.« Über die Bedeutung des Kravčenko-Prozesses 1949 in Paris für die politische Entwicklung Margarete Buber-Neumanns, S. 161–180
Miszellen
Svetlana Malyševa: Der rote Thanatos: Nekrosymbolismus in der sowjetischen Kultur, S. 181–197
Andreas Pehnke: Wilhelm Lamszus’ Reflexionen über die Ursachen kommunistischer Gewaltherrschaft, S. 199–215
Wilhelm Menning: Sowjetbürger werden oder packen − Stalin und der Exodus der Russlanddeutschen im Spiegel der Akten des Auswärtigen Amts, S. 217–235
Siegfried Suckut: Neues zum »Spiegel-Manifest« von 1977/78. Zwei Stasi-Dokumente werfen Fragen auf, S. 237–259
Forum
Klaus Schönhoven: Gemeinsame Wurzeln und getrennte Wege. Zum historischen Selbstverständnis von SPD und Linkspartei, S. 261–269
Anna Kaminsky: DDR-Geschichte als Kommunismusgeschichte begreifen: Plädoyer für eine Perspektiverweiterung, S. 271–277
Sammelrezension
Wladislaw Hedeler: Neue Untersuchungen über Linke Kommunisten in der KPD, S. 279–290
Anhang
Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, S. 291
Danksagung, S. 303