Menschliche Kriege können nicht ohne Tiere gedacht werden. Noch bis ins 21. Jahrhundert hinein haben sich Kriegsführung, Kampfeinsätze und Rettungsmissionen auf animalische Unterstützung verlassen, auf die Kraft, den Spürsinn und die schnelle Fortbewegung von Tieren. Dabei zeigten sich einige Kriege ganz besonders abhängig von den Fähigkeiten der Tiere und haben sich so auch in die kollektive Erinnerung eingeschrieben; man denke nur an die Überquerung der Alpen durch Hannibals Kriegselefanten. Auch in Zukunft werden Tiere in der militärischen Forschung eine Rolle spielen, beispielsweise wenn Waffen im Tierversuch getestet oder Rüstungen nach tierlichen Vorbildern entwickelt werden.
Diese Ausgabe von Tierstudien geht der Verbindung von Tieren und Kriegen nach. Sie versammelt Beiträge aus der Philosophie, den Postcolonial Studies, der Literaturwissenschaft, der Geschichtswissenschaft, der Kunstgeschichte, der Soziologie und der Archäologie. Die Texte widmen sich u. a. dem ‚Krieg gegen Tiere‘, dem Sterben von Pferden in Deutsch-Südwestafrika, den Spürhunden im War on Terror, der Tierdressur in militärischen Kontexten, der militärischen Praxis, Waffensysteme mit Tiernamen zu belegen, aber auch Tieren in der Kunst, diegetischen Tieren in Literatur, Briefen und Filmen sowie Denkmälern für tierliche Kriegsopfer.
Mit Beiträgen von Martina F. Biebert, Simon Egbert, Amina Grunewald, Helmut Höge, Vanessa Karré, David M. de Kleijn, Renke Kruse, Daniel Lau, Sebastian Meschenmoser, Michael Oatman, Carla Swiderski, Dinesh Joseph Wadiwel und Klemens Wedekind.
Wissenschaftlicher Beirat: Roland Borgards, Dorothee Brantz, Petra Lange-Berndt, Thomas Macho, Sabine Nessel, Martin Ullrich und Markus Wild.
Inhalt
Editorial
Tiere auf dem Schlachtfeld
Daniel Lau Tiere im Krieg: Der mesopotamische Raum
Klemens Wedekind „Eine der wichtigsten Lebensfragen der Kolonie“. Der Einsatz von Pferden und die Bekämpfung der afrikanischen Pferdesterbe im Kontext kolonialer Herrschaftssicherung in Deutsch-Südwestafrika zwischen 1894 und 1914
David M. de Kleijn Von Reitergeist und stummen Kameraden. Narrative Leitsemantiken des Pferdebildes im deutschen Weltkriegsgedenken
Tierliche Krieger
Renke Kruse Die Niederlage eines Mückenkönigs. Oder: Mit Tieren vom Untergang erzählen
Martina F. Biebert/Simon Egbert Spürhunde im ‚war on terror‘. Präemptive Praxis humanimalischer Sicherheitsproduktion
Die Animalisierung des Krieges
Carla Swiderski Sprachliche Dehumanisierung in der NS-Ideologie. Eine Strategie zur Verkehrung der Bedrohungsverhältnisse
Helmut Höge Über Tiernamen als Waffen
Der Krieg gegen die Tiere
Dinesh Joseph Wadiwel Der Krieg gegen die Tiere. Herrschaft, Recht und Souveränität
Amina Grunewald „They had no choice“. Eine Londoner Gedenkstätte für Tiere im Krieg
Künstlerische Positionen
Vanessa Karré Angst Angeln
Sebastian Meschenmoser Abgrund 2013, Patt 2014, Showdown 2015/16
Michael Oatman Aus der Serie Pornithology, 2000 bis heute
Rezensionen Abbildungsverzeichnis Call for Papers