Militärgeschichtliche Zeitschrift 69 (2010), 1

Titel der Ausgabe 
Militärgeschichtliche Zeitschrift 69 (2010), 1
Weiterer Titel 

Erschienen
München 2010: Oldenbourg Verlag
Erscheint 
halbjährlich
Anzahl Seiten
216 S.
Preis
Jahresabonnement: 30,00 €, ermäßigt: 21,00 €. Einzelheft: 18,00 €

 

Kontakt

Institution
Militärgeschichtliche Zeitschrift
Land
Deutschland
c/o
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Redaktion MGZ Zeppelinstraße 127/128 14471 Potsdam Tel. 0331 / 9714-0 Fax 0331 / 9714-509
Von
Hubert, Cordula

Das Heft 69/1 der Militärgeschichtlichen Zeitschrift erscheint Mitte November.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Aufsätze

Thomas Thiemeyer
Waffen und Weltkriege im Museum. Wie sich die museale Darstellung der beiden Weltkriege und der Umgang mit Militaria gewandelt haben
Lange Zeit haben Waffen und andere militärische Objekte die Hauptrolle in Ausstellungen gespielt, die sich mit den Weltkriegen befassten. Dieser Aufsatz vertritt die These, dass Waffen und Militaria in den letzten dreißig Jahren ihren Sonderstatus in Museen und Ausstellungen verloren. Sie werden in neuen Kontexten ausgestellt und übermitteln andere Botschaften. Was sind die Gründe für diese Änderungen? Welche Schlussfolgerungen ergeben sich für militärische Objekte in heutigen Ausstellungen über die zwei Weltkriege? Und was sind generell die Probleme, die Museen zu lösen haben, wenn sie Waffen ausstellen? Dies sind die Hauptfragen, die dieser Aufsatz beantworten möchte. Elf Dauerausstellungen von Militär- und Historischen Museen in England, Frankreich, Belgien und Deutschland bilden die empirische Basis für die Untersuchung. Diese Ausstellungen wurden in den letzten zwei Jahrzehnten eröffnet oder werden in nächster Zeit eröffnet (etwa das Militärhistorische Museum Dresen) und präsentieren die Geschichte des Ersten und/oder Zweiten Weltkrieges aus einem nationalen oder internationalen Blickwinkel.

Ragna Boden
Disziplin gegen Barbarei: Der westeuropäische Diskurs über die russländischen Militärsiedlungen (1810 1866)
Die Militärsiedlungen in den westlichen Regionen Russlands waren Teil des verspäteten russischen Modernisierungsprozesses. Dieses Experiment sollte den Staatsetat von den enormen Militärausgaben entlasten, indem ein neuer Typ des Siedlers geschaffen wurde: der Soldaten-Bauer. Angesichts des Zeitpunkts und der Dimensionen des Projekts mit bis zu 700 000 Siedlern war es kein Wunder, dass es in der europäischen Öffentlichkeit auf großes Interesse stieß. Es ist interessant zu sehen, wie Informationen über diese geschlossenen Gesellschaften in die Öffentlichkeit drangen und wie ausländische Beobachter sie beurteilten. Die Reaktionen waren vielfältig und auch gegensätzlich: während manche enthusiastisch darüber urteilten, prognostizierten andere, dass das Projekt nicht von langer Dauer sein würde, und eine dritte Fraktion erwartete ernste Konsequenzen für Russland selbst – in Form einer Revolution – oder für ganz Europa, für das das gigantische russische Militärpotential eine unberechenbare Gefahr darstellte. Der Diskurs über die Militärsiedlungen spiegelte daher beispielhaft die europäische Sicht auf Russland als eine neue Großmacht und enthielt auch Fragen zum Kulturtransfer.

Daniel Schmidt
Keine Kommissare. Preußische Polizeioffiziere zwischen soldatischem Selbstverständnis und polizeilicher Professionalität 1919 bis 1935
Nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Weimarer Republik ein vitales Interesse daran, eine verlässliche und effiziente Polizeiorganisation zu schaffen. Die Reformvorhaben der neuen preußischen Regierung in den frühen 1920er Jahren scheiterten jedoch – nicht zuletzt, weil die meisten Mitglieder des neuen Polizeioffizierkorps frühere preußische Armeeoffiziere waren, die fast alle in Friedenszeiten in der kaiserlichen Armee gedient hatten. Aus diesem Selbstverständnis heraus wollten sie das neue politische System nicht akzeptieren. Ganz im Gegenteil: sie formten ihre neue Umgebung nach ihren Vorstellungen. Sie führten nicht nur die Idee einer professionellen Polizei ein, die auf militärischen Standards und Traditionen fußte, sondern kultivierten auch weiterhin den aristokratischen Lebensstil von preußischen Armeeoffizieren und schufen so innerhalb des Polizeioffizierkorps eine Zweiklassengesellschaft. Unter Betonung von Kriterien wie Charakter, Männlichkeit und Habitus konnte ein selbsternannter elitärer Kreis von früheren Militäroffizieren solche Offiziere marginalisieren, deren sozialer, kultureller und beruflicher Hintergrund als fragwürdig angesehen wurde. Diese Machenschaften erzeugten eine Kultur, die, zusammen mit intensiven Netzwerkarbeiten, der alten Militärelite ihre berufliche und politische Vormachtstellung garantierte.
Die vorwiegend militärische Mentalität der Polizeioffiziere bewirkte letztendlich einen schweren Minderwertigkeitskomplex, weil die verbliebenen Reichswehroffiziere den Anspruch der Polizei auf entsprechendes Sozialprestige brüsk ablehnten. Die früheren kaiserlichen Offiziere ergriffen daher begierig die Chance, in die Armee zurückzukehren, nachdem die nationalsozialistische Regierung entschieden hatte, die deutsche Wiederbewaffnung zu forcieren und zu beschleunigen. Diese Rückkehr wurde als letzte Chance zur sozialen und militärischen Rehabilitation begriffen. Dankbar verfolgten sie mit großer Loyalität die Ziele des Dritten Reichs. Die Offiziere, die im Polizeidienst bleiben mussten, fühlten sich tief gedemütigt. Ihr Durst nach Anerkennung führte zu einem ungezügelten Wettbewerb untereinander, der ohne Zweifel zu ihrem bemerkenswert radikalen Amtsführung während des Eroberungs- und Vernichtungskriegs beitrug.

Nachrichten aus der Forschung

Takuma Melber
Tagungsbericht. Kolloquium zur Militärgeschichte für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, veranstaltet vom Wissenschaftlichen Beirat zur Verleihung des Werner-Hahlweg-Preises, dem Deutschen Komitee für die Geschichte des Zweiten Weltkrieges, dem Arbeitskreis Militärgeschichte und dem Arbeitskreis Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit, 17. bis 19. Mai 2010, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Marcus von Salisch
Johann Gottlieb Tielke (1731 1787) und der „Unterricht für die Feldingenieurs“. Anmerkungen zur Edition der Handschrift von 1769

Markus Pöhlmann
Anonyme und pseudonyme Militärliteratur im deutschsprachigen Raum 1848 2000. Zum mediengeschichtlichen Phänomen und zur Forschungsproblematik

Daniel Scharfschütze und Patrick Marc Labourdette
Les militaires et l’information, en Allemagne et en France, au XXe siècle. Militärgeschichtliches Forschungsamt (MGFA); Centre d'étude d'histoire de la défense (CEHD); Deutsches Historisches Institut Paris (DHIP), 24.11.2009, Paris

Buchbesprechungen

Allgemeines

Rolf-Dieter Müller, Militärgeschichte (Benjamin Ziemann)

Rückkehr der Condottieri? Krieg und Militär zwischen staatlichem Monopol und Privatisierung: Von der Antike bis zur Gegenwart. Hrsg. von Stig Förster, Christian Jansen und Günther Kronenbitter (Martin Moll)

Wolfgang Krieger, Geschichte der Geheimdienste. Von den Pharaonen bis zur CIA (Winfried Heinemann)

Kriegs/Bilder in Mittelalter und Früher Neuzeit. Hrsg. von Birgit Emich und Gabriela Signori (Angela Strauß)

Das Archiv der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg und seine Bestände. Bearb. von Peter Bahl (Stephan Theilig)

Peter Wende, Das Britische Empire. Geschichte eines Weltreichs(Klaus-Jürgen Bremm)

Jörn Leonhard und Ulrike von Hirschhausen, Empires und Nationalstaaten im 19. Jahrhundert (Peter Walkenhorst)

Jens Boysen, Preußische Armee und polnische Minderheit. Royalistische Streitkräfte im Kontext der Nationalitätenfrage des 19. Jahrhunderts (1815-1914) (Heinz Stübig)

Ingrid Mayershofer, Bevölkerung und Militär in Bamberg 1860-1923 (Oliver Stein)

Lothar Wieland, »Wieder wie 1914!« Heinrich Ströbel (1869-1944). Biografie eines vergessenen Sozialdemokraten (Michael Peters)

Rita Schäfer, Frauen und Kriege in Afrika (Tanja Bührer)

Leo B. Slater, War and Disease. Biomedical Research on Malaria in the Twentieth Century (Marion Hulverscheidt)

Rudolf Schlaffer und John Zimmermann, Wo bitte geht's zur Schlacht? Kurioses aus dem deutschen Militär (Malte Thießen)

Altertum und Mittelalter

A Companion to the Roman Army. Ed. by Paul Erdkamp (Loretana de Libero)

Frühe Neuzeit

Gerd Heinrich, Friedrich II. von Preußen (Thomas Lindner)

Stefan Kroll, Soldaten im 18. Jahrhundert zwischen Friedensalltag und Kriegserfahrung (Stephan Huck)

1789-1870

Frédéric Naulet, Wagram (5 et 6 juillet 1809). Le canon tonne sur les bords du Danube (Stephan Theilig)

Die preußische Armee. Zwischen Ancien Régime und Reichsgründung. Hrsg. von Peter Baumgart, Bernhard R. Kroener und Heinz Stübig (Michael Busch)

Krise, Reformen – und Militär. Preußen vor und nach der Katastrophe von 1806. Hrsg. von Jürgen Kloosterhuis und Sönke Neitzel (Heinz Stübig)

Heinz Stübig, Gerhard von Scharnhorst – preußischer General und Heeresreformer (Marcus von Salisch)

Gerhard von Scharnhorst. Private und dienstliche Schriften, Bd 5: Leiter der Militärreorganisation (Preußen 1808-1809). Hrsg. von Johannes Kunisch in Verb. mit Michael Sikora (Heinz Stübig)

Jörg Nagler, Abraham Lincoln. Amerikas großer Präsident (Klaus-Jürgen Bremm)

1871-1918

Gerd Fesser, »Herrlichen Tagen führe Ich euch noch entgegen!« Das wilhelminische Kaiserreich 1890 1918 (Michael Fröhlich)

John C.G. Röhl, Wilhelm II. Der Weg in den Abgrund 1900-1941 (Axel Kellmann)

Ralf Raths, Vom Massensturm zur Stoßtrupptaktik. Die deutsche Landkriegtaktik im Spiegel von Dienstvorschriften und Publizistik 1906 bis 1918 (Adrian Wettstein)

Theodor Ritter von Zeynek, Ein Offizier im Generalstabskorps erinnert sich. Eingel. und hrsg. von Peter Broucek (Christian Senne)

Manfred Vasold, Die Spanische Grippe. Die Seuche und der Erste Weltkrieg (Bernd Jürgen Wendt)

Glaubenssache Krieg. Religiöse Motive auf Bildpostkarten des Ersten Weltkriegs. Hrsg. von Heidrun Alzheimer unter red. Mitarb. von Stephanie Böß und Fred G. Rausch (Christine Brocks)

G. Irving Root, Battles East. A History of the Eastern Front of the First World War (Martin Schmitz)

Helmut Jäger, Erkundung mit der Kamera. Die Entwicklung der Photographie zur Waffe und ihr Einsatz im 1. Weltkrieg (Georg Wurzer)

Scott Stephenson, The Final Battle. Soldiers of the Western Front and the German Revolution of 1918 (Benjamin Ziemann)

1919-1945

Nils Graefe, Liu Guitang (1892 1943): Einer der größten Banditen der chinesischen Republikzeit (Gerhard Krebs)

Die SS, Himmler und die Wewelsburg. Hrsg. von Jan Erik Schulte (Christoph Kopke)

Mark Mazower, Hitlers Imperium. Europa unter der Herrschaft des Nationalsozialismus (Klaus-Jürgen Bremm)

Judith Hahn, Grawitz, Genzken, Gebhardt. Drei Karrieren im Sanitätsdienst der SS (Alexander Neumann)

Vincent P. O'Hara, Struggle for the Middle Sea. The Great Navies at War in the Mediterranean Theater, 1940-1945 (Axel Niestlé)

Jochen Böhler, Auftakt zum Vernichtungskrieg. Die Wehrmacht in Polen 1939 (Alexander Brakel)

Christian Hartmann, Johannes Hürter, Peter Lieb und Dieter Pohl, Der deutsche Krieg im Osten 1941 1944. Facetten einer Grenzüberschreitung; Christian Hartmann, Wehrmacht im Ostkrieg. Front und militärisches Hinterland 1941/42 (Martin Moll)

Babette Quinkert, Propaganda und Terror in Weißrussland 1941-1944. Die deutsche »geistige« Kriegführung gegen Zivilbevölkerung und Partisanen (Alexander Brakel)

David M. Glantz with Jonathan M. House, To the Gates of Stalingrad. Soviet-German Combat Operations, April August 1942 (Martin Moll)

Ronald Smelser and Edward J. Davies II, The Myth of the Eastern Front. The Nazi-Soviet War in American Popular Culture (Michael Wala)

Mark Healy, Zitadelle: The German Offensive Against the Kursk Salient 4 17 July 1943 (Roman Töppel)

Stefan Geck, Dulag Luft/Auswertestelle West. Vernehmungslager der Luftwaffe für westalliierte Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg (Horst Boog)

Katrin Bromber, Imperiale Propaganda. Die ostafrikanische Militärpresse im Zweiten Weltkrieg (Christian Koller)

Ženi Lebl, Odjednom drukčija, odjednom druga. Sećanja i zaboravi [Plötzlich anders. Plötzlich eine andere. Erinnerungen und Vergessenes] (Aleksandar-S. Vuletić)

Nach 1945

Vom Recht zur Geschichte. Akten aus NS-Prozessen als Quellen der Zeitgeschichte. Hrsg. von Jürgen Finger, Sven Keller und Andreas Wirsching (Manfred Messerschmidt)

Stefan Creuzberger, Kampf für die Einheit. Das gesamtdeutsche Ministerium und die politische Kultur des Kalten Krieges 1949-1969 (Armin Wagner)

Detlef Bald, Politik der Verantwortung. Das Beispiel Helmut Schmidt (Heiner Möllers)

Karl-Heinz Schmalfuß, Innenansichten. Dreißig Jahre im Ministerium des Innern der DDR (Clemens Heitmann)

Frederick Taylor, Die Mauer. 13. August 1961 bis 9. November 1989; Die vergessenen Opfer der Mauer. Inhaftierte DDR-Flüchtlinge berichten. Hrsg. von Hubertus Knabe unter Mitarb. von Jessica Steckel; Die Berliner Mauer. Vom Sperrwall zum Denkmal. Mit Beitr. von Winfried Heinemann [u.a.]. Hrsg. vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz, bearb. von Anke Kuhrmann (Rolf Steininger)

Eastern Europe; Eastern Mediterranean, 1969-1972. Ed. by James E. Miller, Douglas E. Selvage and Laurie Van Hook (Oliver Bange)

Revolution und Vereinigung 1989/90. Als in Deutschland die Realität die Phantasie überholte. Hrsg. von Klaus-Dietmar Henke (Winfried Heinemann)

Jennifer Medcalf, Going Global or Going Nowhere? NATO's Role in Contemporary International Security; Klaus Naumann, Einsatz ohne Ziel? Die Politikbedürftigkeit des Militärischen (Bernd Lemke)

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