Das neue Heft der Militärgeschichtlichen Zeitschrift ist erschienen, wir wünschen anregende Lektüre!
NACHRUF Michael Epkenhans und Jörg Hillmann Werner Rahn (1939-2022) Ein Marineoffizier im Dienst der Wissenschaft
AUFSÄTZE
James Stone The Prussian Army’s First Spymaster Colonel Heinrich von Brandt and the Nachrichtenbüro, 1866-1876
Heinrich von Brandt was the father of German military intelligence. He was responsible for conducting espionage operations for the General Staff in the period of the foundation of the German Empire and made a significant contribution to Prussia’s victory over France in 1871. Yet his important role has been completely neglected in histories of the Prussian army during this period. This study uses source material believed to have been lost during the Second World War to reconstruct the life and work of the first chief of the Nachrichtenbüro from 1866 to 1876.
Heinrich von Brandt war der Gründervater des deutschen militärischen Nachrichtendienstes. Er führte das Nachrichtenwesen während der Reichsgründungszeit und trug zum preußischen Sieg über Frankreich im Jahre 1871 wesentlich bei. Trotzdem ist seine wichtige Rolle in den Geschichten der preußischen Armee bis jetzt vollkommen vernachlässigt worden. Der vorliegende Beitrag benutzt nun Aktenmaterial, das in Folge des Zweiten Weltkrieges als verloren geglaubt war, um das Leben und Wirken des ersten Chefs des preußischen Nachrichtenbüros von 1866 bis 1876 zu rekonstruieren.
Benjamin Miertzschke Die Frühjahrsarbeiten der Aufklärungsstreitkräfte und weitere neue Dokumente zur Entwicklung des deutschen seestrategischen Denkens im Ersten Weltkrieg
The essay introduces new documents recently discovered in the German Federal Archives/Military Archives (Freiburg i.Br.), which shed new light on the development of naval strategic thought in Germany during the First World War. A collection of papers compiled in spring 1915 in the High Seas Fleet´s Battlecruiser Squadron under Rear Admiral Franz von Hipper puts established views about strategic thinking during the Tirpitz era in question. Hipper and his commanders, among them Capt. Max Hahn, Capt. Magnus von Levetzow and Rear Admiral Georg Hebbinghaus, declared the former strategy of achieving a decisive battle in the North Sea as bankrupt. Instead, they conceived a new strategy that would systematically target British lines of communication in the Atlantic Ocean. For this purpose, they demanded the planning of a new generation of battleships, equipped with Diesel-engines and superior firepower. Accompanied by lighter craft, these should then form the core of various Battlegroups to operate in the Atlantic Ocean. It will also be shown that these ideas were met favourably both in the Fleet Command and the Naval Office. Finally, the question will be raised whether these concepts could have formed the blue print for Admiral Raeders infamous Z-Plan of the Second World War.
Der Beitrag befasst sich mit kürzlich entdeckten Quellen aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv, welche ein neues Licht auf die Entwicklung des deutschen seestrategischen Denkens im Ersten Weltkrieg werfen. Es handelt sich um eine Sammlung von Denkschriften, die im Frühjahr 1915 in den Aufklärungsstreitkräften unter dem Kommando von Konteradmiral Franz Hipper entstanden. Darin wird das Scheitern der bisherigen Strategie einer Entscheidungsschlacht in der Nordsee analysiert und es werden Lösungsansätze für einen zukünftigen Seekrieg entwickelt. Nach Ansicht der beteiligten Offiziere, zu denen u.a. Kapitän z.S. Max Hahn, Kapitän z.S. Magnus von Levetzow und Konteradmiral Georg Hebbinghaus gehörten, konnte die Lösung nur in einer völligen Umgestaltung der Seestrategie liegen. Das Konzept sah einen systematischen Angriff auf die britischen Versorgungswege im Atlantik vor. Dieser sollte mit neu zu entwickelnden Großkampfschiffen von überragender Kampfkraft, ausgestattet mit Dieselantrieb oder Ölfeuerung, sowie mit unterstützenden leichten Streitkräften geführt werden. Darüber hinaus wird gezeigt, dass diese Ideen auch in der restlichen Flotte und im RMA auf positive Resonanzen stießen. Abschließend wird auf mögliche Kontinuitäten zum Z-Plan unter Admiral Erich Raeder hingewiesen.
Torsten Konopka Die Beteiligung der Bundeswehr an der Sonderkommission der Vereinten Nationen (UNSCOM) im Irak, 1991 1996
After the end of the Second Gulf War, the Federal Republic of Germany sent individual experts as well as three helicopters and two aircraft of the German Armed Forces (Bundeswehr), including personnel, to the United Nations Special Commission (UNSCOM) in Iraq. Their mission was to support the demolition of Iraq's weapons of mass destruction. The deployment was the first participation of the Bundeswehr in an operation led by the United Nations. After the non-participation of personnel in the Second Gulf War, the Federal Foreign Office and the Federal Ministry of Defence hoped that this engagement would generate international prestige, show the US-administration willingness to solve an international crisis and gain military experience in a multinational operation outside the NATO framework. Politically, the participation was legitimised by the fact that it was not considered a deployment of the Bundeswehr in the sense of the Basic Law, but as support for an international disarmament measure, sanctioned by the United Nations Security Council.
Nach Ende des Zweiten Golfkrieges beteiligte sich die Bundesrepublik Deutschland mit einzelnen Inspektoren sowie drei Hubschraubern und zwei Flugzeugen der Bundeswehr samt Personal an der Sonderkommission der Vereinten Nationen (UNSCOM) im Irak. Vor Ort sollten sie bei der international geforderten Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen unterstützen. Bei der Entsendung handelte es sich um die erste personelle Beteiligung der Bundeswehr an einer Maßnahme der Vereinten Nationen. Nach der personellen Nichtbeteiligung am Zweiten Golfkrieg erhofften sich das Auswärtige Amt und das Bundesministerium der Verteidigung hierdurch internationales Ansehen zu generieren, gegenüber den USA Handlungsbereitschaft bei der Beilegung internationaler Krisen zu demonstrieren und erste militärische Erfahrungen im Rahmen einer multinationalen Maßnahme außerhalb des NATO-Bündnisses zu sammeln. Politisch wurde die Beteiligung damit legitimiert, dass sie nicht als Einsatz der Bundeswehr im Sinne des Grundgesetzes galt, sondern als logistische Unterstützung einer vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gebilligten Abrüstungsmaßnahme.
NACHRICHTEN AUS DER FORSCHUNG
Andreas Lutsch und Severin Pleyer »The German Nuclear Question, Adenauer, and the International Order, 1955-1963« Internationale Konferenz in Potsdam, 8. bis 10. September 2022
Maximilian Fügen »Friedensprozesse, Friedensschlüsse und Kriegsfolgen« Tagung im Hybridformat des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in der Landesvertretung Niedersachsen, Berlin, 7./8. Februar 2023
Christoph Hertner »Kriegsgefangenschaft und Internierung«. Das Schicksal sowjetischer Militärpersonen in deutschen, schweizerischen, österreichischen und sowjetischen Quellen, 1941–1946 Workshop der Forschungsstelle Diplomatische Dokumente der Schweiz, der Professur für Neueste Allgemeine und Osteuropäische Geschichte der Universität Bern und des Deutschen Historischen Instituts Moskau in Bern, 24. März 2023
Christian Eierle »Reichswehr und Technik« Workshop des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam, 24./25. Mai 2023
BUCHBESPRECHUNGEN
Allgemeines
Michael Zeuske, Afrika – Atlantik – Amerika. Sklaverei und Sklavenhandel in Afrika, auf dem Atlantik und in den Amerikas sowie in Europa Ulrich van der Heyden
Anthony King, Urban Warfare in the Twenty-First Century Adrian E. Wettstein
Vincent P. O’Hara and Leonard R. Heinz, Innovating Victory. Naval Technology in Three Wars Hans Karr
Anton Gleißner, Die Königlich Bayerische Gendarmerie 1812-1919 Helmut R. Hammerich
Jens Lowartz, Das Marinelazarett in der Kieler Wik. Eine Pavillonanlage und ihre bautypologischen Vorbilder. Mit einem Beitr. von Nadine Waschull und einem Re-print des Buches von Paul Arendt (1907). Hrsg. von Klaus Gereon Beuckers Leonie Hieck
Altertum und Mittelalter
Gérard Coulon und Jean-Claude Golvin, Die Architekten des Imperiums. Wie das Heer ein Weltreich erbaute André Schade
Alexander Demandt, Diokletian. Kaiser zweier Welten. Eine Biographie Michael Ph. Vollert
Michael Borgolte, Die Welten des Mittelalters. Globalgeschichte eines Jahrtausends Michael Epkenhans
Frühe Neuzeit
Tim Blanning, Glanz und Größe. Der Aufbruch Europas 1648-1815 Andreas R. Hofmann
Joachim Krüger, Der letzte Versuch einer Hegemonialpolitik am Öresund. Dänemark-Norwegen und der Große Nordische Krieg (1700-1721) Martin Meier
1789-1870
Thomas Schuler, Napoleon und die Schweiz Andreas R. Hofmann
Einigkeit, Freiheit, Menschlichkeit. Guillaume Henri Dufour als General, Ingenieur, Kartograf und Politiker. Hrsg. von Joseph Jung Max Plassmann
Marcus Junkelmann, »Sie allein können Bayern retten«. Carl Ernst von Gravenreuth. Eine Karriere zwischen Napoleon und Montgelas Andreas R. Hofmann
Rüdiger Hachtmann, 1848. Revolution in Berlin Andreas R. Hofmann
Earl J. Hess, Civil War Field Artillery. Promise and Performance on the Battlefield Alexander Querengässer
1871-1918
Thomas Gerhards, Staat, Nation und Moderne: Europa 1870-1920 Michael Epkenhans
Alain Pagès, Die Dreyfus-Affäre. Wahrheiten und Legenden Lukas Grawe
Forging the Trident. Theodore Roosevelt and the United States Navy. Ed. by John B. Hattendorf and William P. Leeman Sebastian Rojek
Rafael Kolman, Das belgische und das schweizerische Heer in deutschen Militärfachzeitschriften: Fremdwahrnehmung preussisch-deutscher Offiziere von 1890-1914 Harald Potempa
Sebastian Bischoff, Kriegsziel Belgien. Annexionsdebatten und nationale Feindbilder in der deutschen Öffentlichkeit, 1914-1918 Herbert Reinke
Manfred Rasch, Das Ruhrgebiet im Ersten Weltkrieg. Technik und Wirtschaft Michael Epkenhans
Kriegsgefangenschaft in Österreich-Ungarn 1914-1918. Historiographien, Kontext, Themen. Hrsg. von Verena Moritz und Julia Walleczek-Fritz Günther Kronenbitter
Marco Mondini, Der Feldherr. Luigi Cadorna im »Großen Krieg« 1915-1918 Werner Augustinovic
Frank Jacob, East Asia and the First World War Gerhard Krebs
Out of Line, out of Place. A Global and Local History of World War I Internments. Ed. by Rotem Kowner and Iris Rachamimov Martin Moll
Hartmut Gräber, Die staatlichen Gedenkblätter für die Hinterbliebenen des Ersten Weltkriegs und die von Kaiser Wilhelm II. entworfenen Vorläufer des Evangelischen Trostbundes. Eine Studie. Deutschland, Frankreich, Britisches Reich, Italien und USA Gabriele Bosch
1919-1945
Ulrich van der Heyden, Die Affäre Patzig. Ein Kriegsverbrechen für das Kaiserreich? Eine durch Erinnerungen ergänzte Geschichte eines eigentlich bekannten Kriegsverbrechens im Ersten Weltkrieg Axel Grießmer
Andreas Holzem und Antonia Leugers, Krieg und Frieden in München 1914-1939. Topografie eines Diskurses – Darstellung und Dokumente Markus Thurau
Peter Longerich, Außer Kontrolle. Deutschland 1923 Dennis Werberg
Wolfgang Schieder, Ein faschistischer Diktator. Adolf Hitler –Biografie Martin Moll
Benjamin Carter Hett, Eskalationen. Wie Hitler die Welt in den Krieg zwang Stefan Sauer
David Tüscher, Einer von den Normalen. Biographie und narrativer Selbstentwurf des NS-Direkttäters Dr. Erich Isselhorst Martin Moll
Folker Reichert, Fackel in der Finsternis. Der Historiker Carl Erdmann und das »Dritte Reich«, Bd 1: Die Biographie; Bd 2: Briefe 1933-1945 Winfried Heinemann
Tim Pröse, Hans-Erdmann Schönbeck: »... und nie kann ich vergessen«. Ein Stalingrad-Überlebender erzählt von Krieg, Widerstand – und dem Wunder, 100 Jahre zu leben Winfried Heinemann
Silke Petry und Rolf Keller, Kriegsgefangenenlager Wietzendorf. Geschichte und Gedenken. Hrsg. von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und der Gemeinde Wietzendorf Stefan Sauer
Jan Kamieński, Verborgen vor den Augen des Feindes. Widerstand aus dem Inneren des Dritten Reichs. Hrsg. von Wolfgang Howald Winfried Heinemann
Gaj Trifković, Kesselschlachten in Jugoslawien. Unternehmen »Weiß« und »Schwarz« 1943 Harald Potempa
Peter Harmsen, Asian Armageddon, 1944-1945 Gerhard Krebs
Gerhard Krebs, Spannungen im japanischen Kaiserhaus. Prinzen als Oppositionelle in Krisen , Kriegs und Besatzungszeit 1930-1951 Frank Käser
André Pecher, Friedrich Oskar Ruge. Lebenswelt, Rolle und Selbstverständnis eines Marineoffiziers von 1914 bis 1945 Sebastian Rojek
Frank Möller, Einer gewaltigen Übermacht ehrenvoll unterlegen …? Militaria-Literatur über den Zweiten Weltkrieg am Beispiel des Kriegsschauplatzes Nordeifel/»Hürtgenwald« Christian Adam
Nach 1945
Thorsten Loch, Deutsche Generale 1945-1990. Profession – Karriere – Herkunft Klaus Naumann
Wilfried von Bredow, Die Bundeswehr. Von der Gründung bis zur Zeitenwende Reiner Pommerin
Helmut R. Hammerich, »Stets am Feind!« Der Militärische Abschirmdienst (MAD) 1956-1990 Helmut Müller-Enbergs
Matthias Gretzschel, F 122 – Die Fregatten der Bremen-Klasse Christian Jentzsch
Jörg Beining, Streng geheim! Elektronische Kampfführung im Kalten Krieg. Die EloKa der Bundeswehr und die NATO aus östlicher Perspektive Wolfgang Krieger
Philipp Schultheiß, Ausgeklammert statt anerkannt. Ehemalige NVA-Angehörige und die DDR-Aufarbeitung Rüdiger Wenzke
Julia Katharina Nordmann, Das vergessene Gedenken. Die Trauer- und Gedenkkultur der Bundeswehr Klaus Naumann
Steven T. Wills, Strategy Shelved. The Collapse of Cold War Naval Strategic Planning Christian Jentzsch
Die Ukraine zwischen Russland und der Europäischen Union. Hrsg. von Gilbert H. Gornig und Alfred Eisfeld Hans Hecker
MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER