Militärgeschichtliche Zeitschrift 80 (2021), 2

Titel der Ausgabe 
Militärgeschichtliche Zeitschrift 80 (2021), 2

Erschienen
Preis
€ 42,00; Printeinzelheft: € 25,00; Print + Online: € 43,00

 

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Institution
Militärgeschichtliche Zeitschrift
Land
Deutschland
c/o
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Redaktion MGZ Zeppelinstraße 127/128 14471 Potsdam Tel. 0331 / 9714-0 Fax 0331 / 9714-509
Von
Florian Hoppe, Geisteswissenschaften, De Gruyter Oldenbourg

Das neue Heft der Militärgeschichtlichen Zeitschrift ist erschienen, wir wünschen anregende Lektüre.

Inhaltsverzeichnis

AUFSÄTZE

Christoph Nübel
»Die Waffe Mensch«. Sport, Ausbildung und soldatische Selbstständigkeit in der Zeit des Ersten Weltkrieges

The article argues that sport served as a significant complement to military training in the German Army before and during the First World War. From a military point of view, there were three reasons for this. Firstly, sport was a suitable measure to enhance character and body. Secondly, it was an instrument of military basic and specialist training. Thirdly, it was regarded as a means to instruct rank and file in autonomy on the battlefield. It is shown that in contemporary opinion military sport met the high demands of modern warfare. Using incentives and elements of freedom and play, it expanded the means of military training, which had previously operated primarily with instruction, supervision and discipline. Now it included personal autonomy and initiative (Selbstständigkeit). By supplementing the training with techniques of self-management, the image of the rank and file changed. Since around 1900, they were understood within a framework of a normative military culture that began to influence military service. Operating with biopolitical methods, it pointed at the individual. Thus, the image of an independently acting and at the same time obedient soldier emerged who understood the military order as a model and a framework for action.

Der Artikel vertritt die These, dass Sport die Ausbildung im deutschen Heer vor und während des Ersten Weltkrieges wesentlich ergänzte. Aus militärischer Sicht sprachen drei Gründe dafür. Erstens eignete sich Sport dazu, Charakter und Körper zu trainieren. Zweitens war er Instrument der militärischen Breiten‑ und der Spezialausbildung. Drittens schließlich galt er als Mittel, Mannschaftssoldaten zur Selbstständigkeit auf dem Gefechtsfeld zu erziehen. Argumentiert wird, dass der Militärsport in zeitgenössischer Auffassung die hohen Anforderungen des modernen Krieges in sich aufhob. Als mit Leistungsanreizen und freiheitlich-spielerischen Elementen operierendes System erweiterte er das bislang primär mit Anleitung, Kontrolle und Disziplin operierende Arsenal der Ausbildung um das Element der Selbstständigkeit. Indem die Ausbildung um Techniken militärischer Selbstführung ergänzt wurde, veränderte sich das Bild des Mannschaftssoldaten. Seit 1900 wurde er im Rahmen einer auf das Individuum zielenden normativen militärischen Subjektkultur mit biopolitischen Zügen verhandelt, die als Leitbild auch Rückwirkungen auf den Dienstalltag hatte. Ihr Ideal war der selbstständig handelnde und zugleich gehorsame Mannschaftssoldat, der die militärische Ordnung als Leitbild und Handlungsrahmen begriff.

Brian N. Hall
The American Expeditionary Forces, Communications and the First World War: A Case Study in Inter-Allied Learning

By adopting an inter-organisational learning model to the case study of the American Expeditionary Forces (AEF) Signal Corps during the First World War, this article seeks to position the neglected subject of inter-allied learning within the broader context of the contentious debates surrounding the AEF’s training and military operations. Employing American, British, and French sources, the article examines the experiences of the AEF Signal Corps, an organisation whose role and influence historians of the AEF have largely overlooked and failed to fully appreciate. It argues that although recent interpretations of the AEF’s receptivity to certain British and French methods are generally correct, they underestimate the varied and interconnected nature of the driving influences that shaped the AEF’s learning processes, as well as the collaborative and reciprocal characteristics of inter-allied learning more broadly.

Durch die Übernahme eines interorganisatorischen Lernmodells in die Fallstudie des Signal Corps der amerikanischen Expeditionsstreitkräfte (AEF) während des Ersten Weltkriegs versucht dieser Artikel, das vernachlässigte Thema des interalliierten Lernens in den breiteren Kontext der umstrittenen Debatten über die Ausbildung und die militärischen Operationen der AEF zu stellen. Auf der Grundlage amerikanischer, britischer und französischer Quellen werden die Hauptmotive für den Wunsch des Fernmeldekorps, von seinen kampferprobten europäischen Verbündeten zu lernen, bewertet und die formellen und informellen Lernprozesse untersucht, die der Ausbildung des Fernmeldekorps zugrunde lagen, wobei insbesondere der Einfluss der britischen und französischen Kommunikationsdoktrin, -organisation und -technologie betrachtet wird. Die vorgelegten Erkenntnisse legen nahe, dass die treibenden Einflüsse, die die Lernmethoden der AEF prägten, vielfältiger und stärker miteinander verbunden waren als bisher angenommen, und dass das Lernen zwischen den Verbündeten im Allgemeinen als ein wechselseitiger und nicht als ein einseitiger Prozess betrachtet werden sollte.

Daniel R. Bonenkamp
Die Aktion »Verwüstung«. Eine ostdeutsche Desinformationskampagne gegen die Bundesrepublik

In the fall of 1968 the East German Ministry for State Security (MfS) initiated a disinformation campaign against the Federal Republic of Germany. It accused the government in Bonn of striving to develop and manufacture biological and chemical warfare agents for a European border revision and thus to gain control of weapons of mass destruction. The East German propaganda campaign was primarily aimed at torpedoing the relations between the Western allies, in particular between the Federal Republic and the United States. The present study on the Operation »Devastation« sheds light to a hitherto almost forgotten field of research on East German disinformation campaigns that had a crucial impact on German-German relations during the Cold War.

Im Herbst 1968 startete das ostdeutsche Ministerium für Staatssicherheit eine Desinformationskampagne gegen die Bundesrepublik. Darin wurde der Regierung in Bonn vorgeworfen, für eine europäische Grenzrevision die Entwicklung und Herstellung von biologischen und chemischen Kampfstoffen anzustreben und somit in die Verfügungsgewalt von Massenvernichtungswaffen zu gelangen. Die ostdeutsche Propagandakampagne zielte dabei vorrangig auf die Torpedierung der Beziehungen der westlichen Bündnispartner ab, insbesondere zwischen der Bundesrepublik und den USA. Die vorliegende Untersuchung zur Aktion »Verwüstung« weist dabei auf ein bislang fast vergessenes Forschungsfeld ostdeutscher Desinformationskampagnen hin, die das deutsch-deutsche Verhältnis während des Kalten Krieges maßgebend beeinflussten.

FORSCHUNGSBERICHT

Daniel Jaquet, Elena Magli, Mathijs Roelofsen and Regula Schmid
Martial Culture in Medieval Towns. Medieval history research project at the University of Bern (2018–2022)

NACHRICHTEN AUS DER FORSCHUNG

Lisa Marie Freitag
»Vereinte Militärgeschichte: Der Arbeitskreis Militärgeschichte e.V. und die Entwicklung einer historischen Subdisziplin«

Sebastian M. Thiem
»Technikwissen und Wissenstechniken im deutschen Militär seit 1890«

BUCHBESPRECHUNGEN

Allgemeines

Michael Ph. Vollert
Alexander Demandt, Grenzen. Geschichte und Gegenwart

Martin Moll
Martyn Rady, Die Habsburger. Aufstieg und Fall einer Weltmacht

Lukas Grawe
Wolfgang Krieger, Die Deutschen Geheimdienste. Vom Wiener Kongress bis zum Cyber War

Lukas Grawe
Eckard Michels, Fremdenlegion. Geschichte und Gegenwart einer einzigartigen militärischen Organisation

Hans Hecker
Kerstin S. Jobst, Geschichte der Krim. Iphigenie und Putin auf Tauris

Lukas Grawe
Friedrich Freiherr Kreß von Kressenstein. Bayerischer General und Orientkenner. Lebenserinnerungen, Tagebücher und Berichte 1914–1946. Hrsg. von Winfried Baumgart unter Mitwirkung von Giorgi Astamadze

Klaus Storkmann
Bernd Braun und Ulrike Hörster-Philipps, In jeder Stunde Demokratie. Joseph Wirth (1879–1956). Ein politisches Porträt in Bildern und Dokumenten. Hrsg. von der Joseph-Wirth-Stiftung e. V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg

Heiko Herold
Routledge Handbook of Naval Strategy and Security. Ed. by Joachim Krause and Sebastian Bruns

Altertum und Mittelalter

Michael Epkenhans
Thomas Fischer, Gladius. Roms Legionen in Germanien. Eine Geschichte von Caesar bis Chlodwig

Timo Bollen
Martin Clauss, Militärgeschichte des Mittelalters

1789–1870

Alexander Querengässer
The Military in the Early Modern World. A Comparative Approach. Ed. by Markus Meumann and Andrea Pühringer

Wolfgang Burgdorf
Ronald G. Asch, Vor dem Großen Krieg. Europa im Zeitalter der spanischen Friedensordnung 1598–1618

Martin Meier
Regine Elhs, »Her grefwe Bengts sekreterare« – Balthasar Ehrenstolpe als diplomatischer Grenzgänger am schwedischen Hof (1689–1702)

Adrian Wettstein
Norbert Furrer, Der arme Mann von Brüttelen. Lebenswelten eines Berner Söldners und Landarbeiters im 18. Jahrhundert

Thomas Lindner
Marian Füssel, Der Preis des Ruhms. Eine Weltgeschichte des Siebenjährigen Krieges 1756–1763

1789–1870

Manfred Heidler
Wilhelm Wieprecht (1802–1872). Korrespondenz, Schriften und Dokumente zu Leben und Wirken. Hrsg. und komm. von Achim Hofer und Lucian Schiwietz

1871–1918

Lukas Grawe
Hermann Pölking-Eiken und Linn Sackarnd, Der Bruderkrieg. Deutsche und Franzosen 1870/71

Wolfgang Mährle
Die militärische Elite des Kaiserreichs. 24 Lebensläufe. Hrsg. von Lukas Grawe

Heiko Herold
Friedrich Kirchner, Mit der SMS Kaiserin Elisabeth in Ostasien. Das Tagebuch eines Unteroffiziers der k.u.k. Kriegsmarine (1913–1920). Bearb. und hrsg. von Peter Pantzer und Nana Miyata

Bernd Jürgen Wendt
Sebastian Bondzio, Soldatentod und Durchhaltebereitschaft. Eine Stadtgesellschaft im Ersten Weltkrieg

Max Plassmann
Ann-Katrin Fett, Briefe aus dem Krieg. Die Feldpost als Quelle von 1914 bis 1918

Christoph Nübel
Oliver Kann, Karten des Krieges. Deutsche Kartographie und Raumwissen im Ersten Weltkrieg

Hans Hecker
Verheißung und Bedrohung. Die Oktoberrevolution als globales Ereignis. Hrsg. von Jörg Ganzenmüller, Redaktion: Katharina Schwinde

Michael Epkenhans
Die Stunde der Matrosen. Kiel und die deutsche Revolution 1918. Hrsg. von Sonja Kinzler und Doris Tillmann

Hans-Erich Volkmann
Niemcy i Polska w trakcie i po zakończeniu pierwszej wojny światowej. Niemiecka polityka okupacyjna i nowa zachodnia granica Polski/Deutschland und Polen im und nach dem Ersten Weltkrieg. Deutsche Besatzungspolitik und die neue Westgrenze Polens, Red.: Bernd Martin [u.a.]

1919–1945

Michael Epkenhans
Jörn Leonhard, Der überforderte Frieden. Versailles und die Welt 1918–1923

Helmut R. Hammerich
Laslo Mago und Sebastian Rosenboom, Theodor Poretschkin. Die Lebenserinnerungen eines Nachrichtenoffiziers in Abwehr und Reichssicherheitshauptamt. Mit einem Vorwort von Sönke Neitzel

Harald Potempa
Christian König, Aufklärer, Bomber, Seenotretter. See-Mehrzweckflugzeuge Heinkel He 59 und Heinkel He 115

Gerhard Krebs
Tomohide Ito, Militarismus des Zivilen in Japan 1937–1940. Diskurse und ihre Auswirkungen auf politische Entscheidungsprozesse

Bertram Wojaczek
Andrew Roberts, Feuersturm. Eine Geschichte des Zweiten Weltkriegs

Katharina Kellmann
Heinz Magenheimer, Die deutsche militärische Kriegführung im II. Weltkrieg. Feldzüge – Schlachten – Schlüsselentscheidungen

Stefan Sauer
Dieter Keller, Das Auge des Krieges/The Eye of War. Ukraine 1941/42. Hrsg. von/Ed. by Norbert Moos

Rüdiger Overmans
Aron Shneyer, Pariahs among Pariahs. Soviet-Jewish POWs in German Captivity, 1941–1945

Roman Töppel
Ludger Tewes, Die Panzergrenadierdivision »Großdeutschland« im Feldzug gegen die Sowjetunion 1942 bis 1945

Roman Töppel
Iwan Lawrinenko und Michael Meyer, Drei »Falken« der II./JG 52 auf der Krim im Luftkampf um die Kertsch-Halbinsel (1943–1944). Eine Chronik aus sowjetischen Archiven

Martin Moll
Magnus Pahl, Monte Cassino 1944. Der Kampf um Rom und seine Inszenierung

Bertram Wojaczek
Peter Negwer, Die Luftangriffe auf Rosenheim 1944–1945

Roman Töppel
Conrad Michaels, Rüstungsmanagement der Ministerien Todt und Speer. Das Beispiel Panzerentwicklung/Panzerkommission

Winfried Heinemann
Daniela Rüther, Der »Fall Nährwert«. Ein Wirtschaftskrimi aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs

Ralf Vollmuth
Tagebuch (1926 bis 1945) der Rotkreuzschwester Klara im Heeressanitätsdienst. Eine Konstruktion der Wirklichkeit. Bearb. von Ludger Tewes

Markus Thurau
Dagmar Pöpping, Passion und Vernichtung. Kriegspfarrer an der Ostfront 1941–1945

Eckart Haupt
Heike Frey, Lili Marleen hatt‘ einen Kameraden. Musik in der Wehrmacht-Truppenbetreuung 1939–1945

Winfried Heinemann
Robert M. Zoske, Sophie Scholl: Es reut mich nichts. Porträt einer Widerständigen

Jan Kindler
Niels Schröder, »Gute Laune ist ein Kriegsartikel«. Deutsche und amerikanische Trickfilme, Comics und Cartoons als Mittel der Propaganda während des Zweiten Weltkrieges

John Zimmermann
Volker Ullrich, Acht Tage im Mai. Die letzte Woche des Dritten Reiches

Nach 1945

Winfried Heinemann
Barbara Lier, Das »Hilfswerk 20. Juli 1944«. Die Geschichte der Hinterbliebenen der Hitler-Attentäter von 1944 bis 1974

Klaus Storkmann
Bodo V. Hechelhammer, Spion ohne Grenzen. Heinz Felfe – Agent in sieben Geheimdiensten

Dieter Krüger
Die vergessene Vertreibung. Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze. Hrsg. von Volker Bausch, Mathias Friedel und Alexander Jehn

Harald Potempa
Wolfgang Schmidt, Die Führungsakademie der Bundeswehr als historischer Ort. Ein geschichtlicher Streifzug durch 100 Jahre

Rüdiger Wenzke
Peter Joachim Lapp, Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere. DDR-Propaganda gegen die Bundeswehr

Christian Koller
Vietnam – ein Krieg in Bildern. Horst Fass und andere. Hrsg. von Berthold Petzinna und Renatus Schenkel

MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER

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