Liebe Listenmitglieder,
im Mai erscheint das neue Heft der Miltiärgeschichtlichen Zeitschrift. Wir wünschen angenehme Lektüre. Ihr Verlag De Gruyter Oldenbourg
AUFSÄTZE
Kingsley W. BairdNaming Rights. Conflict, Coexistence, and Restoration in the Memorial Landscape of New Zealand’s Capital City
This paper explores the rich and dynamic history of a physically modest hill called Pukeahu Mount Cook, located on the southern outer edges of the central business district in New Zealand’s capital city, Wellington. The hill was named »Pukeahu« by Māori who originally settled in the area and renamed »Mount Cook« by British colonists soon after their arrival in the nineteenth century. The story of Pukeahu Mount Cook is one of Māori habitation, tribal tensions and migrations, of conflict between Māori and Pākehā and the assertion of British colonial rule, and of the official narrative of New Zealand’s national identity forged through overseas wars and reinforced by associated remembrance practices. The hill’s two names, the ascendency of one over the other, and finally their »peaceful coexistence« are a reflection of changing cultural dynamics, a recognition of the nation’s founding bicultural principles and a process of restoration.
Der Aufsatz untersucht die reichhaltige und wechselhafte Geschichte eines von seinen Höhenmaßen eher bescheidenen Hügels namens Pukeahu Mount Cook. Dieser liegt am südlichen Rand des zentralen Geschäftsviertels von Wellington, der Hauptstadt Neuseelands. Die Māori, die ursprünglich in der Gegend siedelten, nannten den Hügel »Pukeahu«. Die britischen Kolonisten tauften ihn bald nach ihrer Ankunft im 19. Jahrhundert in »Mount Cook« um. Die Geschichte des Pukeahu Mount Cook ist eine Siedlungsgeschichte der Māori, eine Geschichte innerethnischer Spannung und Wanderung, eine Geschichte des Konflikts zwischen Māori und Pākehā. Es ist außerdem eine Geschichte der Durchsetzung britischer Kolonialherrschaft und der offiziellen Großerzählung zur neuseeländischen Nationalidentität, welche ihrerseits durch Kriege in Übersee geprägt und durch eine damit verbundene Praxis kollektiver Erinnerung verstärkt wurde. Die beiden Namen des Hügels – die Überlagerung des einen durch den anderen und schließlich die »friedliche Koexistenz« beider Namen – sind Ausdruck einer wechselhaften kulturellen Dynamik, einer Anerkennung der auf die zwei Kulturen zurückgehenden Grundfesten der Nation und eines Prozesses der Wiedergutmachung.
Benjamin HerzogAm Scheitelpunkt des sacrificiums: Politische Opferlogiken und Opfersemantiken in Deutschland in der Zeit der Weltkriege
Der Aufsatz untersucht den Bedeutungswandel des politisch-militärischen Opferbegriffs und seine Verwendungsgeschichte in Deutschland vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende der 1950er Jahre. Indem er den Diskurs nach der Grundunterscheidung von sacrificium und victima aufschlüsselt, stellt er die Dominanz des sakrifiziellen Opfertypus über den gesamten Zeitraum hinweg fest: Dieser zeigt angesichts von Krieg und Bürgerkrieg sowohl seine Beharrungskraft als auch seine Radikalisierung und Überspannung. Zu diesem Befund kommt die Untersuchung, indem sie die Dynamik und Logik des Opferkonzepts in drei Bereichen nachzeichnet: Sie zeigt, wie das unbedingte Festhalten am Sinnhorizont des Opfers Veränderungen der Semantik erzwingt, v. a. hinsichtlich seiner Freiwilligkeit und Erfolgsbezogenheit. Sie beschreibt, wie sich die Omnipräsenz des Opfers auch darin niederschlägt, dass es zum ethischen Prinzip der Gesamtgesellschaft als Opfergemeinschaft wird. Und schließlich weist sie nach, dass sich die Radikalisierung der Kategorie auch der verschärften Konkurrenz der unterschiedlichen ideologischen Opferziele und Opferparadigmen dieser Epoche verdankt.
The article examines the political and military concept of sacrifice and its shifting semantics in Germany between the First World War and the end of the Fifties. Analyzing the sources by using the distinction of sacrifice vs victim, it proves the former to be the politically predominant paradigm over the whole of this period. Under the impact of war and civil war it shows a striking resilience but also overstretches and radicalizes its meaning. The study traces the dynamics and patterns of the concept in three areas: It shows how the development of the concept of sacrifice is defined by its struggle to hold on to its own meaningfulness in the face of defeat and loss, being forced to change therefor some of its central elements (e.g. its voluntariness and its relation to success). It describes how the sacrifice develops into a social and ethical ideal which aims at structuring the entire society and transgresses among other things into the economic order. And it demonstrates how the competing ideological objectives and understandings of sacrifice contribute decisively to its radicalization during this period.
Malte BeekerKonstruktionen des Krieges. Die Frontzeitung »Ost-Front« der 6. Armee beim Überfall auf die Sowjetunion 1941
In diesem Aufsatz wird die Frontzeitung »Ost-Front« der deutschen 6. Armee zur Zeit des Überfalls auf die Sowjetunion von Juni bis Dezember 1941 analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellungen der deutschen Soldaten, ihrer Feindbilder, der Kampfmotivationen und der Gewalt. Zentrale Aspekte sind sozial konstruierte Geschlechter- bzw. Männlichkeitsvorstellungen und die damit verbundenen Imaginationen von »Kameradschaft « innerhalb der Truppe. Zur qualitativen Bewertung der Frontzeitung werden die Ergebnisse, einer »Propagandageschichte als Kulturgeschichte« (Rainer Gries) folgend, in die Forschungen zur NS-Propaganda und zur Wehrmachtpropaganda eingeordnet und abschließend auch mit aus der Feldpost bekannten Deutungsmustern der deutschen Soldaten in Zusammenhang gesetzt. Damit stellt der Aufsatz als erste Detailstudie zu einer deutschen Frontzeitung des Zweiten Weltkriegs einen Beitrag dazu dar, die hierzu noch immer bestehende Forschungslücke zu schließen.
This paper examines the German 6th Army‘s front-newspaper »Ost-Front« during the German attack on the Soviet Union from June to December 1941. The analysis focusses on the portrayal of the German soldiers, their concepts of the enemy, combat motivations and the violence in war. Central aspects are socially constructed concepts of gender and masculinity and the ideal of »comradeship«. In accordance with the concept of »history of propaganda as cultural history« (Rainer Gries), the analysis‘ results are assessed against the background of the research on National Socialist propaganda and Wehrmacht propaganda. Therefore, this paper contributes as the first detailed study on the German front-newspapers during World War II to narrowing the gap in research on these newspapers.
FORSCHUNGSBERICHTE
Jorit Wintjes und Steffen Pielström»Preußisches Kriegsspiel«. Ein Projekt an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Dirk GötschmannDie Effizienz der frühneuzeitlichen Feuerwaffen. Neue Lösungsansätze für ein altes Problem
NACHRICHTEN AUS DER FORSCHUNG
Dennis Werberg»Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold – Forschungsstand und Perspektiven« Tagung des Museums der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (GDW), Berlin, 8./9. Juni 2018
Klaus Storkmann»The Creation of New States and Collapse of Old Empires in the XXth Century« Der XLIV. Kongress der Internationalen Kommission für Militärgeschichte, Ma’ale Hachamisha/Israel, 2. bis 7. September 2018
Carsten Siegel»Wissenschaft / Krieg / Technik / Militär. Zur Vermessung komplexer Verhältnisse« 59. Internationale Tagung für Militärgeschichte und Sozialwissenschaft (ITMGS) des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaft der Bundeswehr (ZMSBw), Potsdam, 11. bis 13. September 2018
Katherine Barbara Aaslestad»War, the Body, and Communities« Panel Series of Interdisciplinary Network »War and Violence Network«. German Studies Association annual Conference, Pittsburgh (Pennsylvania), 27 to 30 September 2018
BUCHBESPRECHUNGEN
Allgemeines
Agenten, Akteure, Abenteurer. Beiträge zur Ausstellung »Europa und das Meer« am Deutschen Historischen Museum Berlin. Hrsg. von Jürgen und Martina Elvert Sebastian Rojek
Christoph J. Eppler, Söldner, Schädel und Soldaten. Eine kritische Militärgeschichte von der Antike bis Afghanistan Martin Moll
Philippe Buc, Heiliger Krieg. Gewalt im Namen des Christentums Markus Thurau
Projektionsflächen von Adel. Hrsg. von Silke Marburg und Sophia Kuenheim Thorsten Loch
Militär und Recht vom 16. bis 19. Jahrhundert. Gelehrter Diskurs – Praxis – Transformationen. Hrsg. von Jutta Nowosadtko, Diethelm Klippel und Kai Lohsträter Janine Rischke-Neß
Jürgen Kraus, Bayerische Fahnen. Die Fahnen und Standarten des bayerischen Heeres vom 16. Jahrhundert bis 1918 Helmut R. Hammerich
Hans Karr, Enzyklopädie Deutscher Kriegsschiffe. Großkampfschiffe, Kreuzer, Kanonenboote, Torpedoboote und Zerstörer bis 1945 Christian Jentzsch
Seekriegsführung in der Ostsee. Hrsg. von Christian Jentzsch Dieter Hartwig
Sebastian Rojek, Versunkene Hoffnungen. Die Deutsche Marine im Umgang mit Erwartungen und Enttäuschungen 1871–1930 Michael Epkenhans
Trent Hone, Learning War. The Evolution of Fighting Doctrine in the U.S. Navy, 1898–1945 Axel Niestlé
Jan-Olof Grahn, Om svensk signalspaning: pionjärerna Jan-Olof Grahn, Om svensk underrättelsetjänst Michael F. Scholz
Altertum und Mittelalter
Catherine Wolff, Déserteurs et transfuges dans l'armée romaine à l'époque républicaine Loretana de Libero
Killing and Being Killed. Bodies in Battle. Perspectives on Fighters in the Middle Ages. Ed. by Jörg Rogge Malte Prietzel
Christine Grieb, Schlachtenschilderungen in Historiographie und Literatur (1150–1230) Hiram Kümper
Werner Meyer, Ritterturniere im Mittelalter. Lanzenstechen, Prunkgewänder, Festgelage Hiram Kümper
Matthias Johannes Bauer, »Der Allten Fechter gründtliche Kunst«. Das Frankfurter oder Egenolffsche Fechtbuch. Untersuchung und Edition Hiram Kümper
Frühe Neuzeit
Lauro Martines, Blutiges Zeitalter. Krieg in Europa 1450–1700 Markus Meumann
In the Name of the Battle against Piracy. Ideas and Practices in State Monopoly of Maritime Violence in Europe and Asia in the Period of Transition. Ed. by Ota Atsushi Carmen Winkel
Soldgeschäfte, Klientelismus, Korruption in der Frühen Neuzeit. Zum Soldunternehmertum der Familie Zurlauben im schweizerischen und europäischen Kontext. Hrsg. von Kaspar von Greyerz, André Holenstein und Andreas Würgler Max Plassmann
Dynamik durch Gewalt? Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) als Faktor der Wandlungsprozesse des 17. Jahrhunderts. Hrsg. von Michael Rohrschneider und Anuschka Tischer Alexander Querengässer
Wallenstein. Mensch – Mythos – Memoria. Hrsg. von Birgit Emich [u.a.] Max Plassmann
The War of the Spanish Succession. New Perspectives. Ed. by Matthias Pohlig and Michael Schaich Alexander Querengässer
Sven Düwel, Ad bellum Sacri Romano-Germanici Imperii solenne decernendum: Die Reichskriegserklärung gegen Brandenburg-Preußen im Jahr 1757. Das Verfahren der »preußischen Befehdungssache«1756/57 zwischen Immerwährendem Reichstag und Wiener Reichsbehörden Wolfgang Burgdorf
1789–1870
Armee im Untergang. Württemberg und der Feldzug Napoleons gegen Russland 1812. Hrsg. von Wolfgang Mährle und Nicole Bickhoff Max Plassmann
Franz Simon Meyer, Die ganze Geschichte meines gleichgültigen Lebens, Bd 1: 1816–1828: Die Jugendjahre des Franz-Simon Meyer. Hrsg. von Sebastian Diziol Franz Simon Meyer, Die ganze Geschichte meines gleichgültigen Lebens, Bd 2: 1829–1849: Franz-Simon Meyer in Zeiten der Revolution. Hrsg. von Sebastian Diziol Max Plassmann
1871–1918
Jacques R. Pauwels, The Great Class War 1914–1918 Günther Kronenbitter
Der Erste Weltkrieg in der deutschen und britischen Erinnerungskultur / The First World War in British and German Commemorative Culture. Hrsg. von Jasmin Hain, Frank-Lothar Kroll und Martin Munke Christin Pschichholz
Apologeten der Vernichtung oder »Kunstschützer«? Kunsthistoriker der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg. Hrsg. von Robert Born und Beate Störtkuhl Gabriele Bosch
Wilhelm Hellmold, Entwicklung und Einsatz landgestützter Fernbomber bei den kriegführenden Mächten. Skizzen und Informationen über den internationalen Bomberbau im 1. Weltkrieg 1914–1918 Harald Potempa
Der Erste Weltkrieg zur See. In Zusammenarbeit des Deutschen Marinemuseums und des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr hrsg. von Michael Epkenhans und Stephan Huck Sebastian Rojek
Rüdiger Schütt, Seefahrt ist not! Gorch Fock – Die Biographie Christian Jentzsch
Tim Grady, A Deadly Lagacy. German Jews and the Great War Christian Koller
Immanuel Voigt, Zeugnisse von der Dolomitenfront 1915. Das Alpenkorps in Bildern, Berichten und Biografien Werner Augustinovic
Marco Mondini, Il Capo. La Grande Guerra del generale Luigi Cadorna Bastian Matteo Scianna
1919–1945
Kai Seyffarth, Entscheidung in Aleppo. Walter Rößler (1871–1929). Helfer der verfolgten Armenier. Eine Biografie Rolf Hosfeld
Mark Jones, Am Anfang war Gewalt. Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik Rüdiger Bergien
Jörn Happel, Der Ost-Experte. Gustav Hilger – Diplomat im Zeitalter der Extreme, Paderborn 2018 Armin Wagner
Geheime Depeschen aus Berlin. Der französische Botschafter François-Poncet und der Nationalsozialismus. Hrsg. von Jean-Marc Dreyfus Christoph Nübel
Reiner Möckelmann, Hannah von Bredow. Bismarcks furchtlose Enkelin gegen Hitler Winfried Heinemann
Paul Fröhlich, »Der unterirdische Kampf«. Das Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt 1924–1943 Martin Moll
Christian König, »Erste am Feind«. Bordflugzeug und Küstenaufklärer Heinkel He 60 Harald Potempa
Christian Gerlach, Der Mord an den europäischen Juden. Ursachen, Ereignisse, Dimensionen Christian Streit
Herlinde Pauer-Studer und J. David Velleman, »Weil ich nun mal ein Gerechtigkeitsfanatiker bin«. Der Fall des SS-Richters Konrad Morgen Hubert Seliger
Das Stalag X B Sandbostel. Geschichte und Nachgeschichte eines Kriegsgefangenenlagers. Katalog der Dauerausstellung. Hrsg. von Andreas Ehresmann Rüdiger Overmans
Paul Kannmann, Das Stalag XI A Altengrabow 1939–1945 Rüdiger Overmans
Michele K. Troy, Strange Bird. The Albatross Press and the Third Reich Christian Adam
Lothar Burchardt, Amerikas langer Arm. Kontroversen um die Nutzung von Grönland im Zweiten Weltkrieg Michael F. Scholz
Peter Herde, Die Achsenmächte, Japan und die Sowjetunion. Japanische Quellen zum Zweiten Weltkrieg (1941–1945) Gerhard Krebs
Wakako Higuchi, The Japanese Administration of Guam, 1941–1944. A Study of Occupation and Integration Policies, with Japanese Oral Histories Ooi Keat Gin, The Japanese Occupation of Borneo, 1941–1945 Takuma Melber
Nach 1945
Die Berliner Luftbrücke. Erinnerungsort des Kalten Krieges. Hrsg. von Corine Defrance, Bettina Greiner und Ulrich Pfeil Volker Koop
Agilolf Keßelring, Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik Rolf-Dieter Müller, Reinhard Gehlen. Geheimdienstchef im Hintergrund der Bonner Republik. Die Biografie, Teil 1: 1902–1950; Teil 2: 1950- 1979 Christian Koller
Matthew Jones, The Official History of the UK Strategic Nuclear Deterrent, vol. 1: From the V-Bomber Era to the Arrival of Polaris, 1945–1964 Matthew Jones, The Official History of the UK Strategic Nuclear Deterrent, vol. 2: The Labour Government and the Polaris Programme, 1964 1970 Andreas Lutsch
Evanthis Hatzivassiliou, NATO and Western Perceptions of the Soviet Bloc. Alliance analysis and reporting, 1951-69 Winfried Heinemann
Samia Henni, Architecture of Counterrevolution. The French Army in Northern Algeria Jerônimo Barbin
Peter Joachim Lapp, Grenzbrigade Küste. DDR-Grenzsicherung zur See Stefan Kahlau
Anne Bieschke, Die unerhörte Friedensbewegung. Frauen, Krieg und Frieden in der Nuklearkrise (1979–1983) Angelika Dörfler-Dierken
Der Abzug. Die letzten Jahre der russischen Truppen in Deutschland. Eine fotografische Dokumentation von Detlev Steinberg Heiner Bröckermann